BERLIN (dpa-AFX) - Die Bundesregierung setzt sich im Gaza-Krieg mit ungewöhnlich deutlichen Worten für einen erfolgreichen Abschluss der stockenden Verhandlungen über ein Abkommen zur Freilassung von Geiseln aus den Händen der Hamas ein. "Der erschütternde Fund der sechs toten israelischen Geiseln am vergangenen Wochenende hat einmal mehr verdeutlicht: Ein Waffenstillstand, der den Weg zur Befreiung aller Geiseln der Hamas öffnet, muss jetzt oberste Priorität haben", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin. "Dahinter sollten andere Erwägungen zurücktreten", ergänzte er.

Die Bundesregierung fordere dazu "alle in den Verhandlungen zu größter Flexibilität und Kompromissbereitschaft auf", sagte Büchner. Ein Abkommen werde es ermöglichen, dass die Geiseln endlich freikämen, dass mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gebracht werde und den Menschen eine Atempause von einem nun seit elf Monaten andauernden Krieg verschafft werde. Zudem könne es erheblich zur Deeskalation der regionalen Lage beitragen. Die Bundesregierung schließe sich dem Aufruf der USA, Katars und Ägyptens an beide Seiten an, in gemeinsamen Gesprächen nun offene Punkte abzuschließen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Biden-Plans zu beginnen, ergänzte Büchner.

Der Plan von US-Präsident Joe Biden sieht zunächst eine Waffenruhe von sechs Wochen vor. In diesem Zeitraum würde eine bestimmte Gruppe von Geiseln freigelassen. Im Gegenzug würden Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind. In der nächsten Phase würden die Kämpfe dann dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln freigelassen. In einer letzten Phase soll dem Entwurf zufolge der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen

Am Wochenende hatte die Armee den Fund von sechs israelischen Geiseln verkündet. Das israelische Gesundheitsministerium teilte laut Medienberichten mit, die Geiseln seien etwa 48 bis 72 Stunden vor der Autopsie aus nächster Nähe erschossen worden./bk/DP/ngu