FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Silicon Valley Bank-Schock lässt die Umsätze steigen, neben Verkäufen aber auch durch Käufe von ETFs. Speziell Banken-Tracker haben allerdings kräftig verloren.
14. März 2023. Frankfurt (Börse Frankfurt). Auch im ETF-Handel ist die Unruhe spürbar nach dem Zusammenbruch der kalifornischen Silicon Valley Bank SVB. "Am Donnerstag und Freitag hatten wir sehr viel Volumen, und gestern sah es auch nicht anders aus", berichtet Torben Bendt von Lang & Schwarz. Allerdings werde nicht nur verkauft. "Wir sehen beides, Verkäufe und Käufe."
Holger Heinrich von der Baader Bank meldet im Vergleich zur Vorwoche stabile Umsätze und sogar mehr Käufe. "Trotz fallender Märkte haben die Kunden fast doppelt so viele ETFs gekauft wie verkauft." Auch Frank Mohr von der Société Générale sieht auf Wochensicht noch einen Käuferüberhang. "Das kann nächste Woche aber schon anders sein." ETFs seien eben auch betroffen, vor allem Banken-ETFs.
Am Dienstag zeichnet sich an den Börsen eine Erholung ab, der DAX steht am Mittag bei 15.182 Punkten. Am gestrigen Montag hatte sich der Kurseinbruch noch fortgesetzt. "Die europäischen Aktienbörsen boten ein Bild des Jammers beziehungsweise Grauens", erklärt die Deutsche Bank mit Blick auf die Verluste zwischen 1,2 und 4 Prozent. Die US-Börsen hatten nach einem sehr volatilen Verlauf hingegen uneinheitlich geschlossen.
Deutsche Aktien gerne genommen
Wie immer umsatzstark und beliebt im ETF-Geschäft: MSCI World-Indexfonds. Mohr meldet Käufe, etwa für den iShares MSCI World. Bei Kund*innen der Baader Bank sind global investierende ETFs mit ESG-Filter besonders gefragt, konkret der Xtrackers MSCI AC World ESG Screened (IE00BGHQ0G80), der UBS MSCI ACWI Socially Responsible (
Was europäische Aktien angeht, ist der Trend ebenfalls klar: Sie sind weiter gefragt. "Bei uns ist der Anteil von ETFs, die europäische oder auch konkret deutsche Aktien abbilden, im Moment auffällig hoch", stellt Mohr fest. Anleger*innen setzten auf DAX-Produkte von Xtrackers (LU0274211480) oder iShares (DE0005933931). "Ende der Woche waren es dann aber auch eher Verkäufe." Bei der Baader Bank waren europäische Large Caps gefragt (FR0010790980, IE00B4K6B022), aber auch Small Caps (LU0671493277). Bendt sieht viele Käufe für den Lyxor Core Stoxx Europe 600 (LU0908500753).
Für US-Aktien ist das Bild gemischt: Laut Mohr stehen US-Tracker vor allem auf den Verkaufslisten, laut Heinrich auf den Kauflisten (LU0274210672, FR0007056841), auch der Russell 2000 (IE00B60SX402), der sich auf kleinere Werte bezieht.
Mohr
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Raus mit Banken-ETFs
Am stärksten betroffen von den Turbulenzen um die SVB sind Banken-ETFs. Kräftig Federn lassen müssen zum Beispiel der iShares S&P 500 Financials Sector (IE00B4JNQZ49), aber auch der iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (DE0006289309), die Kund*innen der Société Générale häufig aus den Portfolios nehmen. "Auch europäische Banken verzeichnen Kursverluste", bemerkt Mohr.
Auf die Woche gesehen seien allerdings Gesundheitsaktien noch reger gehandelt worden - und zwar in beide Richtungen. Käufe überwogen - noch - in Technologiewerten, etwa im Xtrackers MSCI World Information Technology (IE00BM67HT60) und im WisdomTree Cloud Computing (IE00BJGWQN72). Bei Lang & Schwarz wird mit ETCs weiter viel auf den Ölpreis gesetzt, gerne auch mit Hebel, etwa mit dem WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged (JE00BDD9Q840).
Anleihen-ETFs machten bei der Société Générale abermals einen größeren Anteil der Umsätze aus als üblich. Gesetzt wurde auf Geldmarkt-Tracker (FR0010510800), aber auch auf US-Staatsanleihen mit Laufzeit von 7 bis 10 Jahren und europäische High Yield-Bonds (IE00B66F4759).
Krypto-ETNs wieder gesucht
Stark angezogen hat laut Bendt das Geschäft mit Krypto-ETNs. "Trotz der Turbulenzen an den Märkten zeigen sich die Kryptowährungen fest." Überwiegend Käufe meldet er für den 21Shares Bitcoin (CH0454664001), den ETC Group Physical Solana (DE000A3GVKZ1) und den VanEck Crypto Leaders (DE000A3GWEU3), der einen Kryptokorb abbildet. Der Bitcoin kostet aktuell 24.305 US-Dollar, im November war der Kurs im Tief bis auf 15.790 US-Dollar gefallen.
Schwellenländer im Januar und Februar gefragt
Im Februar fielen die Nettozuflüsse am europäischen ETF-Markt mit insgesamt 7,5 Milliarden Euro deutlich geringer aus als im Januar (17,7 Milliarden Euro), wie das Münchner ETF-Analyse- und Brokerhaus Crossflow meldet. Für Januar und Februar zusammen waren auf der Aktienseite Emerging Markets besonders gefragt: Über 9 Milliarden Euro flossen in entsprechende Länder und Regionen - vor allem in chinesische Aktiengesellschaften. Aus ETFs mit nordamerikanischen Underlyings flossen hingegen 3,4 Milliarden ab, während Produkte mit gesamteuropäischen Indizes im gleichen Zeitraum ein vergleichbares Volumen einsammelten. Außerdem trennten sich Investor*innen von Low Volatility-ETFs sowie Healthcare-Trackern. Die Nachfrage nach Anleihe-ETFs brach Crossflow zufolge im Februar nach den hohen Nettozuflüssen im Januar ein.
von: Anna-Maria Borse, 14. März 2023, © Deutsche Börse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)