NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Donnerstag ihre heftigen Verluste angesichts einer überraschend restriktiven künftigen Geldpolitik noch ausgeweitet. Zuletzt stand für den Dow Jones Industrial ein sattes Minus von 2,62 Prozent auf 33 075,94 Punkte zu Buche. Damit verschärfte sich beim schon tags zuvor schwachen New Yorker Leitindex die Abwärtsdynamik. Er rutschte zudem auf den tiefsten Stand seit rund fünf Wochen ab.

Auch die anderen wichtigen Aktienindizes knüpften an ihre schwache Vortagsentwicklung an: Der marktbreite S&P 500 büßte 2,75 Prozent auf 3885,41 Punkte ein. Für den Auswahlindex Nasdaq 100 , der viele besonders zinssensible Werte aus dem Technologiesektor enthält, ging es um 3,52 Prozent auf 11 327,29 Punkte bergab. Eine Reihe schwacher heimischer Konjunkturdaten hatte zwar keinen erkennbaren Einfluss auf die Kurse. Sie deuten aber laut Marktbeobachter Andreas Lipkow auf eine deutliche Konjunkturabkühlung der weltgrößten Volkswirtschaft hin.

Am Dienstag war der Dow nach einem stärker als erwarteten Inflationsrückgang zunächst auf das höchste Niveau seit April gesprungen. Die Hoffnung, dass die Fed die Zügel bald locker lässt, hatte aber noch am selben Tag bis zum Handelsende einer gewissen Ernüchterung Platz gemacht - zu Recht, wie sich am Mittwoch nach dem Fed-Zinsentscheid zeigte. Die US-Währungshüter erhöhten zwar nach vier Sitzungen mit jeweils 0,75 Prozentpunkten den Leitzins diesmal erwartungsgemäß nur um 0,5 Punkte. Das erhoffte Signal auf einen baldigen Höhepunkt der Zinsen blieb jedoch aus.

"Die Fed hat trotz zurückgehender Inflation und Rezessionsrisiken nicht die Absicht, die Zinswende auslaufen zu lassen", fasste Analyst Ricardo Evangelista von ActivTrades die Kernaussage von Fed-Chef Jerome Powell zusammen. "Die Zinsen werden 2023 weiter steigen und noch länger hoch bleiben als gedacht". Auch die Europäische Zentralbank und die britische Notenbank stellten am Donnerstag nach erwartungsgemäßen Zinserhöhungen weitere Anhebungen in Aussicht.

Am US-Aktienmarkt sackten die Papiere von Novavax um knapp 29 Prozent auf 12,29 US-Dollar ab. Sie markierten damit den tiefsten Stand seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Der Impfstoffhersteller sorgte mit der Ankündigung einer Kapitalerhöhung für schlechte Laune. Zudem halbierte die britische Regierung ihre bereits mehrfach angepasste Bestellung für den Corona-Impfstoff Nuvaxovid. Novavax muss einen Teil der erhaltenen Vorauszahlungen zurückerstatten. Im Zuge der Pandemie waren die Aktien zeitweise bis auf gut 330 Dollar nach oben geschossen.

Schlusslicht im Nasdaq 100 war am Donnerstag der Videostreamingdienst Netflix mit einem Kursrutsch von über neun Prozent. Hier belastete ein Bericht des Tech-Portals "Digiday", dem zufolge ein neues Abonnementmodell mit Werbung bisher nicht die den Werbekunden versprochenen Zuschauerzahlen erreicht.

Die zuletzt kaum bewegten Aktien des Elektroautobauers Tesla konnten sich nach einem weiteren Tief seit November 2020 nur etwas stabilisieren. Seit Jahresbeginn steht ein Wertverlust von 56 Prozent zu Buche, was einen der hinteren Plätze im Tech-Auswahlindex bedeutet. Unternehmenschef Elon Musk, der unter anderem infolge der Übernahme des Kursnachrichtendienstes Twitter wohl seinen Status als reichster Mensch der Welt verloren hat, verkaufte zwischen dem 12. und 14. Dezember weitere Aktien. Es war bereits das vierte Mal in diesem Jahr, dass sich Musk von Tesla-Anteilen im Milliardenvolumen trennen musste, um den umstrittenen Twitter-Kauf zu finanzieren./gl/men