FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat dem Dax am Donnerstag kaum Impulse geliefert. Wenig Einfluss hatten auch die US-Einzelhandelsumsätze, die im September stärker als erwartet zulegten. Unterstützung lieferten vor allem, wie bereits am Morgen, die Kurssprünge der Aktien von Sartorius und Merck. Hier nahmen Sorgen vieler Investoren in puncto Geschäftsentwicklung ab. Im weiteren Handelsverlauf rückt nun noch die US-Industrieproduktion in den Fokus.

Der deutsche Leitindex gewann am Nachmittag 0,87 Prozent auf 19.600,99 Punkte. Zwei Tage zuvor noch hatte er bei knapp 19.634 Zählern ein Rekordhoch erreicht. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen stieg um 0,37 Prozent auf 27.156,88 Zähler und auch europaweit wurden Gewinne verbucht.

Wie erwartet senkte die EZB den Leitzins das dritte Mal in diesem Jahr, und zwar um 0,25 Prozentpunkte. Zudem gaben sich die Währungshüter entschlossen, die Inflation im Euroraum auf zwei Prozent zurückzuführen. Ihr weiteres Vorgehen soll datenabhängig, von Sitzung zu Sitzung, entschieden werden. Überraschungen blieben damit aus.

"Anlegern und vor allem der Wirtschaft gehen die geldpolitischen Trippelschritte der EZB nicht schnell genug, um die heimische Konjunktur wieder in Gang zu bringen", konstatierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. Er wünscht sich deshalb zumindest mal das Bekenntnis von EZB-Präsidentin Christine Lagarde "für weitere - und wenn nötig auch stärkere - Zinssenkungen". Von der EZB gab es unterdessen zu hören, dass diese "auf keinen Zinspfad festgelegt" sei.

Unter den Einzelwerten sprangen die Vorzugsaktien des Pharma- und Laborzulieferers Sartorius um fast 16 Prozent hoch und machten ihre Vortagesverluste mehr als wett. Nachdem der Schweizer Branchenkollege Tecan mit kassierten Jahreszielen am Mittwoch den Markt geschockt hatte, sorgte der Quartalsbericht von Sartorius nun für deutliche Erleichterung unter den Anlegern.

Merck zogen an zweiter Stelle im Leitindex um 6,4 Prozent hoch. Neben der Erleichterung bei Sartorius profitierten die Anteile auch vom Zauberwort "Künstliche Intelligenz" (KI), wie ein Händler sagte. Merck will mittelfristig zu nachhaltigem Wachstum zurückkehren und dabei auch Vorteile ziehen aus dem Boom von KI-Anwendungen.

Infineon legten angesichts starker Quartalsergebnisse und optimistischer Aussichten des taiwanesischen Chipherstellers TSMC um 2,0 Prozent zu.

Ansonsten bewegten vor allem Analystenkommentare. Jenoptik etwa rutschten minus 5,0 Prozent an das MDax-Ende und setzten ihre Talfahrt der vergangenen drei Handelstage fort. Nach der Gewinnwarnung des Branchenschwergewichts ASML belastete nun, dass das Investmenthaus Stifel seine für das Hightech-Unternehmen aus Jena gestrichen hat. Analyst Florian Sager begründete sein neues Anlageurteil "Hold" mit Aussagen von ASML zum kommenden Jahr, die eine weitere Verschlechterung des Marktumfeldes für Halbleiter nahelegten.

Der Euro fiel zwischenzeitlich auf ein weiteres Tief seit Anfang August und wurde am Nachmittag dann mit 1,0867 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0897 (Dienstag: 1,0903) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9176 (0,9171) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,18 Prozent am Vortag auf 2,19 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,05 Prozent auf 126,52 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,10 Prozent auf 133,96 Punkte./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---