FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die US-Notenbank könnte den Aktienmärkten in der neuen Woche weiteren Rückenwind geben. Die Warnungen vor einer kurzfristigen Überhitzung der Kurse mehren sich aber.

16. Dezember 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit einem kleinen Minus startet der DAX in die letzte komplette Handelswoche vor dem Weihnachtsfest. Am Morgen liegt der DAX bei 20.360 Punkten leicht im Minus. Am Freitag hatte der Leitindex mit 20.523 Punkten ein neues Allzeithoch markiert. Der Wochenschlusskurs von 20.405 Punkten bedeutete allerdings nur ein Mini-Plus von 0,1 Prozent.

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Wesentlich schlechter lief es in der zweiten Reihe des deutschen Aktiensegments. Der MDAX verlor fast 3 Prozent an Wert. Die erneute Zinssenkung der Europäischen Zentralbank konnte den Märkten keinen neuen Schub verleihen, auch weil EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Anschluss betonte, dass es keinen Automatismus für weitere Zinssenkungen gebe. Nach dem fulminanten Kursanstieg Anfang Dezember gönnen sich die Aktienmärkte aktuell also eine Verschnaufpause.

Hoffnung auf positive Signale der Fed

In der neuen Handelswoche stehen noch einmal die Notenbanken im Fokus. Am wichtigsten wird nach Ansicht von Analysten am Mittwochabend die letzte Sitzung der amerikanischen Notenbank in diesem Jahr. Der Konsens rechnet hier mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte, obwohl der Inflationsrückgang zuletzt ins Stocken geraten ist, wie die Commerzbank einräumt. Weil sich zudem die Realwirtschaft weiterhin sehr robust zeigt, gehe der Markt davon aus, dass die Fed im nächsten Jahr eine Pause einlegen dürfte. Daher könne es für die Aktienmärkte in der Vorweihnachtswoche "nochmals Rückenwind geben, falls die Notenbank klare Signale für weitere Leitzinssenkungen gibt". In den USA war der Nasdaq Composite am Mittwoch erstmals in seiner Geschichte über 20.000 Punkte geklettert.

Märkte schon über das Ziel hinausgeschossen?

Die Bilanz des bisherigen Börsenjahres ist insgesamt sehr positiv. Der DAX liegt seit Jahresbeginn rund 22 Prozent im Plus und hat sich vor allem in den vergangenen Wochen sehr gut entwickelt. Den Analysten der LBBW ist das nicht ganz geheuer. "Die fulminante Jahresendrally lässt befürchten, dass die Märkte über das Ziel hinausgeschossen sind", warnen sie in ihrem Wochenausblick. Die starke Performance und die schwache Gewinnentwicklung der DAX-Unternehmen stünden "in einem Missverhältnis zueinander". In Kombination mit anderen Faktoren wie zum Beispiel diversen politischen Risiken könnte sich das für die nächsten Monate als Bürde für die Aktienmarktentwicklung erweisen.

Trend versus Sentiment

Warnzeichen gibt es auch von Seiten des Sentiments, das zurzeit einen sehr hohen Optimismus der Anleger*innen widerspiegelt. Laut Jens Ehrhardt, Fondsmanager und Herausgeber der Finanzwoche, signalisieren die entsprechenden Indikatoren aktuell "Überhitzungsgefahren". Gleichzeitig spreche die Saisonalität nach einer Pause im zweiten Dezember-Drittel aber für weiter steigende Aktienkurse bis Jahresende. Robert Rethfeld von Wellenreiter Invest weist ebenfalls darauf hin, dass der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten intakt sei, das zum Teil Extremwerte ausweisende Sentiment aber "nicht mehr viel Luft nach oben" lasse.

Die wichtigen technischen Marken für den DAX

Jörg Scherer von HSBC bezeichnet die jüngste Entwicklung des DAX trotz des 42. Rekordlevels in diesem Jahr als typisches "Durchatmen". Die eher unterdurchschnittliche wöchentliche Handelsspanne von 250 Punkten und der fast deckungsgleiche Eröffnungs- und Schlusskurs der abgelaufenen Woche dokumentieren nach Ansicht des Charttechnikers "das aktuelle Innehalten". Für ein neues prozyklisches, (aufwärtstrend-)bestätigendes Signal würde ein Sprung über die aktuell bei 20.623 Punkten verlaufende Trendlinie sorgen, welche diverse Hoch- und Tiefpunkte seit Februar 2023 verbindet. Auf der Unterseite bezeichnet der technische Analyst das jüngste Aufwärts-Gap von Anfang Dezember bei 20.085/20.038 Punkten als einen "ersten Rückzugsbereich". Unter strategischen Gesichtspunkten markiere zudem das Ausbruchslevel und alte Allzeithoch bei 19.675 Punkten eine wichtige Unterstützung für den deutschen Aktienindex.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 16. Dezember

10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindizes. Die Volkswirte der Commerzbank blicken wenig optimistisch auf die anstehenden Daten. Die konjunkturelle Schwäche scheint ihrer Ansicht nach weitere Länder zu erfassen. Allerdings gehen sie davon aus, dass sich die Wirtschaft im Euroraum im Verlauf des nächsten Jahres allmählich beleben wird

Dienstag, 17. Dezember

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima. Die erste vollständige ifo-Umfrage nach den US-Wahlen und dem Aus der Ampelregierung wird laut Deka keine großen Ausschläge bringen. Die Experten erwarten eine weitere Eintrübung des Geschäftsklimas, wobei die schwache wirtschaftliche Verfassung Deutschlands das bestimmende Thema sein dürfte.

Mittwoch, 18. Dezember

20.00 Uhr. USA: Fed-Zinsentscheid. Die amerikanische Notenbank dürfte den Leitzins um weitere 25 Basispunkte senken. Spannend werden im Anschluss die ?"ußerungen von Jerome Powell. Nach Ansicht der DWS wird der Fed-Chef signalisieren, dass die Notenbank mehr Zeit braucht, um die Zinsen auf ein neutrales Niveau zu senken. Die Analysten rechnen im kommenden Jahr aktuell noch mit zwei weiteren Zinssenkungen.

Donnerstag, 19. Dezember

Japan: BoJ-Zinsentscheid. Nach zuletzt zwei Zinsanhebungen durch die Bank of Japan (im März und Juli) spricht die Deutsche Bank diesmal von einer "unsicheren Entscheidung über die Zinssätze". Der Chefvolkswirt für Japan hält eine Zinserhöhung jedoch für das "wahrscheinlichste Szenario".

GB: BoE-Zinsentscheid. In Großbritannien erwarten die britischen Wirtschaftsexperten der Deutschen Bank, dass der Leitzins mit 9:0 Stimmen bei 4,75 Prozent gehalten wird.

Freitag, 20. Dezember

Gegen 13 Uhr: Großer Verfallstermin an den wichtigen Terminmärkten weltweit.

14.30 Uhr. USA: PCE-Kernrate. Für den Preisindex für Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie wird eine Jahressteigerung von 2,9 Prozent (nach 2,8 Prozent im Vormonat) erwartet.

Von Thomas Koch, 16. Dezember 2024, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)