TEL AVIV/BEIRUT (dpa-AFX) - Die langwierigen Verhandlungen im Streit um die Seegrenze zwischen Israel und dem Libanon könnten kurz vor dem Abschluss stehen. "Alle unsere Forderungen wurden erfüllt, die von uns geforderten Änderungen wurden korrigiert", sagte der Leiter des israelischen Verhandlungsteams und Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Ejal Hulata, am Dienstagmorgen. "Wir haben Israels Sicherheitsinteressen geschützt und sind auf dem Weg zu einem historischen Abkommen."

Auch von libanesischer Seite kamen positive Signale. Forderungen des Landes seien erfüllt worden, hieß aus Regierungskreisen in Beirut. Der Libanon bekomme seine vollen Rechte, sagte der libanesische Verhandlungsführer Elias Bu Saab vor Journalisten. Der Kompromissvorschlag liegt nun bei Libanons Präsident Michel Aoun. Konkrete Inhalte des Verhandlungspapiers wurden bisher nicht bekannt gegeben. Israel hatte vergangene Woche einen Änderungsvorschlag des Libanons zurückgewiesen.

Um den Grenzverlauf gibt es einen jahrzehntelangen Konflikt, der sich nach der Entdeckung von Erdgas-Ressourcen weiter verschärfte. Israel will in dem umstrittenen Gebiet so bald wie möglich mit der Gasförderung aus dem Karisch-Gasfeld beginnen. Dieses ist Teil eines Meeresgebiets, das sowohl Israel als auch der Libanon als ausschließliche Wirtschaftszone beanspruchen. Die Hisbollah hatte den Beginn der Förderung vor einer Einigung als "rote Linie" bezeichnet.

Am Sonntag war Karisch bereits an Israels nationales Fördersystem angeschlossen worden. Das Unternehmen Energean teilte jedoch mit, es handele sich noch nicht um den Beginn der Gasförderung, sondern eine Prüfung der Systeme. Das Gas aus Israel könnte auch zur Linderung der Energiekrise in Europa beitragen.

Beobachter befürchten, dass ein Scheitern der Verhandlungen zu neuer Gewalt zwischen beiden Ländern führen könnte. Die im Libanon mächtige Schiitenmiliz Hisbollah ist mit Israel verfeindet. Ohne deren Zustimmung wird es keine Einigung in dem Grenzkonflikt geben. Zuletzt war es 2006 zu einem Krieg zwischen beiden Seiten gekommen. Offiziell befinden sich Israel und der Libanon noch immer im Kriegszustand./stz/wh/jku/DP/zb