STUTTGART (BOERSE STUTTGART GMBH) - Aktien-Marktbericht der Börse Stuttgart

Direkt vom Parkett: Meistgehandelte Aktien

Deutschland

Der deutsche Leitindex DAX befindet sich noch immer im Sog der Zins- und Inflationsentwicklung. Sobald die Inflation stärker als erwartet ausfällt, ziehen die Renditen deutlich an. Das geschieht in Erwartung einer weiteren Leitzinsanhebung in den USA, die dann auch auf Europa abfärbt und darunter leiden derzeit wiederum die Aktienmärkte. Umgekehrt sorgen schwache Wirtschaftsdaten für eine Unterstützung am Aktienmarkt. Anleger erwarten in diesem Fall künftig eine weniger restriktive Geldpolitik. In diesem Spannungsfeld hat sich der DAX in der vergangenen Woche seitwärts entwickelt. Verunsicherung hat ein wieder intensiver geführter Krieg in der Ukraine beigetragen. Das „Angstbarometer“ VDAX-New ist in der Folge weiter gestiegen und hat die Marke von 30 Prozent überschritten, was deutlich über dem historischen Durchschnitt bei knapp 20% liegt.

Porsche AG

An der Börse Stuttgart wurden zuletzt bei den Inlandsaktien die Titel Porsche und BASF rege gehandelt. Mit fast 800 Preisfeststellungen war Porsche Spitzenreiter bei den Inlandsaktien. Der Börsengang war ein großer Erfolg. Die Mehrzuteilungsoption der so genannte Greenshoe ist teilweise ausgeübt worden, so dass nun 110,1 Millionen Porsche-Aktien an der Börse gehandelt werden. 24,2% der Vorzüge sind damit im Streubesitz. VW hat durch den erfolgreichen Börsengang seiner Sportwagen-Tochter Porsche 9,08 Mrd. Euro eingenommen. Aktuell notiert die Aktie rund 5% über dem Ausgabepreis von 82,50 Euro.

BASF

Auf Platz zwei bei den beliebtesten Inlandsaktien landete BASF mit fast 500 Preisfeststellungen. Der Chemiekonzern hat in dieser Woche mit vorläufigen Zahlen über sein abgelaufenes Geschäftsquartal berichtet. Im dritten Quartal büßte BASF aufgrund hoher Abschreibungen deutlich ein, der Gewinn nach Steuern ist von 1,25 Milliarden Euro auf voraussichtlich 909 Millionen Euro zurückgegangen. Ein Sparprogramm, das bis 2024 umgesetzt wird, soll die jährlichen Kosten außerhalb der Produktion um 500 Millionen Euro senken. Mehr als die Hälfte der Einsparungen sollen am Standort Ludwigshafen realisiert werden. Die Aktie hat sich in der vergangenen Woche überwiegend seitwärts entwickelt.

International

In den USA hatte sich der Preisauftrieb auf Hersteller- und Verbraucherebene erneut abgeschwächt, wie die Erzeuger- und Verbraucherpreise für den September im Vergleich zum Vormonat zeigten. Volkswirte hatten in beiden Fällen allerdings im Schnitt mit einem etwas deutlicheren Rückgang gerechnet. Obwohl Konsumentenpreise mit 9,1% auf Jahresbasis ihren Höhepunkt im Juni erreicht hatten, gerieten die Aktienmärkte nach den jüngsten Daten unter Druck, weil Anleger von einer anhaltend restriktiven Geldpolitik ausgehen. Sie preisen eine Wahrscheinlichkeit von fast 98% ein, sodass die US-Notenbank den Leitzins bei ihrer Sitzung Anfang November um 75 Basispunkte oder 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von 3,75% bis 4% anheben wird. Der Fokus der Notenbank liegt auf Bekämpfung der Inflation, was zu Lasten der Konjunkturaussichten geht. Die Zinskurve in den USA ist weiterhin invers, was in der Vergangenheit oft ein Vorläufer für eine Rezession gewesen ist.

