Regionale Konjunkturentwicklung im III. Quartal 2022

Wien (APA-ots) - Die Abschwächung der Konjunktur war im Herbst in allen

Bundesländern zu spüren. Die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung

nahm dabei gemäß den regionalen Konjunkturindikatoren gegenüber dem

1. Halbjahr 2022 durchwegs merklich ab. Auch die

Beschäftigungsdynamik nahm im III. Quartal ab, wobei in einigen

Bundesländern das Beschäftigungswachstum im Jahresdurchschnitt 2022

dennoch kräftiger ausfiel als im Vorjahr. Verantwortlich dafür sind

mitunter regionale Unterschiede der konjunkturellen Entwicklung nach

Sektoren. Für 2023 erwartet das WIFO eine Stagnation der

österreichischen Wirtschaftsleistung.

Zwtl.: Eindämmung der Sachgüterkonjunktur bei sich verstärkendem

Preisauftrieb

Nachdem die Zuwachsraten der Warenproduktion nach der Erholung von

der COVID-19-Krise bis zum Sommer 2022 bei rund 8% gelegen waren,

fiel der Produktionsindex im III. Quartal 2022 nur noch um 5% höher

aus als im Vorjahr. Dies entspricht einem Wachstum der

Bruttowertschöpfung der Sachgütererzeugung von (real) nur rund 1%.

Aufgrund hoher Preissteigerungen kam es zu einer ungleichmäßigen

Entwicklung von Absatz und Beschäftigung: Während der Wert der

abgesetzten Produktion im III. Quartal österreichweit um 14% zunahm

(in den Bundesländern betrug der Zuwachs zwischen +7% in Tirol und

+21% im Burgenland), legte die Beschäftigung nur um 2% zu (Salzburg

+0,8%, Burgenland +3,8%). Die Grundstimmung der Unternehmen im Sektor

bleibt gemäß WIFO-Konjunkturtest pessimistisch. Für 2023 wird mit

einem Rückgang der realen Wertschöpfung sowie der Warenexporte

gerechnet.

Zwtl.: Preisentwicklung führt zu Rückgang der realen Bauinvestitionen

Im III. Quartal 2022 kam es gemäß Quartalsrechnung von Statistik

Austria wie im Vorquartal zu einem Rückgang der realen

Bauinvestitionen. Neben einer (wiederum) deutlichen Senkung bei den

realen Wohnbauinvestitionen verzeichnete auch der Nicht-Wohnbau

erstmals einen realen Bauinvestitionsrückgang. Ausschlaggebend

hierfür ist weiterhin eine enorme Steigerung der Baukosten bzw.

Baupreise. Aber auch die Entwicklung der nominellen Bauproduktion

verlor zuletzt an Dynamik, wobei hier merkliche Unterschiede zwischen

den Bundesländern bestehen. So beschleunigte sich die Dynamik der

Bauproduktion in Kärnten etwa sogar im Jahresverlauf, in der

Steiermark blieb sie vergleichsweise stabil. Die Entwicklung der

Auftragseingänge und die Ergebnisse der Konjunkturumfragen deuten auf

eine Stabilisierung der Baukonjunktur gegen Jahresende 2022 hin.

Übersicht 1: Regionale Konjunkturindikatoren im III. Quartal 2022

- auf der [WIFO-Website] (https://www.ots.at/redirect/wifo35)

Zwtl.: Tourismusnachfrage im III. Quartal noch stärker als in

gesamter Sommersaison

Nach einer sehr erfreulichen Entwicklung der Tourismusnachfrage im

Sommer wurde im III. Quartal beinahe in allen Bundesländern das

Vorkrisenniveau an Nächtigungen übertroffen. Nur in Wien (16%

gegenüber dem III. Quartal 2019), in Niederösterreich (9%) und im

Burgenland (6%) blieb eine Nachfragelücke zurück. Obwohl die Zahl

der Nächtigungen in Wien gegenüber dem Vorjahr um 75% expandierte,

spiegelt dies die durch den überproportional hohen Anteil an

ausländischen Tourist:innen erschwerte Erholung des Tourismus in

Wien wider. Insgesamt kam es im österreichischen Sommertourismus

(Mai bis Oktober 2022) zu einem neuen Höchstwert an

Binnennächtigungen, und die ausländische Tourismusnachfrage

erreichte im Gesamtjahr 2022 beinahe wieder das Vorkrisenniveau. Die

positive Entwicklung des Tourismus spiegelt sich auch auf dem

Arbeitsmarkt wider: in der zweiten Jahreshälfte 2022 wurden

österreichweit erstmals mehr Beschäftigungsverhältnisse als vor der

COVID-19-Krise verzeichnet. Die Zahl der Arbeitslosen im

Beherbergungs- und Gastronomiebereich ging auf einen seit 2008

unerreichten Tiefststand zurück.

Zwtl.: Geringere Beschäftigungsdynamik im 2. Halbjahr

Wenngleich die Beschäftigung im Einklang mit der konjunkturellen

Entwicklung im Jahresverlauf an Dynamik verlor, fiel das

Beschäftigungswachstum 2022 höher aus als im Jahr zuvor. Dabei kam es

im IV. Quartal sogar noch zu einem Anstieg des

Beschäftigungswachstums gegenüber dem III. Quartal, der allerdings

auf ein relativ geringes Ausgangsniveau aufgrund eines Lockdowns im

IV. Quartal 2021 zurückzuführen ist. Sowohl im III. als auch im IV.

Quartal verzeichnete Wien mit +2,7% bzw. +2,9% den höchsten,

Vorarlberg mit +1,3% bzw. +1,2% den geringsten Beschäftigungszuwachs.

Für 2023 erwartet die aktuelle WIFO-Konjunkturprognose (vom Dezember

2022) ein merklich geringeres Beschäftigungswachstum.

Rückfragehinweis:

Rückfragen bitte am Dienstag, dem 14. März 2023, von 10 bis 13 Uhr an Julia Bachtrögler-Unger, PhD, Tel. (1) 798 26 01 - 473, julia.bachtroegler-unger@wifo.ac.at

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OTS0024 2023-03-14/09:00