FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf eine etwas weiter abflauende Inflation hat der Rally am deutschen Aktienmarkt am neuen Schwung verliehen. Nach einem Tag Verschnaufpause überwand der Leitindex Dax am Mittwochvormittag die Marke von 14 900 Punkten und erreichte zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Februar letzten Jahres. Bis zum Mittag stieg das Börsenbarometer noch um 0,86 Prozent auf 14 902,12 Punkte.

Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,38 Prozent auf 27 761,07 Punkte aufwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,88 Prozent.

Auch an den US-Börsen hatten die Anleger tags zuvor bei Aktien schnell wieder zugegriffen. Sie agieren damit mutig, denn am Donnerstag steht mit den Verbraucherpreisen für Dezember ein wichtiger Signalgeber für den weiteren Kurs der Notenbank auf der Agenda.

"Die Anleger klammern sich an alle Daten, die auf einen nachlassenden Preisdruck hindeuten, und das dürfte morgen erneut der Fall sein", schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Sie werden dem Experten zufolge aber immer wieder enttäuscht von den Geldpolitikern, die nicht müde werden zu betonen, dass noch nicht genug getan wurde, um die Inflation nachhaltig zu senken.

Europaweit profitierten insbesondere die 2022 stark unter Druck geratenen Immobilienwerte von der Aussicht auf eine etwas weniger restriktive Gangart der Notenbanken, falls die Inflation tatsächlich weiter an Tempo verlieren sollte. In diesem Fall dürften die Zinsen verstärkt unter Druck geraten, was die Refinanzierung von Immobilien erleichtert. Hierzulande gewannen Vonovia 3,6 Prozent und TAG Immobilien 6,6 Prozent.

An der Dax-Spitze stiegen die Aktien von Siemens Energy um gut vier Prozent. Der Energietechnikkonzern erhielt einen Milliardenauftrag bezüglich der Anbindung von Windparks in der deutschen Nordsee.

Bei dem Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer wird der Druck auf das Management offenbar immer größer. Eingeweihten Kreisen zufolge hat nun auch der aktivistische Investor Bluebell Capital Partners einen Anteil an dem Unternehmen aufgebaut. Dieser dränge auf die Aufspaltung des Konzerns, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Aktien von Bayer gewannen 3,7 Prozent.

Zudem standen einige Unternehmen mit ersten Quartalszahlen im Fokus. So schnitt der Softwareanbieter Teamviewer mit seinen in Rechnung gestellten Umsätzen und dem operativen Ergebnis besser ab als erwartet. Die Papiere zogen um rund fünf Prozent an.

Im Zwischenbericht von Cropenergies sorgten vor allem die Signale für Verstimmung. Angesichts der anhaltend hohen Energie- und Rohstoffkosten bei zuletzt rückläufigen Ethanolpreisen nehme der Druck auf das Ergebnis zu, hieß es. Die Aktien büßten im Nebenwerteindex SDax mehr als vier Prozent ein.

An der SDax-Spitze schnellten die Anteilsscheine von SMA Solar um fast elf Prozent in die Höhe und profitierten damit von einer optimistischen Analystenkommentar. Bei dem Photovoltaik-Unternehmen setze sich die starke Auftragslage fort und die Auslastung sei recht hoch, schrieb der Experte Constantin Hesse vom Analysehaus Jefferies. Am Index-Ende rutschten die Papiere von Drägerwerk nach skeptischen Aussagen von Jefferies um mehr als sechs Prozent ab. Wegen des drohenden konjunkturellen Gegenwinds und anhaltender Lieferengpässe sehe er zunehmende Risiken für eine kurzfristige Erholung des Medizintechnik-Unternehmens, schrieb der Experte Henrik Paganetty./la/jha/

- Von Lutz Alexander, dpa-AFX -