Tesla

Mit mehr als 200 Preisfeststellungen war Tesla der am stärksten gehandelte Auslandstitel an der Börse Stuttgart in der abgelaufenen Woche. Der E-Autobauer hatte positive Nachrichten aus China zu berichten. Der Absatzmarkt dort ist einer der wichtigsten weltweit und Tesla hat im September dort den Verkaufsrekord gebrochen: Der Absatz lag bei 83.135 Fahrzeugen. Ein Grund dafür liegt den Experten zufolge in den hohen Ölpreisen, die Elektroautos bei Verbrauchern beliebter machen. Mit diesen Zahlen konnte Tesla aber die Analystenerwartungen nicht ganz erfüllen und die Aktie verlor in der Vorwoche mehr als 10%.

Nel ASA

In Stuttgart wurde auch die Aktie von dem norwegischen Wasserstoff-Unternehmen Nel ASA rege gehandelt. Der Einbruch von rund 20% seit einer Woche hat viele Anleger angezogen. Die Analysten von Goldman Sachs haben ihre Kaufempfehlung beibehalten, aber das Kursziel von 20 auf 17 norwegische Kronen gesenkt. Nel ASA hatte außerdem einen millionenschweren Deal mit dem US-Militär gemeldet. Die US-Tochter Nel Hydrogen hat vom US-Verteidigungsministerium eine Finanzierung in Höhe von 5,6 Millionen US-Dollar für die beschleunigte Entwicklung fortschrittlicher Elektrolyseverfahren bekommen. Damit soll kostengünstig Wasserstoff erzeugt werden.

Spezialeinblick

US-Berichtssaison: Wende für die Aktienmärkte?

Auch wenn Themen wie die Geldpolitik und Inflationszahlen zuletzt die Richtung am Aktienmarkt stark beeinflussten, stellt die Bilanzsaison der Unternehmen die Grundlage für die fundamentale Bewertung dar. Gerade die anstehenden Berichte und Ausblicke werden mit großer Spannung erwartet, da das Umfeld so herausfordernd ist wie selten zuvor und die Prognosen der Analysten von hoher Unsicherheit geprägt sind.

Die gute Nachricht: Nachdem zuletzt bereits einige Unternehmen wie AMD, Micron und Nike enttäuschten, sind die Erwartungen so kräftig gesunken wie selten zuvor. Anfang Juli lagen die Prognosen für das Gewinnwachstum der Firmen im S&P 500 für das dritte Quartal bei 9,8%, jetzt nur noch bei 2,2%. Einen so kräftigen Rückgang der vierteljährlichen Schätzungen gab es zuletzt im zweiten Quartal 2020. Da der Energiesektor den Prognosen zufolge allerdings 6,3 Prozentpunkte beisteuert, sollen die Gewinne der S&P 500-Firmen somit ohne Energie um 4,1% gesunken sein. Dies zeigt deutlich, wie schwierig die Situation bereits ist. Auf der anderen Seite liegt die Messlatte für die Unternehmen tief und kann umso leichter übertroffen werden. Eine beeindruckende Serie könnte daher fortgesetzt werden: In 39 der vergangenen 40 Quartale übertrafen die tatsächlichen Ergebnisse die Prognosen der Analysten. Setzt sich dieser Trend fort, könnte am Ende ein Gewinnzuwachs von sechs bis sieben Prozent in die Bilanz eingehen.

Fraglich ist allerdings, ob die Gewinnschätzungen ausreichend kräftig nach unten angepasst wurden. Gewinnrückgänge von 15% bis 20% waren in vergangenen Abschwung Phasen häufig zu beobachten. Fast noch wichtiger als der Blick zurück ist daher die Zukunft. Besonders die Ausblicke der Unternehmen und Hinweise zur Nachfrageentwicklung, den Margen, Lieferketten und der Lohnentwicklung dürften in den Fokus rücken und für viel Gesprächsstoff sorgen. Es zeichnet sich somit eine heterogene Berichtssaison ab mit kräftigen Kursreaktionen.

Disclaimer:

Der vorliegende Marktbericht dient lediglich der Information. Für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernimmt die Boerse Stuttgart GmbH keine Gewähr. Insbesondere wird keine Haftung für die in diesem Marktbericht enthaltenen Informationen im Zusammenhang mit einem Wertpapierinvestment übernommen. Hiervon ausgenommen ist die Haftung für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit.

Quelle: Boerse Stuttgart GmbH, www.boerse-stuttgart.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Boerse Stuttgart GmbH verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)