FRANKFURT (dpa-AFX) - Immobilienaktien haben am Mittwoch der Erholungsrally der vergangenen Tage etwas Tribut gezollt. Untermauert wurde die Entwicklung durch eine skeptische Branchenstudie des Investmenthauses Stifel, die den Anlegern weiteres Ungemach voraussagt.

Gegen Mittag notierte der Branchenindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 noch knapp 0,7 Prozent im Minus. Dank der jüngsten Erholung, mit der er sich zeitweise um mehr als acht Prozent von seinem Tief seit Oktober 2022 abgesetzt hatte, dämmte er zwar sein Jahresminus auf 7,8 Prozent ein. Damit ist er aber immer noch zweitgrößter Verlierer im europäischen Branchentableau.

Das Branchenbarometer prallte an der 50-Tage-Linie nach unten ab, die es am Vortag erreicht hatte. Diese gilt als kurz- bis mittelfristiger Trendindikator. Zudem gerät nun wieder die 21-Tage-Linie als kurzfristiger Indikator in Gefahr, die am Vortag geknackt wurde.

Im Dax zählten die Aktien von Vonovia am Mittwoch mit minus 1,9 Prozent zu den größten Verlierern. Gleiches galt im MDax für TAG Immobilien mit minus 3,1 Prozent, während LEG Immobilien sich um 1,2 Prozent verbilligten. Im SDax sortierten sich Aroundtown , Grand City Properties und Patrizia Immobilien mit Kursabschlägen von 1,8 bis 2,1 Prozent weit hinten ein.

Den Stifel-Analysten zufolge droht dem deutschen Immobiliensektor "ein langer Hangover, statt einer zivilisierten After-Show-Party", nachdem die durch immer günstigere Finanzierungskonditionen befeuerte Hausse zu einem abrupten Ende gekommen sei. Den Anlegern dämmere zunehmend, dass die Zinsen ziemlich sicher nicht nur vorübergehend hoch bleiben sollten.

Der Verschuldungsgrad (Loan to Value) könnte Dimensionen erreichen, die eine Refinanzierung noch schwieriger machten. Es bestehe dann die Gefahr, dass größere Kapitalerhöhungen notwendig würden. Auf jeden Fall könnte die Entwicklung aber eine Dekade begrenzten Gewinnwachstums nach sich ziehen.

Vonovia, LEG und TAG stuften die Experten ab und raten nun zum Verkauf. Die drei Aktien seien von 2018 bis Mitte 2022 stärker als die Branche gelaufen, entwickelten sich seither aber schlechter. Gegenüber den Zwischenhochs Mitte 2021 stünden inzwischen Kursverluste von rund zwei Drittel zu Buche.

Auch jüngste Äußerungen von Notenbankern sprechen für weiter hohe Zinsen. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnte am Mittwoch davor, den jüngsten Rückgang der Inflationsrate überzubewerten. Es sei "zu früh für eine Entwarnung", sagte Nagel laut Redetext zur Eröffnung eines Bundesbank-Symposiums in Frankfurt. "Denn die Inflation hat insgesamt an Breite gewonnen." Bereits zu Wochenbeginn hatte Nagel von der Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank im Kampf gegen die hohe Teuerung gesprochen./gl/men