FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der November hält gleich zwei große Ereignisse bereit, die an den Börsen hohe Wellen schlagen könnten: die US-Wahl und der US-Notenbankentscheid. Die Unsicherheiten dürften zu deutlichen Schwankungen führe, heißt es.

4. November 2024. In dieser Woche blickt alles gen USA mit der Wahl am Dienstag und der Notenbanksitzung am Donnerstag. "Es ist nach wie vor ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Präsidentschaftswahl und auch hinsichtlich der Mehrheiten im Senat und im Repräsentantenhaus", bemerkt Ulrich Kater von der DekaBank. Bei solch knappen Verhältnissen könne es gut sein, dass einige Tage verstrichen bis zum klaren Wahlergebnis. "Diese Unsicherheit könnte an den Kapitalmärkten zu erhöhten Schwankungen führen."

Hängepartie befürchtet

Ein nicht eindeutiger Wahlausgang könnte laut Claudia Windt von der Helaba auch dazu führen, dass erneute Stimmauszählungen juristisch erzwungen würden. "Damit wäre die US-Politik erst einmal gelähmt - nach innen wie nach außen." Eine vermutlich sehr laute Hängepartie würde beginnen. "Eine solche Phase der Unsicherheit dürfte aus Sicht der Finanzmärkte das größere Risiko bergen, was dann weitere Safe-Haven-Umschichtungen in Gold und Renten auslösen könnte", meint die Analystin.

Der DAX steht am Montagmorgen bei 19.257 Punkten nach 19.255 Zählern zu Handelsschluss am Freitag. Die Vorgaben aus den USA sind gut. Dort waren S&P 500, Dow Jones und Nasdaq am Freitag mit Gewinnen in das Wochenende gegangen.

"Auch bei Harris-Wahlsieg muss einem um US-Aktienmarkt nicht bange sein"

Robert Halver von der Baader Bank zufolge positionieren sich Investoren für eine zweite Amtszeit von Donald Trump. "Seine Wirtschaftsagenda der Deregulierung, Steuererleichterungen und des verstärkten Protektionismus bei weiterhin munterer Schuldenmania zur nationalen Wirtschaftsförderung kommt an der Börse gut an", erklärt Halver. Doch auch bei einem Wahlsieg von Kamala Harris müsse einem um den US-Aktienmarkt nicht bange sein - die Konjunkturförderung werde auch von ihr verfolgt. "Wirtschaftsfeindlichkeit hat in Amerika keine Chance. Und ihre Steuererhöhungs- und Regulierungsmaßnahmen müssen den Kongress passieren, wo sie rasiert werden."

Fed wohl weiter auf Zinssenkungskurs

Für die am Donnerstag anstehende Notenbanksitzung wird fest mit einer weiteren Zinssenkung gerechnet, überwiegend um 0,25 Prozent. Die schwachen Arbeitsmarktdaten vom Freitag haben daran nichts geändert, wie die DZ Bank meint: "In den USA ist das Beschäftigungswachstum im Oktober eingebrochen. Das liegt aber vor allem an Streiks und Unwettern", erklärt Alexander Buhrow. Die Fed werde sich durch die Sondereffekte nicht zu einem großen Zinsschritt verleiten lassen. "Wir gehen davon aus, dass die Währungshüter die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken werden."

Zudem geht die Berichtssaison weiter. Hierzulande legen unter anderem DHL, Commerzbank, Fresenius, BMW, Munich Re und Rheinmetall ihre Bücher offen. In den USA berichten etwa Berkshire Hathaway, Qualcomm und Airbnb.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Dienstag, 5. November

USA: Präsidentschafts- und Kongresswahlen. Die Umfragen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump mit leichten Vorteilen für Trump. Unklar sind auch die künftigen Mehrheiten im Senat und Repräsentantenhaus.

Donnerstag, 7. November

8.00 Uhr. Deutschland:Industrieproduktion September. Die Produktion dürfte gegenüber dem August um 2 Prozent gefallen sein, meint die Commerzbank. Dafür spreche die weiterhin trübe Stimmung. Zudem sei das kräftige Plus von 2,9 Prozent im August teilweise auf Sondereffekte zurückzuführen.

13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Die Notenbank dürfte ihren Leitzins zum dritten Mal um 25 Basispunkte auf nun 4,75 Prozent senken, meint die DekaBank. Die jüngsten Daten unterstützten das. Die Inflation sei im September stärker als erwartet und erstmals seit drei Jahren unter die 2 Prozent-Zielmarke gesunken. Zudem lasse das Lohnwachstum nach, und die Stimmungsindikatoren deuteten auf eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hin.

20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Aufgrund der US-Wahl findet der Zinsentscheid einen Tag später statt als sonst üblich. Laut DekaBank wird mehrheitlich mit einer Senkung um 25 Basispunkte auf 4,50 bis 4,75 Prozent gerechnet. Eine Aktualisierung der makroökonomischen Projektionen stehe erst wieder im Dezember an, auch die ?"nderungen im Statement seien vermutlich vernachlässigbar.

Von Anna-Maria Borse, 4. November 2024, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)