LONDON (dpa-AFX) - Der aktivistische Investor Jeff Ubben fordert vom Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer , außerhalb des Unternehmens nach einem neuen Chef zu suchen. Sein Hedgefonds Inclusive Capital, der sich jüngst an Bayer beteiligt hat, "würde einen externen Kandidaten" bevorzugen, sagte Ubben im Gespräch mit der "Financial Times" (Dienstag). Das wäre ein klarer Schnitt, nachdem in der Vergangenheit der neue Chef intern gefunden wurde. Offiziell geplant ist der Abschied des wegen der kostspieligen Monsanto-Übernahme oft kritisierten Bayer-Chefs Werner Baumann für 2024.

Aktuell läuft die Suche nach einem Nachfolger. Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann suche intern und extern nach Managern und wolle einen Kandidaten bis zur nächsten Hauptversammlung im April 2023 präsentieren, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg im September unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet. Es sei zudem nicht klar, ob Baumann schon vor dem Ende seines Vertrages im April 2024 ersetzt werden solle.

Inclusive Capital hatte zum Wochenstart mitgeteilt, knapp 8,2 Millionen Bayer-Papiere zu halten, was einer Beteiligung von rund 0,8 Prozent entspricht. Die Bayer-Aktien hatten am Montag daraufhin zugelegt und waren mit einem Plus von 2,6 Prozent aus dem Handel gegangen. Damit ist Ubbens Anteil gut 420 Millionen Euro wert.

Bayer ist ein interessantes Ziel für aktivistische Investoren, die auf die Geschicke eines Unternehmens direkt Einfluss nehmen wollen. So ist der Aktienkurs weiter schwer von den Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA gezeichnet, wenngleich es hier mittlerweile deutlich besser aussieht.

Zudem monieren einige Branchenexperten immer wieder die Konglomeratstruktur des Konzerns. Druck macht aber wohl auch der singapurische Staatsfonds Temasek, der mit mehr als drei Prozent einer der größten Anteilseigner ist. Man stehe mit dem Bayer-Aufsichtsratschef in "konstruktivem Dialog", was die "strategische Fokussierung und die generelle Struktur des Unternehmens" angehe, hatte Temasek-Europachef Uwe Krüger dem "Handelsblatt" im vergangenen Jahr gesagt.

Das Bayer-Management lehnt eine Aufspaltung früheren Angaben zufolge aber ab und verweist auch auf Überschneidungen bei der Pharma- und der Agrarforschung, etwa mit Blick auf Gentechnik. Eventuell könnte sich das unter einem neuen Konzernchef ändern./mis/ngu/stk