Zinswende, Inflationsschub und massive konjunkturelle

Eintrübung hinterlässt tiefe Spuren.

Wien (APA-ots) - Österreichs Pensionskassen, die zu Jahresende 2021 rund

27 Mrd. Fondsvermögen verwalteten, zur Jahresmitte 2022 hingegen

nur mehr 24,6 Mrd., verfolgen entsprechend ihrem langfristigen

Anlagehorizont, ihren Ertragszielen und ihrem relativ geringen

Liquiditätsbedarf eine dynamische Veranlagungsstrategie mit einem

darauf abgestimmten Ertrags-/Risikoprofil. Ihre

Veranlagungsperformance ist daher in Auf- wie in Abschwungphasen

relativ volatil, was sich in der Entwicklung ihrer

Veranlagungsperformance widerspiegelt: Im Gesamtjahr 2021 betrug

diese +7,63%, im 1. Halbjahr 2022 hingegen wegen der Kursrückgänge an

den Finanzmärkten in Folge des kriegerischen Überfalls Russlands auf

sein Nachbarland Ukraine und den daraus resultierenden globalen

wirtschaftlichen Folgen hingegen -8,78%. Dies geht aus dem heute

veröffentlichten Bericht zur Lage der Pensionskassen 2022 der FMA

hervor. Zum 30.6.2022 waren in Österreich mehr als eine Million

Personen von dieser freiwilligen betrieblichen Altersvorsorge

erfasst; das entspricht in etwa einem Viertel (23%) der unselbständig

Erwerbstätigen. 13 % der Begünstigten beziehen bereits eine

Zusatzpension, 87% befinden sich noch in der Ansparphase.

Volatiler Ertrag, volatile Betriebspension

Als kapitalgedecktes Altersvorsorgeprodukt hängt die Höhe der

auszuzahlenden Betriebspension in der Regel von den Kurs- und

Wertschwankungen an den Finanzmärkten ab, da - gemessen am

verwalteten Vermögen - lediglich 18% aus leistungsorientierten

Zusagen stammen. Bei diesen verpflichtet sich der Arbeitgeber dazu,

so viel in die Pensionskasse einzuzahlen, dass eine vorher zugesagte

Pensionshöhe tatsächlich ausbezahlt werden kann. Bei in etwa jeder

zweiten dieser leistungsorientierten Zusagen wurde zwischen

Arbeitgeber und Pensionskasse aber kein Inflationsschutz vereinbart.

Insofern kann es angesichts des aktuellen Inflationsumfeldes bei

leistungsorientierten Zusagen zu Kaufkraftverlusten kommen. 82 % der

Pensionszusagen wurden hingegen beitragsorientiert oder hybrid

vereinbart. Das heißt, der Arbeitgeber verpflichtet sich zur

Einzahlung eines definierten Betrages (in der Regel ein Prozentsatz

vom Gehalt), die Pensionshöhe ergibt sich aus eingezahlten Beiträgen

plus daraus erwirtschafteten Erträgen.

Herausforderndes wirtschaftliches Umfeld

Das Veranlagungsumfeld ist für Pensionskassen derzeit besonders

herausfordernd. Die Zinswende nach dem langanhaltenden

Niedrigzinsumfeld, die hohe Inflation, die sich - nahezu global -

massiv eintrübenden Konjunkturaussichten in Folge der

wirtschaftlichen Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts,

Energie-, Rohstoff und Materialengpässe sowie angespannte

Lieferketten haben in einigen Asset-Märkten Kurseinbrüche ausgelöst

und generell die Volatilität signifikant erhöht. Die steigenden

Zinsen erhöhen zwar die Ertragschancen in der Neuveranlagung,

gleichzeitig erodieren sie aber auch die Kurswerte niedrigverzinster

Anleihen im Bestand.

Dynamische Veranlagungsstrategie

2021 haben die Pensionskassen - nach Fondsdurchrechnung - ihr

Investment in Anleihen signifikant reduziert und deutlich stärker in

Aktien und Beteiligungen investiert. Im 1. Halbjahr 2022 erfolgte

jedoch eine Neugewichtung: Der Anteil an Aktien und Beteiligungen im

Gesamtmarkt sank von 40,6% zum 31.12.2021 auf 37% zum 30.6.2022,

während sich die Verringerung des Anteils an Schuldverschreibungen

deutlich verlangsamt hat. Derzeit beträgt der Anleihen-Anteil 31,6%;

zum Vorjahresende betrug dieser Wert 32,9%. Zuwächse verzeichneten -

wie auch bereits in der Niedrigzinsphase - Private Equity Funds (von

3,8% zum Vorjahresende auf 4% zum 30.6.2022), Alternative Investment

Funds (von 4,4% zum 31.12.2021 auf 6,9% zum 30.6.2022) sowie der

Anteil an Immobilien, der von 5,9% auf einen Höchststand von 6,9%

angewachsen ist. Ebenfalls einen Anstieg verzeichneten Guthaben bei

Kreditinstituten; sie liegen derzeit bei 9,1% im Vergleich zu 6,4%

zum Vorjahresende. Staatsanleihen, deren Anteil seit 2022 wieder im

Steigen begriffen ist, machen mit fast 20% nach wie vor den größten

Anteil der Anleihen am Gesamtvermögen aus. Hier ist aber kaum ein

"Home-Bias" in österreichischen Staatspapieren festzustellen:

derartige Wertpapiere sind lediglich um 0,5-Prozent-Punkte

übergewichtet, was einen im EWR-Vergleich extrem niedrigen Wert

darstellt. Der Anteil an Unternehmensanleihen ist im Aggregat seit

2021 rückläufig und beträgt etwa 10%. Finanzsektor-Anleihen nehmen

nur einen sehr geringen sowie rückläufigen Stellenwert in der

Veranlagung der PK ein, weshalb das Verflechtungsrisiko geringer als

im Versicherungssektor ist. Derivate nehmen hingegen einen wichtigen

Rang in der Anlagestrategie ein; zum einen zur Absicherung von

Risiken (Währungsrisiko), zum anderen zum effizienten

Portfoliomanagement (etwa bei Aktien).

Den gesamten Bericht finden Sie online auf der FMA-Website unter:

[https://www.fma.gv.at/pensionskassen/offenlegung/lage-der-oesterreic

hischen-pensionskassen/]

(https://www.fma.gv.at/pensionskassen/offenlegung/lage-der-oesterreic

hischen-pensionskassen/)

Rückfragehinweis:

Finanzmarktaufsicht

Klaus Grubelnik (FMA-Mediensprecher)

+43/(0)1/24959-6006 oder +43/(0)676/882 49 516

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/694/aom

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