Stabilität, Sicherheit und Barrierefreiheit in unsicheren
Zeiten
Wien (APA-ots) - Im Rahmen einer hochkarätig besetzten Pressekonferenz
hat heute die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) gemeinsam mit der
Münze Österreich, den Sozialpartnern und maßgeblichen
Interessenverbänden die neubegründete Plattform "Euro-Bargeld 360
Grad" vorgestellt. Im offenen Dialog soll die Bedeutung von Bargeld
in Österreich weiter gestärkt und abgesichert werden.
Bargeld spielt eine wichtige Rolle, insbesondere, wenn es darum geht,
sichere, stabile und barrierefreie Transaktionen auch in
Krisensituationen zu gewährleisten. In einer Welt der multiplen
Krisen ist die Schaffung und Aufrechterhaltung reibungslos
funktionierender Zahlungssysteme eine elementare Basis für das
Vertrauen in eine Währung und Geld.
Hier nimmt die OeNB als integraler Bestandteil des Eurosystems eine
zentrale Rolle ein. Zur noch stärkeren Verankerung in der
Gesellschaft hat die OeNB die Plattform "Euro-Bargeld 360 Grad" ins
Leben gerufen, um alle vorhandenen Blickwinkel im Zusammenhang mit
Bargeld einzufangen und keine Aspekte unbeachtet zu lassen. Sowohl
die Münze Österreich als auch die Sozialpartner und die maßgeblichen
Interessenverbände konnten für diese gemeinsame Plattform gewonnen
werden.
Diese Plattform ist kein "closed shop", sondern sucht den offenen
Dialog, um sicherzustellen, dass auf diese Weise weder Bedürfnisse
unerkannt bleiben noch neue Entwicklungen versäumt werden. Erst
dadurch wird die Wichtigkeit der Vielfalt von Zahlungssystemen für
die Stabilität, Sicherheit und Barrierefreiheit umfassend erkannt.
Gemeinsam sollen attraktive Rahmenbedingungen für den Erhalt des
Euro-Bargelds im Zahlungsverkehr in Österreich geschaffen werden.
Zitate
Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Robert Holzmann (OeNB):
"Der OeNB kommt in ihrer Rolle als Mitglied des Eurosystems hier die
Aufgabe zu, das Vertrauen in die Währung und das Bargeld zu erhalten.
Stabilität und Sicherheit stehen für uns ganz klar im Fokus. Aus
diesem Grund haben wir eine Plattform ins Leben gerufen, um die
Gesellschaft hier gerade im Umfeld multipler Krisen stärker zu
sensibilisieren."
Dr. Klaus Liebscher:
"Nie kommt der Bürger und die Bürgerin dem gemeinsamen Europa so nahe
wie bei einem Griff in die Geldbörse. So gesehen stiftet eine Währung
auch immer Identität. Der Euro ist auch ein Friedensprojekt und das
Bargeld sein sichtbarstes Symbol."
Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny:
"Gerade in Krisenzeiten ist es angeraten, vorzusorgen und immer eine
signifikante Menge an Bargeld genauso wie Kerzen, Zündhölzer und
Mineralwasser für den Fall beispielsweise eines Blackouts zu Hause zu
haben. Bargeld ist barrierefrei und krisenfest. Es hat auch den
Vorteil der Anonymität, aber es ist wichtig, dass ein Staat für
Korrektheit im Wirtschaftsleben sorgt - im Interesse der Bürger.
Steuerhinterziehung ist kein Grundrecht - egal, ob digital oder bar."
GD Mag. Gerhard Starsich (Münze Österreich):
"Bargeld ist cyber-resilient. Barzahlungen sind sicher, weil keine
Gefahr von Hackerangriffen oder Phishing-Attacken besteht, sie sind
günstig, weil für Transaktionen keine Gebühren anfallen, und sie sind
schnell, weil Zahlungen einfach und rasch erledigt sind, ohne
Login-Vorgänge oder Code-Anforderungen. Insbesondere dann, wenn als
Visavis ein geschulter Cash-Handler sitzt. Wenn Sie also nur mit
finanziellen Mitteln und nicht auch mit Ihren Daten bezahlen wollen,
dann bezahlen Sie bar!"
Direktor Dr. Thomas Steiner (OeNB):
"Die Geldversorgung der Wirtschaftssubjekte und damit auch der Bürger
ist zentral und umfasst den baren-, den unbaren- und natürlich auch
den digitalen Zahlungsverkehr. Notenbanken gehen grundsätzlich mit
der Zeit und sind technologische Front-Runner. In einer mehr und mehr
digitalen Welt müssen die Unabhängigkeit und die Solidität der
Zahlungsverkehrssysteme sichergestellt werden. Die OeNB anerkennt die
Unverzichtbarkeit von Bargeld. Ein digitaler Euro ist also
komplementär zum Euro-Bargeld und damit eine sinnvolle Ergänzung,
jedoch kein Ersatz."
