FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kaufbereitschaft am deutschen Aktienmarkt hat sich auch am Montag in Grenzen gehalten. Angesichts des Schuldenstreits in den USA und einer Vielzahl ambivalenter Unternehmensnachrichten schaffte der Dax gegen Mittag nur ein Plus von 0,19 Prozent auf 15 944,52 Punkte. Damit bewegt sich der Leitindex auf einem vergleichsweise hohen Niveau weiter in der Spanne der vergangenen Wochen - auch wegen eines Jahresgewinns von bis zu 15 Prozent fehlen aktuell die Impulse für einen weiteren Anstieg.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Montag um 0,39 Prozent auf 27 441,27 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,26 Prozent auf 4329,15 Zähler hoch.

Der Anfang Juni drohende Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten rücke von Tag zu Tag näher, doch noch ließen sich die Anleger von diesem Schreckensszenario nicht ins Bockshorn jagen, schrieb Analyst Christian Henke vom Broker IG.

Doch auch aus anderen Gründen droht sich das Verhältnis zwischen Chancen und Risiken am Aktienmarkt weiter zu verschlechtern, glauben die Marktstrategen der US-Bank JPMorgan. Sie warnen mit Blick auf die zweite Jahreshälfte vor Kursschwächen nach der Erholungsrally seit dem vierten Quartal 2022.

Ebenfalls skeptisch sind die Experten der Landesbank Helaba. Nachdem der Dax in der vergangenen Woche keine ernsthaften Versuche unternommen habe, aus seiner Handelsspanne nach oben auszubrechen, "scheinen die Risiken auf der Unterseite zuzunehmen".

Das Geschehen am deutschen Aktienmarkt wurde am Montag zunächst von der Berichtssaison und anderen Unternehmensnachrichten dominiert.

Beim Energietechnikkonzern Siemens Energy überwogen das starke zweite Geschäftsquartal und der angehobene Umsatzausblick die erneut gesenkte Ergebnisprognose: Mit einem Plus von 3,5 Prozent setzten sich die Aktien an die Dax-Spitze und erreichten den höchsten Stand seit Januar 2022. JPMorgan-Analyst Akash Gupta lobte den starken Auftragseingang und den Umsatz. Einmal mehr habe Siemens Energy die Schwäche der Windanlagentochter Siemens Gamesa mehr als kompensiert, und auch hier zeichne sich nun eine Wende zum Besseren ab.

Die Zusage weiterer milliardenschwerer Waffenlieferungen an die Ukraine gab den Aktien von Rüstungsunternehmen weiteren Aufwind. Rheinmetall verteuerten sich unter den besten Dax-Titeln um 1,2 Prozent. Hier kamen die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem ukrainischen Staatskonzern Ukroboronprom sowie die Bestellung weiterer Schützenpanzer durch die Bundeswehr hinzu, wobei letzteres sich bereits zuvor deutlich abgezeichnet hatte. Die Anteilsscheine des Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt zählten mit plus 2,3 Prozent zu den MDax-Favoriten, obwohl sie nach der Ausschüttung der Dividende mit einem Kursabschlag gehandelt wurden.

Dagegen setzte Dax-Schlusslicht Bayer mit einem Kursrückgang von 2,1 Prozent seine Talfahrt fort. Berenberg-Experte Sebastian Bray rechnet im zweiten Halbjahr mit einer Gewinnwarnung angesichts sinkender Glyphosat-Preise und höherer Kosten im Pharmabereich.

Wenig Grund zur Freude gab den Anlegern Nagarro . Die gesenkte Umsatzprognose des im Nebenwerte-Index SDax gelisteten IT-Dienstleisters liegt Händlern zufolge klar unter den Analystenerwartungen und ließ die Aktien am Indexende um 10,5 Prozent absacken. Sie waren so günstig zu haben wie seit Februar 2021 nicht mehr.

Auch der Elektronikhändler Ceconomy und die Deutsche Pfandbriefbank konnten mit ihren jüngsten Geschäftszahlen nicht überzeugen, wie die Kursabschläge von zehn beziehungsweise 5,1 Prozent belegten.

Der SDax-Spitzenreiter Dermapharm erfreute die Anleger hingegen mit Quartalszahlen, welche dem Analysehaus Jefferies zufolge die Erwartungen klar übertrafen: Die Titel des Arzneimittelherstellers zogen um 8,2 Prozent an. Auch der Nutzfahrzeugzulieferer Jost Werke legte einen guten Jahresstart hin, was die Aktien mit einem Kursplus von 1,6 Prozent quittierten./gl/mis

- Von Gerold Löhle, dpa-AFX -