NEW YORK (dpa-AFX) - Die Wall Street unternimmt am Donnerstag nach dem von Zinssorgen getriebenen Rückschlag einen Erholungsversuch. Zwei Stunden vor Schluss stieg der am Vortag bereits stabilisierte Dow Jones Industrial um 0,61 Prozent auf 33 801,19 Punkte, nachdem der Leitindex seit Ende November fast drei Prozent eingebüßt hatte. Der marktbreite S&P 500 legte 0,78 Prozent auf 3964,71 Zähler zu.

Den Technologiewerten an der Nasdaq gelang auch eine Erholung, wie der 1,20 Prozent höhere Nasdaq 100 mit seinen 11 635,69 Punkten zeigt. Er hatte in den vergangenen Tagen bis zu 5,6 Prozent eingebüßt. Laut dem Marktbeobachter Andreas Lipkow belebten einige Quartalszahlen wie etwa vom Telekom-Ausrüster Ciena das zuletzt stark gesunkene Interesse der Nasdaq-Anleger.

Investoren blicken nun gespannt auf die Bekanntgabe der US-Erzeugerpreise am Freitag. Es gehe darum zu sehen, wie wirksam die zuletzt restriktive Geldpolitik der US-Notenbank zur Eindämmung der Inflation sei und ob sie in naher Zukunft gelockert werden könnte, hieß es. Börsianer versprechen sich davon auch Vorboten für die US-Inflationszahlen, die in der kommenden Woche gemeinsam mit dem Zinsentscheid der Fed die Agenda dominieren.

Zum Spitzenreiter im Dow avancierte Boeing mit einem Anstieg um 2,3 Prozent. Sie folgten damit den Kursgewinnen, die zuvor schon der Konkurrent Airbus in Europa eingestrichen hatte. In der Branche herrscht so etwas wie Aufbruchstimmung: Wie Analyst Holger Schmid von der DZ Bank am Vortag schrieb, könnte sie von einer erforderlichen Modernisierung der weltweiten Flugzeugflotten und einer Erholung des Fluggastaufkommens profitieren. Außerdem geht er davon aus, dass eine Lockerung der Corona-Regeln in China zu einer Verbesserung der Lieferketten beitragen könnte.

Im Technologiesektor hob unter anderem Ciena die Stimmung: Die Aktien des Telekom-Ausrüsters schossen um 20,5 Prozent nach oben wegen starker Resultate für das vierte Geschäftsquartal. Als Triebfeder dafür galten nachlassende Lieferkettenprobleme. Als ermutigend wurden auch Aussagen des Konzernchefs zum Ausblick gewertet. Dem folgten auch die Aktien von Cisco und Juniper Networks mit Anstiegen von bis zu 1,9 Prozent.

Die Blicke blieben auch nach China gerichtet wegen anstehender Lockerungen der strikten Null-Covid-Maßnahmen. Einige Aktien von chinesischen Tech-Konzernen, die in den USA gehandelt werden, blieben daher in der Erholungsspur. Titel der Suchmaschine Baidu etwa zogen um 4,6 Prozent an und erreichten ihren höchsten Stand seit zwei Monaten. Titel des Online-Händlers Alibaba erreichten mit plus 6,6 Prozent gar das höchste Niveau seit fast drei Monaten.

Bei Tesla dagegen reißen die Sorgen mit Blick auf China nicht ab, mit einem Abschlag von 0,9 Prozent konnten die Titel der Nasdaq-Erholung nicht folgen. Passend zu entsprechenden Spekulationen vom Montag berichtete nun die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider, der Elektroautobauer kürze in seinem Werk in Shanghai die Produktionsschichten. Damit würden sich die Anzeichen verdichten, dass die Nachfrage in China nicht die Erwartungen erfüllt.

Positives Interesse gab es sonst noch an Ölwerten. Am Anfang zusätzlich von zeitweise gestiegenen Ölpreisen angetrieben, verteidigten die Aktien von ExxonMobil zwei Stunden vor Schluss ein Plus von 1,2 Prozent, nachdem eine Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms und ein neuer Fünfjahresplan mit massiven Investitionen vorgestellt wurde. Die Titel von Chevron folgten dem im Dow um 0,8 Prozent nach oben./tih/mis