DHA Dr. Matthias Schroth (OeNB):
"Die Plattform "Euro-Bargeld 360 Grad" verbreitert die
Diskussionsbasis, um möglichst das gesamte Spektrum der Bevölkerung
und alle Blickwinkel in diesem Veränderungsprozess einzubinden, Ideen
zu generieren, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und auf
individueller oder auch allgemeiner Ebene Maßnahmen zu ergreifen. Nur
die Vielfalt macht unser Zahlungssystem stabil und sicher und lässt
niemanden zurück."
Präsident Dr. Harald Mahrer (WKO):
"Bargeld ist auch im digitalen Zeitalter ein Stück geprägte und
gedruckte Freiheit und gibt den Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit
für Privatsphäre und Anonymität beim Bezahlen. Bargeld schafft zudem
im Sinne der Wahlfreiheit kompetitive Preise im Zahlungsverkehr, was
natürlich insbesondere auch für den Handel, aber auch für KMUs
relevant ist."
Präsidentin Renate Anderl (AK):
"Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass Konsumentinnen und
Konsumenten die Wahlfreiheit zwischen Bargeld- und Kartenzahlung
haben. Für viele geht es dabei um den Schutz der Privatsphäre wie
auch darum, die eigenen Ausgaben besser im Blick zu haben.
Konsumentinnen und Konsumenten sollten jedenfalls das Recht haben,
mit Bargeld bezahlen zu können. Dazu gehört auch, dass genügend
Bankomaten für kostenlose Bargeldabhebungen zur Verfügung stehen."
Bernd Lausecker (VKI):
"Bargeld ist ein essenzieller Teil von Freiheit und Hoheit meiner
eigenen Daten: Freiheit, nicht abhängig zu sein von technischen und
sonstigen Voraussetzungen, um meine Geschäfte zu erledigen. Hoheit
meiner eigenen Daten, da ich mit Bargeld mich für niemanden, sei es
Anbieter, Zahlungsdienstleister oder IT-Konzern, in meinem
Einkaufsverhalten transparent präsentiere. Diese Möglichkeit muss
jedem Verbraucher zur Verfügung stehen."
Präsidentin LAbg. Ingrid Korosec (Seniorenrat):
"Vor allem für die ältere Generation ist Bargeld unbestritten
notwendig, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Bargeld
bedeutet Sicherheit, Privatsphäre und Freiheit. Es ist sicher gegen
Cyberangriffe, immer verfügbar und ermöglicht auch jenen Menschen
gesellschaftliche Teilhabe, die mit der Digitalisierung nicht
mithalten können oder wollen. Darum kämpfe ich für den Erhalt des
Bargeldes wie eine Löwin."
Präsident Dr. Peter Kostelka (Seniorenrat):
"Für den Pensionistenverband Österreichs (PVÖ) als Vertretung der
älteren Generation steht fest: Bargeld muss als Zahlungsmöglichkeit
erhalten bleiben. Jede/r Konsument*in soll selbst entscheiden können,
wie sie oder er bezahlen möchte. Gerade Pensionist*innen nutzen
häufig und gerne Bargeld und wollen dies auch weiterhin tun. Daher
ist es notwendig, dass ein niederschwelliger Zugang zu Bargeld
erhalten bleibt. Dafür müssen endlich wirksame Maßnahmen gegen die
schleichende Ausdünnung der Bargeldversorgung durch die Schließung
ganzer Bankfilialen oder Schalter zur Bargeldbehebung- und einzahlung
gesetzt werden."
Präsident Mag. Alfred Riedl (Gemeindebund):
"Für den ländlichen Raum ist der Zugang zu Bargeld ein wichtiger Teil
der Daseinsvorsorge. Die Digitalisierung verschiedenster
Lebensbereiche ist eine große Chance, birgt aber auch neue
Herausforderungen, etwa aufgrund zunehmender Hackerangriffe. Bargeld
stellt weiterhin eine wichtige und notwendige Ergänzung zu
Online-Banksystemen dar. Bargeld ist und bleibt die beliebteste
Zahlungsart der Österreicherinnen und Österreicher.
Vor allem in Krisenzeiten ist der Fortbestand von Bargeld
unabdingbar. Die Pandemie hat uns gezeigt, wie schnell sich alles
ändern kann. Was als sicher und jederzeit verfügbar galt, fiel
plötzlich weg. Lockdowns haben den Zugang zu verschiedenen Bereichen
eingeschränkt. Umso wichtiger ist es, für Notfälle die Zirkulation
von Bargeld sicherzustellen. Wenn im Falle eines Stromausfalls oder
Blackouts keine Transaktionen mehr möglich sind, bleibt das Bargeld
eine sichere Grundlage."
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
(+43-1) 404 20-6900
christian.gutlederer@oenb.at
www.oenb.at
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