NEW YORK (dpa-AFX) - Trotz überwiegend weiterer starker Unternehmensberichte dürfte am US-Aktienmarkt die Vorsicht zurückkehren. Nach zwei Handelstagen mit teils deutlichen Gewinnen werden zum Handelsstart am Mittwoch wieder Verluste erwartet. Nicht zuletzt könnten teils schwache Daten aus der Bauwirtschaft ein Grund sein, denn die Baubeginne gingen im September überraschend deutlich zurück.

Rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn taxierte der Broker IG den Leitindex Dow Jones Industrial 0,6 Prozent tiefer auf 30 352 Punkte. Der technologielastige Index Nasdaq 100 dürfte 0,7 Prozent verlieren und mit 11 070 Zählern in den Handel starten.

"Bislang zeigt sich der Oktober von seiner goldenen Seite", schrieb Marktexperte Christian Henke von IG Markets mit Blick auf die Quartalsberichte. Überraschend starke Unternehmenszahlen bezeichnete er als "Balsam für die Nerven der Anleger". Auf der Konjunkturseite bleibe hingegen alles beim Alten, weshalb Henke infrage stellt, ob der Aufwind an der Börse mehr als eine Bärenmarktrally sei.

Auch Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar bezweifelt, dass der Aktienmarkt seinen Tiefpunkt bereits hinter sich hat. Die deutliche Mehrheit der US-Fondsmanager halte ihr Geld noch zurück, weil sie mit einem weiteren Kursverfall rechne, zitiert der Experte von Robomarkets aus einer Umfrage der Bank of America. "Sollten den Fondsmanagern die Kurse nun weiter davonlaufen, müssten sie wohl oder übel auf den Zug aufspringen, was die Aufwärtsbewegung noch beschleunigen dürfte."

Unterdessen traten weitere Unternehmenszahlen in den Vordergrund - allen voran der Streamingriese Netflix . Der US-Konzern hat im dritten Quartal dank erfolgreicher Serien wie "Stranger Things" und "Dahmer: Monster" zum Nutzerwachstum zurückgefunden, wie er Dienstag nach Börsenschluss bekanntgab. Im Vierteljahr bis Ende September verbuchte das Unternehmen unterm Strich 2,4 Millionen neue Bezahlabos, nachdem es zuvor unter dem steigenden Konkurrenzdruck gelitten hatte. Vorbörslich legte die Aktie um rund elf Prozent zu.

Zuversicht macht sich zudem in der amerikanischen Luftfahrtbranche breit. Die US-Fluggesellschaft United Airlines rechnet dank anhaltend guter Geschäften erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie mit einer höheren operativen Marge als 2019. Das teilte der Konzern am Dienstagabend mit. Vorbörslich stiegen die Papiere der Airline um über fünf Prozent.

Dass nicht alle Konzerne gut durch die Krise kommen, zeigte sich beim Haarpflege-Hersteller Olaplex . Der US-Konzern strich seine Prognose rigoros zusammen, woraufhin Analysten das Ziel der Aktie abstuften. Vorbörslich stürzte das Papier 43 Prozent in die Tiefe.

Der US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble wird vor allem wegen Gegenwinds bei den Wechselkursen, aber auch wegen höherer Kosten vorsichtiger beim zu erwartenden Gewinn je Aktie in diesem Geschäftsjahr. Die Aktie legte jedoch vorbörslich um 1,6 Prozent zu.

Nach US-Börsenschluss gewähren noch der Computer-Dino IBM und der Autobauer Tesla Einblick in ihre Bücher./jcf/ck/men