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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die dritte Gewinnwarnung von Adidas in diesem Jahr hat die bereits schwer angeschlagenen Aktien des Sportartikelherstellers am Freitag auf eine noch etwas steilere Talfahrt geschickt. Die zum Teil massiv gesenkten Ziele brachten außerdem Druck auf die Papiere der Konkurrentin Puma und belasteten den Dax .

Adidas brachen gegen Mittag als Schlusslicht in der ersten Börsenliga um fast zehn Prozent auf 103,50 Euro ein. Sie befinden sich damit inzwischen zurück auf dem tiefsten Stand seit Frühjahr 2016. Die Papiere von Puma verloren als zweitschwächster Dax-Wert sieben Prozent auf 44 Euro und fielen auf den tiefsten Stand seit Frühjahr 2020. Der Leitindex selbst gab um 1,6 Prozent nach.

Seit ihrem im August 2021 erreichten Rekordhoch von etwas mehr als 336 Euro ist sie inzwischen um nahezu 70 Prozent eingebrochen. Alleine in diesem Jahr ist der Börsenwert um fast 60 Prozent auf nun nur noch 20 Milliarden Euro gesunken. Seit dem Amtsantritt von Kasper Rorsted als Vorstandschef im Oktober 2016 sackte der Kurs um rund ein Drittel ab. Adidas hatte im August angekündigt, dass der Däne sich spätestens 2023 zurückzieht. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden.

Die erneute Prognosesenkung erhöht nach Einschätzung von Experten den Druck auf den Aufsichtsrat, bald einen neuen Unternehmenschef zu präsentieren. Die Geschwindigkeit, mit der die schon zuletzt gesenkten Jahresziele wegen der fehlenden Nachfrage zerbröselt seien, dürfte die Anleger entmutigen, schrieb Jefferies-Analyst James Grzinic.

Besonders entsetzte am Markt das massiv auf nur noch rund 500 Millionen Euro gesenkte Gewinnziel für 2022. Die Prognose hatte zu Jahresbeginn noch bei 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro gelegen und war zuletzt auf rund 1,3 Milliarden Euro gesenkt worden. Die in der Branche viel beachtete Bruttomarge soll jetzt außerdem nur noch 47,5 Prozent erreichen. Das sind eineinhalb Prozentpunkte weniger als zuletzt angepeilt. Die Bruttomarge misst, welcher Anteil des Umsatzes nach Abzug aller Herstellungskosten übrig bleibt. Der operative Gewinn dürfte der neuen Prognose zufolge nur noch vier Prozent des Umsatzes erreichen - statt sieben Prozent, die zuvor in Aussicht gestellt wurden.

Laut JPMorgan-Expertin Chiara Battistini implizieren Adidas' neuen Ziele eine 40-prozentige Kürzung ihrer diesjährigen operativen Gewinnschätzung. Beim Überschuss sinke ihre Erwartung sogar um 60 Prozent. Dafür verantwortlich seien Einmaleffekte unter anderem wegen des Rückzugs aus Russland, aber auch ein heftiger Druck auf die Margen und steigende Lagerbestände, die nun wohl mit viel Werbung losgeschlagen werden dürften. In den zehn Jahren der Beobachtung des Sektors sei die Stimmung nie so negativ gewesen.

Zu einer schwachen Geschäftsentwicklung in China hinzu kommen laut SocGen-Analyst Antoine Riou noch ein trägeres Geschäft in den westlichen Märkten des Sportwarenkonzerns sowie zu hohe Lagerbestände hinzu. Die Herzogenauracher bräuchten dringend einen neuen Konzernlenker, bemerkte er mit Blick auf den scheidenden Rorsted.

Zum Thema gestiegene Lagerbestände schrieb Christian Salis von Hauck Aufhäuser Investment Banking: Erst kürzlich sei in einer Warnung der US-Konkurrentin Nike klar geworden, dass erhöhte Lagerbestände die Profitabilität auf dem globalen Sportbekleidungsmarkt beeinträchtigten. Adidas sei aber auch mit unternehmensspezifischen Problemen konfrontiert, etwa einem Innovationsstillstand, was den Rückzug von Rorsted erkläre.

"Die Aussichten dürften sich in nächster Zeit kaum verbessern", konstatierte der Analyst und verwies auf die Energiekrise, die in den kommenden Quartalen die Verbrauchernachfrage vor allem in Europa beeinträchtigen werde. Das komme dann noch zu den Problemen in China hinzu./ck/zb/mis