FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17. November 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Ankündigung von Warren Buffett, mit seinem Investmentfonds Berkshire Hathaway mit 4,1 Milliarden US-Dollar bei Taiwan Semiconductor einzusteigen, hat diese Woche für einen Kurssprung gesorgt: Die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company-Aktie, kurz TSMC, die an der Börse Frankfurt als ADR gehandelt wird (
"Buffetts Strategie ist, günstig zu kaufen, daher hat das für viel Aufmerksamkeit gesorgt", erklärt Marc Richter von der Baader Bank. "Außerdem ist Buffett im Tech-Bereich ansonsten kaum unterwegs."
Hohe Ausschläge
Auch für andere Halbleiteraktien ging es nach oben. Noch gehört die Branche allerdings zu den Schlusslichtern in diesem Jahr. Um 41 Prozent ist der Branchenindex MSCI World Semiconductors and Semiconductor Equipment-Index bis Ende Oktober gefallen, beim marktbreiten MSCI World waren es nur minus 20 Prozent. Der Sektor gilt als extrem volatil und konjunkturabhängig - und der Wirtschaftsabschwung infolge des Ukraine-Kriegs lässt die Chipnachfrage sinken.
"Auch der Zinsanstieg spielt eine Rolle", ergänzt Richter. "Die Refinanzierung wird für die Unternehmen teurer, außerdem setzen Anleger wieder mehr auf Anleihen anstelle von hochvolatilen Aktien." Die Politik sorgt ebenfalls immer wieder für Unruhe: In den USA gelten seit Oktober massive Einschränkungen für den Export von Halbleitern und Halbleiterbestandteilen nach China. Auch die Produktion von US-Firmen in China ist nun stark reguliert.
Erst Corona-Profiteur, dann Rezessionsopfer
Auf Dreijahressicht hat der Branchenindex mit Schwergewichten wie Nvidia, ASML, Broadcom, Intel und AMD mit 14 Prozent im Jahr allerdings immer noch die Nase vorn gegenüber dem marktbreiten Index mit 6 Prozent. Das liegt unter anderem an Corona. Während der Pandemie gehörten Halbleiterwerte zu den großen Gewinnern. Die Nachfrage nach Computern, Tablets, Servern und Unterhaltungselektronik stieg rasant, und damit die Nachfrage nach Halbleitern. Doch längst machen der Branche Lieferkettenprobleme, Engpässe bei einigen Rohstoffen und höhere Produktionskosten zu schaffen, nun kommt noch der Abschwung dazu. "AMD, TSMC, Broadcom, Intel - man kann die Kurse übereinanderlegen, alle sind gleichermaßen gefallen", stellt Michael Arras von Oddo BHF fest.
Zuletzt ging es aber eben wieder aufwärts. So kostete die Aktie des kalifornischen Halbleiterherstellers Advanced Micro Devices, kurz AMD (
Nvidia: Boden weit hinter sich gelassen
Deutlich erholen konnte sich auch Nvidia (
"Die Abschwächung war schon eingepreist", bemerkt Richter. Zudem sei das Unternehmen hochprofitabel und erwirtschafte einen Milliardenüberschuss. Nach 266 Euro zu Jahresbeginn und 113 Euro im Tief wird die Aktie aktuell wieder zu 158 Euro gehandelt. "Wir sehen gerade unter Privatanlegern viele kleine Käufe", berichtet der Händler von der Baader Bank.
"SK Hynix ist nicht ganz so volatil"
Weniger bekannt als AMD, Intel oder Nvidia ist der koreanische Halbleiterhersteller SK Hynix. "Dabei rangiert SK Hynix auf Platz 3 der weltweit größten Halbleiterhersteller", erklärt Richter. Der an der Börse Frankfurt gehandelte GDR (
Kurzfristig Risiken, langfristig Chancen
Arras von Oddo BHF ist noch skeptisch und rät, auf diesem Niveau noch nicht einzusteigen. "Wir befinden uns derzeit in einer Bärenmarktrally, die Kurse sind schon weit gelaufen." Erst mit einer Befriedung des Ukraine-Konflikts werde sich der Aktienmarkt ernsthaft erholen, Halbleiter würden dann überproportional profitieren. "Das ist das Gold des 21. Jahrhunderts."
Auch Richter zufolge hat die Branche extrem viel Potenzial. "Smartphones, Computer, Bauteile für Flugzeuge und Elektroautos - heute gibt es keine Technik mehr ohne Mikroprozessoren." Der Trend hin zu E-Mobilität, Künstliche Intelligenz und Internet der Dinge würden die Nachfrage weiter antreiben. Das Interesse der Chinesen an der Dortmunder Firma Elmos - die Bundesregierung hat den Einstieg zuletzt verboten - unterstreiche die Wichtigkeit der Branche. "Man kann sich schon fragen, ob ein Kursrückgang von fast 50 Prozent gerechtfertigt ist."
Halbleiter-ETFs
Wer die Branche für interessant hält und breit streuen möchte, kann auch auf ETFs setzen. Beispiele sind der VanEck Semiconductor (
von: Anna-Maria Borse © 17. November 2022, Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)