FRANKFURT (dpa-AFX) - Wachsende Sorgen um den deutschen Immobilienmarkt machen aus Sicht der Schweizer Großbank UBS die Aktien von Scout24 weniger attraktiv. UBS-Analyst Adam Berlin rechnet mit Verweis auf die jüngsten Daten zum deutschen Wohnungsmarkt mit einer historisch schwachen Nachfrage nach Immobilien im laufenden Jahr, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie hervorgeht. Das dürfe auch zu einem Rückgang der Transaktionen in den Kernbereichen des Betreibers von Internetportalen führen.

Die Preise für Häuser und Wohnungen würden bereits fallen, während gleichzeitig immer mehr Immobilien zum Verkauf stünden. Die durchschnittlichen Analystenschätzungen (Konsens) für Scout24 im Jahr 2023 dürften daher sinken, schrieb Berlin. An seinen eigenen Schätzungen habe er indes nichts geändert, betonte der Experte. Daher beließ er auch sein Kursziel für die Aktie des im MDax notierten Unternehmens unverändert bei 57,30 Euro. Nach dem Kursanstieg von 15 Prozent seit Jahresbeginn stufte er diese nun aber von "Buy" auf "Neutral" ab. Aus Sicht von Berlin ist sie damit branchenkonform bewertet.

Die Scout24-Aktie gab daraufhin rund 2,8 Prozent auf 52,98 Euro nach und fiel auch unter die 200-Tage-Durchschnittslinie als Maß für den längerfristigen Trend.

Für das Unternehmen spricht dem Analysten zufolge allerdings die wachsende Abhängigkeit der Makler von der Online-Plattform Immoscout24, die in einem schwierigen Marktumfeld weiter Käufer finden müssten. Scout24 profitiere zudem davon, wenn Anzeigen für Immobilien für längere Zeit auf dem Marktplatz online sind. Der Analyst erwartet obendrein ein weiterhin starkes Wachstum bei den Abonnements von Privatpersonen. Mit einer sogenannten Plus-Mitgliedschaft werden Nutzern Privilegien bei der Suche eingeräumt, sodass sie etwa vorrangig Kontakt mit dem Verkäufer oder Vermieter aufnehmen können.

Das Kerngeschäft macht Scout24 aber mit Makler-Mitgliedschaften, die im dritten Quartal fast die Hälfte des Konzernumsatzes ausgemacht hatten. 2023 erwartet Berlin jedoch eine höhere Abwanderung von Maklern als Kunden und liegt in der Folge mit seiner Umsatzschätzung für dieses und nächstes Jahr unter dem Konsens. Scout24 will am 28. Februar vorläufige Zahlen zum Schlussquartal vorlegen und peilte für das Gesamtjahr 2022 zuletzt das obere Ende seiner Umsatz- und Gewinnprognose an.

Mit der Einstufung "Neutral" geht die UBS davon aus, dass die Gesamtrendite der Aktie (Kursgewinn plus Dividende) auf Sicht von zwölf Monaten um bis zu sechs Prozent über oder unter der von der UBS erwarteten Marktrendite liegt./niw/ck/tih

Analysierendes Institut UBS.

Veröffentlichung der Original-Studie: 08.02.2023 / 01:10 / GMT

Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 08.02.2023 / 01:10 / GMT