FRANKFURT (dpa-AFX) - Wieder größere Zinssorgen haben zum Ausklang der bislang recht freundlichen Woche auch den Dax unter Druck gesetzt. Nach dem schwachen Start in den Freitag konnte der deutsche Leitindex seine Verluste aber etwas eindämmen - am Mittag stand er 0,72 Prozent im Minus bei 15 422,22 Punkten. Auf Wochensicht zeichnet sich noch ein Gewinn von 0,8 Prozent ab.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank zuletzt noch um 0,61 Prozent auf 28 850,61 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,73 Prozent auf 4266,07 Punkte nach unten.

In New York hatten die Aktienkurse am Donnerstag deutlich nachgegeben. Die asiatischen Börsen folgten am Freitag. Zinssorgen treiben die Anleger wieder um, nachdem die US-Erzeugerpreise im Januar weniger deutlich gesunken waren als erhofft. Gleichzeitig gingen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend zurück. Vom Arbeitsmarkt kam damit also auch kein Signal an die US-Notenbank Fed, ihren Zinserhöhungskurs zur Inflationsbekämpfung ändern zu müssen.

Aussagen der Präsidentin der regionalen US-Notenbank in Cleveland, Loretta Mester, sowie des Fed-Präsidenten von St. Louis, James Bullard, hatten vor dem US-Börsenschluss für zusätzliche Unruhe gesorgt. Beide hatten betont, dass bei der nächsten Zinssitzung eine Erhöhung um nochmals 0,50 Prozentpunkte erwogen werde. Damit würde die Fed das Tempo wieder erhöhen, nachdem sie im Dezember und im Februar jeweils nur einen Schritt um 0,25 Prozentpunkte vorgenommen hatte.

Vor diesem Hintergrund dürften auch die Anleger am deutschen Aktienmarkt aktuelle Preisdaten im Auge behalten, zumal die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen ebenfalls weiter anheben will. Zuletzt warnte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel vor einer Unterschätzung der Inflation durch die Märkte.

In Deutschland schwächte sich der Preisauftrieb auf Herstellerebene im Januar zum vierten Mal in Folge ab, allerdings von einem hohen Niveau aus - gegenüber dem Vorjahr steht immer noch ein Anstieg um fast 18 Prozent zu Buche. Am Nachmittag folgen noch Import- und Exportpreise aus den USA.

Unternehmensseitig standen die Geschäftszahlen der Allianz sowie von Mercedes-Benz im Fokus. Der Versicherer berichtete für das vergangene Jahr einen operativen Rekordgewinn und übertraf damit die Analystenerwartungen klar. Dennoch büßten die Aktien als Dax-Schlusslicht zweieinhalb Prozent ein.

Ein Börsianer sprachen von gewohnheitsmäßig soliden Zahlen der Allianz - "mehr aber nicht". Auch Analysten sahen Zahlen und Ausblick insgesamt im Rahmen der Erwartungen. Am Vortag hatte Michael Huttner von der Privatbank Berenberg den Anlegern zudem noch Hoffnung auf einen weiteren größeren Aktienrückkauf gemacht. Diese erfüllte sich aber nicht.

Beim Stuttgarter Autobauer sorgten hingegen das für 2022 berichtete Gewinn- und Umsatzwachstum und die Ankündigung eines milliardenschweren Aktienrückkaufprogramms für ein Kursplus von mehr als drei Prozent. Damit führten die Titel die eher kurze Gewinnerliste im Leitindex an und kosteten so viel wie zuletzt vor knapp einem Jahr.

Negative Analystenaussagen belasteten Deutsche Post und Gea . Die Aktien des Logistikkonzerns büßten zwei Prozent ein, nachdem die US-Bank JPMorgan sie im Rahmen einer Branchenstudie abgestuft hatte und nun zur Untergewichtung rät. Angesichts deutlich fallender Luftfrachtraten bleibe er für die Express-Sparte des Logistikkonzerns vorsichtig und sorge sich angesichts der laufenden Tarifverhandlungen zunehmend um das Brief- und Päckchengeschäft, begründete Experte Samuel Bland sein neues Anlagevotum.

Beim Anlagenbauer Gea nahm Barclays-Analyst Lars Brorson einen ähnlichen Schritt vor. Er sieht die Margenstory in Gefahr, die seit 2019 ein wesentlicher Grund für die Neubewertung der Aktie gewesen sei. Er verwies auf Kosten für Teile und Löhne. Gea war nach einem zuletzt guten Lauf mit minus zweieinhalb Prozent einer der schwächsten Werte im MDax./gl/mis

- Von Gerold Löhle, dpa-AFX -