FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kaufbereitschaft am deutschen Aktienmarkt hat sich auch am Montag in Grenzen gehalten. Angesichts des Schuldenstreits in den USA und einer Vielzahl ambivalenter Unternehmensnachrichten verzeichnete der Dax am Nachmittag ein Plus von 0,17 Prozent auf 15 941,47 Punkte. Damit bewegt sich der Leitindex weiter in der Spanne der vergangenen Wochen. Auch wegen eines Jahresgewinns von bis zu 15 Prozent - und aktuell nur rund zwei Prozent unter dem Rekordhoch von 16 290 Punkte aus dem November 2021 - fehlen aktuell die Impulse für einen weiteren Anstieg.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Montag um 0,33 Prozent auf 27 426,13 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,14 Prozent auf 4324,09 Zähler hoch.

Der vielleicht schon Anfang Juni drohende Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten rücke von Tag zu Tag näher, doch noch ließen sich die Anleger von diesem Schreckensszenario nicht ins Bockshorn jagen, schrieb Analyst Christian Henke vom Broker IG. "Tatsächlich tendieren die Aktienmärkte gern dazu, angesichts der aktuellen Lage das 'Glas halb voll' zu sehen, nicht zuletzt dank besser als erwarteter Unternehmensgewinne und vermeintlich besserer Aussichten im Tech-Sektor', heißt es in einer Studie der Postbank. Auch die Sorgen um US-Regionalbanken seien vorerst ad acta gelegt worden.

Doch das Verhältnis zwischen Chancen und Risiken am Aktienmarkt droht sich weiter zu verschlechtern, glauben die Marktstrategen der US-Bank JPMorgan. Sie warnen mit Blick auf die zweite Jahreshälfte vor Kursschwächen nach der Erholungsrally seit dem vierten Quartal 2022.

Ebenfalls skeptisch sind die Experten der Landesbank Helaba. Nachdem der Dax in der vergangenen Woche keine ernsthaften Versuche unternommen habe, aus seiner Handelsspanne nach oben auszubrechen, "scheinen die Risiken auf der Unterseite zuzunehmen".

Das Geschehen am deutschen Aktienmarkt wurde am Montag von der Berichtssaison und anderen Unternehmensnachrichten dominiert.

Beim Energietechnikkonzern Siemens Energy überwogen das starke zweite Geschäftsquartal und der angehobene Umsatzausblick die erneut gesenkte Ergebnisprognose: Mit einem Plus von 2,7 Prozent setzten sich die Aktien an die Dax-Spitze und erreichten den höchsten Stand seit Januar 2022. JPMorgan-Analyst Akash Gupta lobte den starken Auftragseingang und den Umsatz. Einmal mehr habe Siemens Energy die Schwäche der Windanlagentochter Siemens Gamesa mehr als kompensiert, und auch hier zeichne sich nun eine Wende zum Besseren ab.

Die Zusage weiterer milliardenschwerer Waffenlieferungen an die Ukraine half den Aktien von Rüstungsunternehmen. Rheinmetall verteuerten sich zuletzt allerdings nur noch um 0,6 Prozent. Hinzu kamen die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem ukrainischen Staatskonzern Ukroboronprom sowie die Bestellung weiterer Schützenpanzer durch die Bundeswehr, wobei letzteres sich bereits zuvor deutlich abgezeichnet hatte. Die Anteilsscheine des Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt zählten mit plus 1,3 Prozent zu den besseren Werten im MDax, obwohl sie bereinigt um die Dividendenzahlung gehandelt wurden.

Dagegen setzte Dax-Schlusslicht Bayer mit einem Kursrückgang von zwei Prozent seine Talfahrt fort. Berenberg-Experte Sebastian Bray rechnet im zweiten Halbjahr mit einer Gewinnwarnung angesichts sinkender Glyphosat-Preise und höherer Kosten im Pharmabereich.

Wenig Grund zur Freude gab den Anlegern Nagarro . Die gesenkte Umsatzprognose des im Nebenwerte-Index SDax gelisteten IT-Dienstleisters liegt Händlern zufolge klar unter den Analystenerwartungen und ließ die Aktien um 8,5 Prozent absacken. Sie waren so günstig zu haben wie seit Februar 2021 nicht mehr.

Auch der Elektronikhändler Ceconomy und die Deutsche Pfandbriefbank konnten mit ihren jüngsten Geschäftszahlen nicht überzeugen, wie die Kursabschläge von 12,5 beziehungsweise 6,1 Prozent belegten.

Der SDax-Spitzenreiter Dermapharm erfreute die Anleger hingegen mit Quartalszahlen, welche dem Analysehaus Jefferies zufolge die Erwartungen klar übertrafen: Die Titel des Arzneimittelherstellers zogen um 7,5 Prozent an. Auch der Nutzfahrzeugzulieferer Jost Werke legte einen guten Jahresstart hin. Seine Aktien stiegen um 1,6 Prozent.

Der Euro wurde zuletzt zu 1,0875 US-Dollar gehandelt und zeigte sich damit nach der Schwäche der vergangenen Tage etwas stabilisiert und auch höher als am Freitagabend. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Freitagnachmittag auf 1,0892 Dollar festgelegt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,25 Prozent am Freitag auf 2,30 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,19 Prozent auf 126,80 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,27 Prozent auf 135,68 Punkte./gl/mis

- Von Gerold Löhle, dpa-AFX -