BERLIN (dpa-AFX) - Der Online-Modehändler Zalando legt an diesem Donnerstag (3.11.) seine Zahlen für das dritte Quartal vor.

DAS ERWARTET ZALANDO:

Eine schwächere Konsumlaune, der Inflationsdruck sowie immer noch vereinzelte Lieferengpässe haben den Online-Händler erheblich getroffen. So musste Zalando im zweiten Quartal einen Umsatz- und Gewinnrückgang hinnehmen. Im Zuge des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds kommt zudem ein sich änderndes Kaufverhalten hinzu: Kunden shoppen entweder im Premiumsegment, das sich von der Krise noch relativ unbeeindruckt zeigt, oder wenden sich den günstigen Produkten zu. Das mittlere Preissegment ist dabei der Verlierer.

Zalando hat daher zuletzt sein Angebot entsprechend angepasst. Das Premiumsegment baute das Unternehmen mit der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an Highsnobiety, einem Onlineshop und Modeblog, aus. Um die Profitabilität zu verbessern, führte Zalando in 15 Märkten einen Mindestbestellwert ein, der jetzt in allen 25 Zalando-Märkten gilt. Zudem senkte das Unternehmen seine Ausgaben für Marketing und Logistik.

In der zweiten Jahreshälfte will Zalando wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Hier kommt dem Onlinehändler neben den eingeleiteten Maßnahmen auch ein technischer Effekt zu Gute. So ist die Vergleichsbasis im dritten und vierten Quartal eine geringere Hürde als im zweiten Quartal. Denn im vergangenen Jahr fielen ab Sommer die Restriktionen im stationären Handel nach und nach weg, was das zuvor massive Wachstum von Zalando in wieder normalere Bahnen lenkte.

Für die zweite Jahreshälfte stellte Zalando Anfang August ein Wachstum des Bruttowarenvolumens von 6 bis 13 Prozent in Aussicht, für das bereinigte Ebit hat das Unternehmen 154 bis 234 Millionen Euro auf dem Zettel. Dabei gilt insbesondere das vierte Quartal mit dem Weihnachtsgeschäft als traditionell stark.

Zalando hatte bereits Ende Juni die Prognose gesenkt. Beim Umsatz hält das Unternehmen für 2022 eine Stagnation bei 10,4 Milliarden Euro für möglich, im besten Fall könnte ein kleines Plus von drei Prozent herausspringen. Im vergangenen Jahr hatte Zalando dank des Online-Booms erstmals die 10-Milliarden-Marke beim Umsatz überschritten. Auch die Jahre zuvor verwöhnte das Unternehmen die Anleger regelmäßig mit einem robusten zweistelligen prozentualen Wachstum.

Auch die Ergebnisprognose strich Zalando massiv zusammen. Das um Sondereffekte bereinigte Ebit dürfte in diesem Jahr von 468,4 Millionen Euro im Vorjahr auf 180 bis 260 Millionen Euro sinken.

DAS ERWARTEN ANALYSTEN:

Clement Genelot vom Investmenthaus Bryan Garnier rechnet mit einem wieder besseren dritten Quartal des Online-Händlers. Dies werde aber wohl überschattet von weiteren Risiken, die bis ins kommende Jahr drohten. Der Experte blickt pessimistisch in die Zukunft. Auch Warburg-Analyst Jörg Frey rechnet nach dem schwachen ersten Halbjahr trotz der verschlechterten Konjunkturaussichten mit einem vergleichsweise erfreulichen dritten Quartal. Aber auch er zeigte sich für 2023 wenig zuversichtlich.

Der Druck auf die Lebenshaltungskosten dürfte bei den Modeunternehmen 2023 und 2024 stärker spürbar sein, schätzt auch RBC-Analyst Richard Chamberlain in einer Branchenstudie. Auf den Gegenwind seitens der Wechselkurse sollten weitere Preisnachlässe folgen.

Auch Analyst Christian Salis von Hauck Aufhäuser Investment Banking rechnet mit anhaltenden konjunkturellen Belastungen. Langfristig sei das Unternehmen aber auf dem richtigen Weg. Zalando dominiere den europäischen Online-Modemarkt und verfüge über eine robuste Bilanz.

Für das dritte Quartal rechnen Analysten in einem von der Nachrichtenagentur Bloomberg zusammengestellten Konsens mit einem Umsatz von knapp 2,4 Milliarden Euro, nach knapp 2,3 Milliarden im Vorjahr. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) dürfte mit minus 1,2 Millionen Euro knapp in der Verlustzone liegen, nach einem Gewinn von 9,8 Millionen Euro im Vorjahr./nas/mne/mis