NEW YORK (dpa-AFX) - Offene Fragen zur Produktion der kommenden Chipgeneration von Nvidia stellen den Wachstumsrausch der Aktionäre des Chipkonzerns am Donnerstag auf die Probe. Zunächst hatten sich für die Papiere des Herstellers besonders leistungsstarker Computerchips für KI-Anwendungen Kursverluste von rund sieben Prozent abgezeichnet. Die Verluste engten sich im vorbörslichen US-Handel aber spürbar auf rund 2,5 Prozent ein.

Zuletzt noch stärker als erwartet gelaufenen Geschäften stand eine etwas unter der Erwartung ausgefallene Margenprognose gegenüber. Zudem ließ der Vorreiter im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) einige Fragen zu einer Änderung beim Produktionsverfahren für das nächste Chipsystem mit dem Namen Blackwell unbeantwortet.

Trotz zuletzt beeindruckender Entwicklung zeigten sich erste Anzeichen einer Wachstumsverlangsamung, erklärt Chief Investment Officer Maurizio Porfiri vom Schweizer Wertpapierhaus Maverix Securities. "Während die Nachfrage nach KI-Lösungen stark bleibt, besonders im Data-Center-Bereich und bei Sovereign AI, gibt es auch negative Aspekte: Engpässe bei High-Bandwidth Memory könnten das Umsatzwachstum in den kommenden Quartalen dämpfen." Zudem werde eine Normalisierung der Bruttomarge erwartet, was kurzfristig etwas Druck auf die Aktie ausüben könnte. Auch die steigenden Betriebskosten belasteten die Margen. Auch Stacy Rasgon vom Investmenthaus Bernstein und Toshiya Hari von Goldman Sachs machten mit der Prognose des Chip-Herstellers für die Profitabilität ein Haar in der Suppe aus.

Ingo Wermann von der DZ Bank schrieb in einer ersten Reaktion von einem beeindruckenden Wachstum. Allerdings habe dies die Markterwartungen nicht mehr in dem Ausmaß wie in den Vorquartalen übertroffen. Die Sparte Data Center werde weiter an Bedeutung gewinnen, jedoch auch Gegenwind - etwa durch eine Blackwell-Verzögerung, China-Sanktionen westlicher Staaten und wachsende Konkurrenz - erhalten. Er hält die Aktie für fair bewertet.

Mit Blick auf das nachlassende Wachstumstempo verwies Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Börsenmakler Robomarkets allerdings auf die starken Geschäfte im vergangenen Jahr. "Im Vorquartal stiegen die Umsätze im Jahresvergleich noch um 262 Prozent, im jetzt berichteten Quartal um 122 Prozent und im laufenden Quartal sollen sie 'nur noch' um 75 Prozent steigen." Dies sei jedoch lediglich einem Basiseffekt aufgrund der bereits hohen Wachstumsraten vor einem Jahr geschuldet.

Das am Donnerstag erwartete Kursminus folgt denn auch auf einen Kursschub um knapp 155 Prozent im bisherigen Jahresverlauf. Kein anderes der 500 im marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 enthaltenen Unternehmen hat im laufenden Jahr so stark an Börsenwert zugelegt wie Nvidia. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre haben die Kalifornier ihren Börsenwert gar um mehr als 3.000 Prozent gesteigert - ebenfalls einzigartig im S&P 500.

Zwischenzeitlich wurde der KI-Chip-Riese in diesem Jahr damit sogar erstmals zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt. Diesen Spitzenplatz hat nun wieder Apple inne, mit einem Börsenwert von 3,44 Billionen Dollar per Mittwochsschluss. Nvidia mit einem Börsenwert von 3,08 Billionen Dollar könnte den zweiten Platz wieder an Microsoft (3,05 Bio Dollar) verlieren, falls das Hauptgeschäft der vorbörslichen Kursentwicklung folgt. So zeichnen sich für Microsoft moderate Gewinne ab. Auf dem vierten Platz steht mit deutlichem Abstand der Google -Konzern Alphabet , der rund zwei Billionen Dollar wert ist./lfi/ag/mis/jha/