WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse hat den Handel am Freitag mit Kursverlusten beendet. Der Leitindex ATX schloss um 0,74 Prozent schwächer auf 2775,09 Einheiten. Der breiter gefasste ATX Prime fiel um 0,68 Prozent auf 1399,93 Zähler.

Der Markt war schon klar schwächer in die Sitzung gestartet und hatte die Kursverluste im Verlauf kontinuierlich und zum Teil deutlich ausgebaut. Eine freundliche Wall Street verhalf der Wiener Börse dann zu einem temporären Stimmungswechsel - die Abschläge konnten deutlich eingegrenzt werden. Dennoch konnte der heimische Handelsplatz die Sorgen nicht ganz abschütteln - es blieb ein Minus vor dem Wochenende.

"An den Finanzmärkten ist nach einer Phase der Beruhigung und verstärkter Zuversicht Ernüchterung eingekehrt. Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen dominieren wieder das Handelsgeschehen", fassen die Marktexperten der Helaba zusammen.

Am Nachmittag kamen außerdem überraschend gute Daten aus dem Euroraum. Trotz Energiekrise und wachsender Rezessionssorgen hat sich die Stimmung der Verbraucher in der Euro-Zone überraschend etwas aufgehellt. Das Barometer für das Konsumklima stieg im Oktober um 1,2 auf minus 27,6 Zähler, Ökonomen hatten einen weiteren Rückgang auf minus 30,0 Punkte erwartet.

Politisch kamen vor dem Wochenende wichtige Nachrichten aus Brüssel: Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich darauf verständigt, an einem Preisdeckel gegen extrem hohe Gaspreise zu arbeiten. Die Aktien von Versorgern gingen schwächer ins Wochenende: EVN beendeten die Sitzung um 2,9 Prozent tiefer, Verbund rutschten um 2,7 Prozent nach unten.

Uniqa-Titel verringerten sich um 0,5 Prozent. Der österreichische Versicherer prüft einen kompletten Ausstieg aus Russland. "Wir wollen raus, aber es wird wohl noch einige Zeit dauern", sagte Vorstandschef Andreas Brandstetter. Konkret geht es dort um die Raiffeisen Life Versicherung, ein Tochterunternehmen von Uniqa und der russischen Tochter der Raiffeisen Bank International (RBI). Aktien der RBI drehten im Verlauf ins Plus und gingen um 0,4 Prozent fester aus dem Handel.

Die Analysten von Raiffeisen Research haben ihre neutrale Anlageempfehlung "Hold" für die Aktien der Österreichischen Post bestätigt, das Kursziel jedoch von 32,5 Euro auf 30,5 Euro gesenkt. Post-Papiere schlossen um 1,4 Prozent tiefer auf 27,50 Euro.

Die kräftigsten Verlaufsverluste vor dem Wochenende verbuchten Warimpex, die um 5,6 Prozent abrutschten. Unter den ATX-Schwergewichten büßten Wienerberger 3,1 Prozent ein. Erste Group grenzten die Verlaufsverluste deutlich ein und gingen mit einem moderaten Minus von 0,4 Prozent ins Wochenende. OMV (plus 0,7 Prozent) und Voestalpine (plus 1,3 Prozent) schafften sogar den Turnaround ins positive Terrain.

Highlight der nächsten Handelswoche ist die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB wird Volkswirten zufolge im Kampf gegen die zuletzt fast zweistellige Inflation im Euroraum mit einem erneuten Jumbo-Zinsschritt nachlegen. Nach ihrer Einschätzung werden die Euro-Wächter um EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag auf ihrer Ratssitzung wahrscheinlich die Zinsen wie im September um einen Dreiviertel-Prozentpunkt erhöhen./kat/ste/APA/ngu