FRANKFURT (dpa-AFX) - Im europäischen Bankensektor zeichnet sich auch zum Wochenauftakt keine Entspannung ab. Mit minus 1,2 Prozent war er in der Stoxx-600-Branchenübersicht der größte Verlierer. Von der Krise der Regionalbanken in den USA im März hat er sich inzwischen zwar etwas erholt, kommt jedoch an die davor erreichten Kurshöhen nicht mehr heran.

Derweil verstärkt sich in Europa die Furcht vor einer noch schwächeren Konjunktur und damit die Sorge vor möglichen Kreditausfällen und höheren Rückstellungen bei den Banken. Der für Geldhäuser eigentlich positive Anstieg der Zinsen trete angesichts der Wirtschaftsabkühlung derzeit in den Hintergrund, hieß es aus dem Handel.

Die Sorgen wurden am Montag nach dem Ifo-Geschäftsklima, dem wichtigsten Frühindikator für Deutschland, nicht kleiner. Denn die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechterte sich im Juni noch stärker als von Analysten erwartet.

"Ein Rückgang hatte sich ja schon abgezeichnet, aber dass es so deutlich abwärts ging, schockiert dann doch", erläuterte Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Sein Fazit klingt ernüchternd: "Wir stecken mitten in einer Rezession. Auch im zweiten Quartal dürfte es mit der Wirtschaftsleistung insgesamt spürbar bergab gehen. Eine Konjunkturerholung rückt einstweilen in weite Ferne."

Zu den allgemeinen Wirtschaftssorgen als Belastung für den Bankensektor kommen bei der Commerzbank aktuell noch eigene Probleme hinzu, weshalb sich deren Aktien am Montag mit minus 2,7 Prozent noch schwächer entwickelten als der Sektor. Das Frankfurter Institut muss für seine polnische Tochter mBank weitere millionenschwere Belastungen stemmen. Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu umstrittenen Krediten in Schweizer Franken legte mBank umgerechnet weitere 342 Millionen Euro zur Seite, wie die Commerzbank mitteilte. Damit summieren sich die Rückstellungen auf 1,7 Milliarden Euro.

Dass die Commerzbank für 2023 trotzdem weiterhin ein deutlich höheres Konzernergebnis anstrebt als im Jahr davor, konnte den Kurs nicht auf die Beine bringen. Denn die Prognose hängt einerseits von der weiteren Entwicklung bei den Schweizer-Franken-Krediten der mBank ab und basiert zum anderen auf der Annahme, dass es in Deutschland nur zu einer milden Rezession kommt.

Mit einem Kurs von 9,194 Euro steuerten die Commerzbank-Aktien am Montagvormittag zeitweise auf ihr Zwischentief vom Mai bei 9,106 Euro zu. Darunter wäre es der tiefste Stand seit Ende März.

Für die Papiere der Deutschen Bank setzte sich der Abwärtstrend mit einem Minus von zuletzt 1,4 Prozent ebenfalls fort. Zuvor waren sie erstmals seit Ende März unter die Marke von neun Euro gerutscht./ajx/ag/stw