FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem Notenbanker-Treffen in Jackson Hole bleiben Anleger weiter optimistisch für Immobilienwerte. Mit einem Anstieg des Sektorindex um 1,5 Prozent waren diese am Donnerstag europaweit der größte Gewinner. Die Erholung setzte sich damit den dritten Tag schwungvoll fort. Im Dax fielen die Papiere von Vonovia mit einem Anstieg um zwei Prozent auf. Binnen drei Tagen haben sie nun mehr als sieben Prozent an Wert gewonnen.

Auch in den deutschen Nebenwerte-Indizes folgten die meisten Branchenwerte dieser Stärke: LEG und TAG Immobilien waren im MDax mit bis zu 2,8 Prozent Plus führend, während die in den vergangenen zwei Jahren besonders gebeutelten Aktien von Aroundtown im SDax um vier Prozent anzogen.

Händler sprachen von einer scharfen Gegenbewegung am Anleihemarkt, der sich indirekt auch auf Immobilienwerte auswirke. Anleger hätten sich vor der Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole für höhere Marktzinsen positioniert, seien aber am Vortag von enttäuschenden Konjunkturindikatoren überrumpelt worden. Neuerdings werde thematisiert, dass die Erwartungen mit Blick auf weitere Zinserhöhungen nachlassen.

Eine überraschend deutliche Eintrübung der Stimmung im deutschen Dienstleistungssektor hatte am Mittwoch wieder die Furcht vor einer Konjunkturschwäche genährt. Das verringert in den Augen einiger Investoren die Chance, dass die Europäische Zentralbank weiter an der Zinsschraube drehen wird. Dies gilt als "Wasser auf den Mühlen der Immobilienbranche", der die hohen Zinsen in den vergangenen Monaten einen schweren Schlag versetzt haben.

Die Entscheidung darüber, ob die aufgehellte Sektorstimmung anhält, könnte in Jackson Hole fallen. Dort beginnt am Donnerstag das jährliche Notenbanker-Treffen. Anleger hoffen auf Hinweise, ob der künftige geldpolitische Kurs der US-Währungshüter noch weitere Zinserhöhungen bringen wird. Das wichtigste Ereignis werde ein Auftritt des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell am Freitag, hieß es am Morgen von der Commerzbank.

Börsianern zufolge wird allgemein erwartet, dass Powell einen aktualisierten Ausblick vorlegen wird. Laut dem UBS-Ökonomen Jonathan Pingle ist es aber noch zu früh, um den Sieg über die Inflation und ein Ende des Straffungszyklus zu verkünden. Das sei nämlich noch zu stark von der Entwicklung der Konjunkturdaten abhängig. Er rechnet eher damit, dass Powell eine gewisse restriktive Haltung beibehält und die Tür für weitere Zinserhöhungen offen lässt. Er werde aber wohl kaum für den nächsten Entscheid im September schon konkret von einer weiteren Zinserhöhung sprechen, erwartet Pingle./tih/bek/jha/