LONDON (dpa-AFX) - Die Fraktionsführung der britischen Regierung ist Medienberichten zufolge am Mittwochabend teilweise zurückgetreten. Laut unbestätigten Berichten legte die für die Einhaltung der Fraktionsdisziplin zuständige Chefeinpeitscherin (Chief Whip), Wendy Morton, ihr Amt kurz nach einer Abstimmung im Unterhaus nieder. Die Fraktionsführung hatte das Votum am Mittwoch zunächst zur Vertrauensabstimmung in die Regierung erklärt - bevor die Regierung in letzter Minute zurückruderte.

Der Antrag der oppositionellen Labour-Partei wurde zwar mit großer Mehrheit abgelehnt. Doch viele konservative Abgeordnete sollen nur äußerst widerwillig gegen den Vorstoß gestimmt haben, der ein Gesetzgebungsvorhaben zum Fracking-Verbot einleiten sollte. Es dürfte auch eine ganze Reihe Enthaltungen gegeben haben.

Der Labour-Abgeordnete Chris Bryant und weitere Oppositionsmitglieder erhoben außerdem den Vorwurf, die konservativen Abgeordneten seien teilweise mit Schreien und Stößen in eine bestimmte Richtung gedrängt worden und hätten nicht frei und ungehindert wählen können.

Für Truss, die kurz zuvor mit dem Rücktritt von Innenministerin Suella Braverman das zweite Kabinettsmitglied innerhalb von Tagen verloren hatte, ist das ein weiterer schwerer Schlag. Die Premierministerin steht unter massivem Druck, nachdem sie mit ihren Plänen für massive Steuererleichterungen Chaos an den Finanzmärkten ausgelöst hatte. Erst am vergangenen Freitag hatte sie ihren Finanzminister Kwasi Kwarteng entlassen. Am Montag machte sein Nachfolger Jeremy Hunt so gut wie alle angekündigten Steuererleichterungen wieder rückgängig./cmy/DP/he