NEW YORK (dpa-AFX) - Zwei Tage vor dem finalen diesjährigen Zinsentscheid der US-Notenbank Fed ist am Montag die Rekordrally an der Nasdaq-Börse weiter gegangen. Während also erneut die dort konzentrierten Technologiewerte favorisiert wurden, standen die Standardwerte im Dow Jones Industrial bei Anlegern nicht hoch im Kurs.

Nach sieben Verlusttagen in Folge lag der Dow zwei Stunden vor Schluss nochmals knapp mit 0,05 Prozent im Minus bei 43.805,03 Punkten. Der marktbreite S&P 500 , der zuletzt schon etwas besser dastand, kam zeitgleich mit 6.082,12 Punkten auf ein Plus von 0,51 Prozent. Die Gewinnerliste dominierte der Nasdaq-100-Index , der um 1,42 Prozent auf 22.090,26 Punkte anzog. Er sprang dabei erstmals über die Marke von 22.000 Zählern.

Laut den Experten der UBS "bleibt der Markt davon überzeugt, dass die Fed ihren Zinssatz in dieser Woche erneut senken wird". Damit würde die Notenbank die Erwartungen erfüllen, denn mehrheitlich gehen Börsianer davon aus, dass sie dem Aktienmarkt mit einer nochmaligen Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte unter die Arme greift. Sinkende Zinsen verbilligen Kredite und können damit über Investitionen die Wirtschaft ankurbeln.

Beim Zinsentscheid am Mittwoch werden aber auch Hinweise zur künftigen Geldpolitik im Fokus stehen, denn nicht wenige Experten befürchten, dass die Wirtschaftspolitik des designierten US-Präsidenten Donald Trump die Inflation anheizen könnte. In dem Fall müsste die Fed perspektivisch womöglich mit Zinssenkungen pausieren oder die Geldpolitik sogar straffen. Die Experten der UBS sehen in zuletzt gestiegenen Anleiherenditen ein Indiz für diese Sorge der Anleger.

Technologiewerte gelten in einem Umfeld sinkender Zinsen gemeinhin als begünstigt, vor allem macht sich bei deren Kursanstieg aber weiter die Fantasie für Künstliche Intelligenz (KI) bemerkbar. Diesbezüglich sind in diesen Tagen die Aktien von Broadcom zu Anlegers neuem Liebling geworden: Schon am Freitag waren sie nach einem starken Quartalsbericht um fast ein Viertel nach oben geschnellt. Dem ließen sie nun auf ihrem Rekordlauf ein Plus von mehr als zehn Prozent folgen.

Seit Jahren gilt eigentlich Nvidia als KI-Favorit, doch hier sank der Kurs am Montag nochmals um 2,6 Prozent. Damit erreichten die Aktien des Chip-Spezialisten den niedrigsten Stand seit Mitte Oktober. Nvidia war zeitweise zum wertvollsten Börsenunternahmen der Welt aufgestiegen, wurde dabei aber mittlerweile wieder von Apple abgelöst. Die Aktien des iPhone-Herstellers erreichten ein Rekordhoch, genauso wie Amazon , Alphabet und Tesla aus dem Kreis der sogenannten "Magnificent 7".

In den Blick rückte außerdem die künftige Besetzung des Nasdaq 100 mit einigen beschlossenen Änderungen. Ihren Platz räumen müssen der Impfstoffhersteller Moderna , der Gentechnikgeräte-Hersteller Illumina und der Rechenzentrumsausrüster Super Micro Computer . Neu aufgenommen werden dagegen das Datenanalyse-Unternehmen Palantir , der Taser- und Bodycam-Anbieter Axon sowie der Softwarehersteller MicroStrategy . Die Änderungen werden zum 23. Dezember wirksam.

Eindeutige Kursreaktionen hatten die Neubesetzungen jedoch nicht zur Folge. Die Aktien von MicroStrategy zum Beispiel waren unter den Indexaufsteigern mit sechs Prozent Plus der einzige Gewinner, denn die Aktien gelten unter Börsianern "als eine gehebelte Wette auf den Bitcoin". Die Kryptowährung erreichte bei über 107.000 Dollar ein erneutes Rekordhoch. Davon profitierten mit Riot Platforms oder Coinbase auch andere einschlägige Werte.

Einen Abschlag von vier Prozent mussten die Anleger von Ford einstecken, was deutlich mehr war als das Minus von 1,2 Prozent beim Konkurrenten General Motors (GM) in einem Sektor, der zuvor schon in Europa unter Druck geraten war. Analyst Philippe Houchois von Jefferies stufte Ford auf ein negatives Votum mit "Underperform" ab und gab seiner Präferenz für GM Ausdruck, denn hier bleibt die Einschätzung immerhin neutral.

Die größte positive Erscheinung im Dow waren die Honeywell-Aktien, die um 3,7 Prozent stiegen. Nachdem der Hedgefonds Elliott des aktivistischen Investors Paul Singer zuletzt eine Aufspaltung des Industriekonzerns gefordert hatte, gab das Unternehmen nun bekannt, dass es derzeit die strategischen Möglichkeiten für das Luft- und Raumfahrtgeschäft überprüft - mit einer erwogenen Abspaltung./tih/men