LONDON (dpa-AFX) - In der zuletzt teils arg gebeutelten Chemiebranche stehen die Zeichen laut Einschätzung des Investmenthauses Jefferies insgesamt auf Erholung. "Feeling alive in 25!", titelte Chris Counihan in einer am Mittwoch vorliegenden Analyse. In die Branche sollte also wieder Schwung kommen, glaubt der Experte. Allerdings ist er nicht für alle Unternehmen gleichermaßen optimistisch.

Die Aussichten für breit aufgestellte Chemiekonzerne und Produzenten von Massenware (Commodity Chemicals) erschienen erstmals seit drei Jahren wieder besser, schrieb Counihan. So verbessere sich die Profitabilität bei der Herstellung, und angesichts einer noch immer sehr niedrigen Auslastung der Produktionsanlagen würde jegliche Nachfrageerholung und eine damit steigende Auslastung stark auf die Gewinne durchschlagen. Zudem hätten viele Unternehmen ihre Hausaufgaben auf der Kostenseite gemacht und seien hier nun viel flexibler.

Mit Blick auf die BASF sieht der Experte zusätzliches Potenzial, sollte die Strategie des Dax-Konzerns aufgehen, das Verbund-Konstrukt schrittweise aufzubrechen. Das sei der größte Strategiewandel seit mehr als einer Dekade. Auch daher hob er das Kursziel von 43 auf 53 Euro an und empfahl die Papiere zum Kauf.

Für die Aktien des Essener Spezialchemiekonzerns Evonik wird der Analyst trotz der verbesserten Branchenperspektiven hingegen vorsichtiger. Er senkte das Kursziel von 21 auf 16,60 Euro, sieht damit nun Risiken und stufte die Anteilsscheine auf "Underperform" ab. Die Evonik-Führung habe in der Branchenkrise gute Arbeit geleistet und die Robustheit des Geschäfts unter Beweis gestellt. Andere Chemiekonzerne hätten aktuell aber eine teils höhere Profitabilität (Product Spreads) sowie mehr Strategiepotenzial. Er hebt hier insbesondere BASF und Arkema hervor, die mehr Gewinndynamik erzeugen könnten.

Counihan favorisiert für das kommende Jahr zudem Industriegasehersteller wie Air Liquide gegenüber konsumabhängigen Konzernen wie Symrise . Bei Air Liquide drehte er die Einstufung von "Underperform" auf "Buy" und hob das Kursziel von 151 auf 190 Euro an. Preise und Margen sorgten für Momentum.

Dagegen strich er beim Aromenhersteller Symrise seine Kaufempfehlung und kappte das Kursziel von 134 auf 120 Euro. Er bleibt er zwar auch mit niedrigeren Schätzungen über dem Konsens, fürchtet aber, dass wohl beim Kapitalmarkttag verkündete Sparmaßnahmen zulasten des Wachstums gehen werden.

Bei K+S votiert der zuständige Experte Charlie Bentley nun mit "Underperform" und senkte das Kursziel von 11 auf 8 Euro. Im Agrarbereich blieben die Aussichten insgesamt schwierig und bei dem Düngerproduzenten K+S gebe es zunehmende operative Risiken./mis/ag/stk

Veröffentlichung der Original-Studie: 12.11.2024 / 11:50 / ET

Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 12.11.2024 / 19:00 / ET