BERLIN (dpa-AFX) - Die Steigerung hat es in sich: In wenigen Tagen erhöht sich der Preis für das Deutschlandticket um gut 18 Prozent. Die rund 13 Millionen Nutzerinnen und Nutzer müssen ab Januar monatlich 58 Euro statt 49 Euro für das bundesweite Abo im Nah- und Regionalverkehr zahlen. Zum Vergleich: Die Inflationsrate für 2023 lag im Jahresdurchschnitt bei knapp 6 Prozent. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Warum wird das Deutschlandticket teurer?

Das Deutschlandticket ermöglicht seit Mai 2023 bundesweit Fahrten in sämtlichen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs zum einheitlichen Monatspreis. Es hat die unübersichtliche Tarifstruktur im öffentlichen Verkehrssektor radikal vereinfacht. Doch für die Verkehrsunternehmen bedeutet das Angebot hohe Umsatzeinbußen, weil die meisten ÖPNV-Abos zuvor deutlich teurer waren.

Bund und Länder gleichen diese Einbußen bisher pro Jahr mit jeweils 1,5 Milliarden Euro aus. Weil die Abozahlen nach wie vor unter den Erwartungen liegen, reicht dieses Geld aber für die Finanzierung nicht aus. Die Bundesländer haben deshalb Ende September eine deutliche Preiserhöhung ab dem kommenden Jahr beschlossen. So sollen die Verkehrsunternehmen das Abo weiter anbieten können.

Könnte das Ticket noch teurer werden?

Prinzipiell ja, aber ob und wann eine weitere Preissteigerung ansteht, ist offen. Zumindest im kommenden Jahr dürfte es beim Monatspreis von 58 Euro bleiben. Für die Zeit danach ist aber nicht einmal geklärt, ob es das Ticket überhaupt noch gibt. Bisher ist die Finanzierung lediglich für 2025 gesichert, die notwendige Gesetzesänderung haben Bundestag und Bundesrat erst kurz vor Weihnachten beschlossen. Weitere Preissteigerungen hängen auch davon ab, ob es bei den bisherigen Bundes- und Ländermitteln bleibt und ob diese aufgestockt oder gekürzt werden.

Was bedeutet der höhere Preis für die Nachfrage?

Es liegt nahe, dass der neue Preis einigen Inhaberinnen und Inhabern zu hoch wird und sie das Abo deshalb kündigen. Wie viele es sein werden, ist nicht absehbar.

Die Verkehrsunternehmen melden ihre Verkaufszahlen regelmäßig an ihren Bundesverband VDV. Dieser verweist auf die aktuelle Zahl von rund 13,1 Millionen Abonnenten. Ein umfassendes Bild wird der Verband eigenen Angaben zufolge erst zu Beginn des kommenden Jahres haben.

Wer das Deutschlandticket über die Kanäle der Deutschen Bahn abgeschlossen hat, musste der Preiserhöhung bis Ende November zustimmen. Wer das nicht tat, dem wurde gekündigt. Der bundeseigene Konzern nennt aber keine Zahlen. Die Mehrzahl der Kundinnen und Kunden habe dem höheren Monatspreis zugestimmt, hieß es lediglich.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) äußerte sich zuletzt zuversichtlich, dass die meisten Inhaberinnen und Inhaber dabei bleiben. Die preisliche Attraktivität sei das eine, sagte er der dpa. "Das einfache Handling ist aber genauso wichtig. Und hinzu kommt natürlich auch, dass die Fahrscheine vor der Einführung des Deutschlandtickets ja wesentlich teurer waren." Das gilt vor allem für Pendler in Ballungsgebieten sowie dem ländlichen Raum, wo frühere ÖPNV-Abos oft mehr als 200 Euro im Monat gekostet haben.

Wie stehen die Chancen für eine dauerhafte Regelung beim Ticket?

Nicht alle Fachleute sehen das Deutschlandticket rundum positiv. In einer Sache sind sich jedoch die meisten einig: Das Abo hat den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland stark vereinfacht.

Auch Wissing sprach sich zuletzt deshalb für eine dauerhafte Regelung für das Ticket aus. "Das wäre deswegen erforderlich, weil im Deutschlandticket sehr viel Innovationskraft steckt", sagte er. "Das ist ja nicht nur ein praktischer und preislich attraktiver Fahrschein, sondern das Deutschlandticket ist auch eine Digitalisierungsoffensive für den öffentlichen Personennahverkehr."

Doch die Unsicherheiten über die Zukunft des Angebots sind so alt wie das Ticket selbst. Im November einigten sich Bund und Länder auf die Finanzierung für 2025. Vor wenigen Tagen folgte dann die dafür notwendige Gesetzesänderung durch Bundestag und Bundesrat. Wie es ab 2026 weitergeht, ist aber offen und hängt auch von den Prioritäten der nächsten Bundesregierung ab. Im Wahlprogramm der Union wird das Deutschlandticket zumindest nicht genannt.

Unions-Fraktionsvize Ulrich Lange (CSU) sagte, 2025 könne das Ticket fortgesetzt werden. Danach gebe es "Spielraum für alles Weitere oder Neue". Das Ticket habe eine Vielzahl von Konstruktionsfehlern, an denen es am Ende fast gescheitert wäre. Es sei nicht solide finanziert. "Mit 58 Euro ist dieses Ticket nicht finanziert." Der Bund mische sich in eine Länderaufgabe ein. Und der ländliche Raum werde benachteiligt. "Das Auto bleibt Verkehrsmittel Nummer eins, vor allem im ländlichen Raum. Da kann auch ein Deutschlandticket nicht hinwegtäuschen."/maa/wim/hoe/DP/he