NEW YORK (dpa-AFX) - Wenige Stunden vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed scheuen die Anleger an den New Yorker Börsen eine klare Positionierung. Der Broker IG taxierte den Leitindex Dow Jones Industrial am Mittwoch eine halbe Stunde vor Handelsbeginn kaum verändert auf 32 566 Punkte und den Nasdaq 100 0,2 Prozent im Minus auf 12 718 Punkte.

Mit einer Erholung um 3,6 beziehungsweise 8,7 Prozent von ihren Zwischentiefs Mitte März preisen beide Indizes aber auch schon einige positive Erwartungen an die Fed ein. Dies gilt insbesondere für den Nasdaq 100 mit seinen vielen zinssensiblen Technologiewerten, der sich seit Jahresbeginn schon um mehr als 16 Prozent vom schwachen Vorjahr erholt hat.

Eine weitere Anhebung der US-Leitzinsen galt lange als ausgemacht, und eine Mehrheit von Ökonomen erwartet immer noch eine zumindest kleine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte. Die jüngsten Turbulenzen bei Regionalbanken in den USA und bei der Schweizer Großbank Credit Suisse haben jedoch die Zweifel daran wachsen lassen. Inzwischen hält eine Reihe von Experten es für möglich, dass die Fed den Leitzins unverändert lässt.

Vor rund zwei Wochen - also vor der Bankenkrise, die mit der Schließung mehrerer US-Regionalbanken ihren Ausgang genommen hatte - hatte Fed-Chef Jerome Powell sogar eine Anhebung um 0,50 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Die immer noch hohe Inflation und der sehr robuste Arbeitsmarkt sprechen auf den ersten Blick auch für weitere merkliche Zinserhöhungen. "Meines Erinnerns nach gingen die Erwartungen vor einer Zinssitzung der Fed noch nie so weit auseinander, von 0 über 0,25 bis 0,50 Prozentpunkte", erklärte Antje Praefcke, Volkswirtin bei der Commerzbank.

Ein uneinheitliches Bild zeigten die am Dienstag freundlichen Bankentitel. Bei der First Republic Bank mussten die Anleger nach der Achterbahnfahrt der vergangenen Tage vorbörslich wieder ein Minus von 4,5 Prozent verkraften. Auch für die Titel einiger anderer Regionalbanken zeichnen sich Verluste ab. Am Dienstag hatten First Republic nach den allgemein in Aussicht gestellten Hilfsmaßnahmen von US-Finanzministerin Janet Yellen eine knapp 30-prozentige Erholungsrally hingelegt. Derweil notierten Branchengrößen wie JPMorgan, Goldman Sachs, Citigroup und Wells Fargo am Mittwoch vor dem Handelsstart im Plus.

Die Aktien von Nike verloren rund 2 Prozent. Hier machten einige Anleger offenbar Kasse, nachdem es zuletzt schon deutlich bergauf gegangen war und der Sportartikelriese nun lediglich durchwachsene Quartalszahlen berichtet und einen verhaltenen Ausblick gegeben hatte.

Dagegen schossen die schon in der Vergangenheit schwankungsfreudigen Papiere von Gamestop um mehr als die Hälfte ihres Werts hoch. Der Videospielhändler begeisterte die Anleger dank Kostensenkungen und Stellenstreichungen mit dem ersten Quartalsgewinn seit zwei Jahren./gl/mis