NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Bank JPMorgan gibt dem Antikörperspezialisten Morphosys Monate vor der entscheidenden Datenauslese zu seinem Krebswirkstoff Pelabresib reichlich Vorschusslorbeeren. Wahrscheinlicher als ein Scheitern sei, dass die Studie ein Erfolg werde, schrieb Branchenexperte James Gordon in einer am Freitag vorliegenden Studie. Doch selbst bei einer 50/50-Chance sei für die Aktie, die aktuell auf die 30 Euro zusteuert, noch ein Aufwärtspotenzial von rund 40 Prozent drin. Der Experte hob daher sein Votum gleich um zwei Stufen von "Underweight" auf "Overweight" an und verdreifachte das Kursziel auf 36 Euro.

Morphosys hatte zuletzt seine Arbeiten an Pelabresib beschleunigt, die entscheidenden Daten sind mittlerweile für Ende 2023 angekündigt. Das Mittel wird bei Patienten mit Myelofibrose getestet. Viele Experten bezeichnen diese seltene Krankheit als Knochenmarkkrebs, die Fachleute von Morphosys sehen die Ursachen jedoch im Blut. Gelingt dem Konzern der Durchbruch mit dem Medikament, hat es nach Meinung vieler Experten Blockbusterpotenzial - also die Chance auf einen Umsatz von mindestens einer Milliarde Dollar jährlich.

Morphosys hatte Pelabresib 2021 durch die kostspielige Übernahme des US-Unternehmens Constellation Pharmaceuticals unter das eigene Dach geholt und seitdem alles auf diese Karte gesetzt. Viele Experten und nun auch der JPMorgan-Analyst Gordon sehen jedoch eine hohe Chance, dass Morphosys seine wichtigsten Ziele wie eine Reduzierung der durch die Krankheit hervorgerufenen Milzvergrößerung erreichen kann - ebenso wie eine Verringerung der Symptome. Ein solcher Erfolg würde die Aktie von einem großen Risiko befreien, merkte der Branchenkenner an.

Dabei billigt Gordon dem Medikament sogar ein Umsatzpotenzial von in der Spitze 1,5 Milliarden Dollar jährlich zu - was die kleine Firma Morphosys seiner Ansicht nach transformieren würde. Denn 2022 etwa setzten die Bayern noch knapp 300 Millionen Euro um. Mit dem US-Konzern Abbvie könnte laut dem Experten zwar künftig ein Wettbewerber bei Myelofibrose auf der Bildfläche erscheinen, allerdings erscheine das Medikament der Amerikaner den bisherigen Daten zufolge weniger verträglich und habe ein schlechteres Sicherheitsprofil als Pelabresib.

JPMorgan hatte die Morphosys-Aktie noch zu Jahresanfang von zuvor "Neutral" auf "Underweight" abgestuft. Damals sah sich Gordon zu dem Schritt vor allem durch die enttäuschende Umsatzentwicklung bei Morphosys’ Blutkrebsmedikament Monjuvi dazu bewogen, das zugleich das Risiko für sinkende Markterwartungen barg. Dieses Problem sei nun aber reichlich überstanden, urteilte der Analyst.

Gemäß der Einstufung "Overweight" geht JPMorgan davon aus, dass sich die Aktie in den kommenden sechs bis zwölf Monaten besser als der jeweilige Sektor entwickeln wird./tav/ag/jha/

Analysierendes Institut JPMorgan.

Veröffentlichung der Original-Studie: 15.06.2023 / 20:17 / BST

Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 16.06.2023 / 00:15 / BST