FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist nach einer bisher schwachen Woche am Mittwoch nur wenig von der Stelle gekommen. Marktbeobachter Andreas Lipkow sprach von einem lustlosen Handelsgeschehen mit geringen Umsätzen.

Der deutsche Leitindex pendelte in einer engen Spanne um seinen Vortags-Schlusskurs und gewann um die Mittagszeit 0,18 Prozent auf 16 141,02 Punkte. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es indes um 0,13 Prozent auf 26 684,27 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,11 Prozent auf 4347,84 Punkte.

Am Montag und Dienstag hatten Konjunktursorgen und eine Gewinnwarnung von Lanxess im Chemiesektor die Stimmung am Markt getrübt. Gleichwohl hatte sich der Dax recht komfortabel über der Marke von 16 000 Punkten behauptet, nachdem er am Freitag mit 16 427 Punkten noch auf ein Rekordhoch geklettert war.

Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets sprach von einer anhaltenden Konsolidierung des deutschen Leitindex. "Die Börsenampel bleibt so lange auf grün, wie er über 16 000 Punkten notiert." Auch den Experten der Landesbank Helaba machen die jüngsten Verluste wenig Sorgen. Diese seien nur eine Korrektur einer intakten Aufwärtsbewegung. "Selbst ein Rückfall bis in den Bereich um 15 700 Punkte wäre aus charttechnischer Sicht noch kein Beinbruch."

Am Mittwoch warten Anleger auf eine Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses. Der Markt hoffe nach der Sitzung in der Vorwoche mit Signalen für zwei weitere Zinserhöhungen im Jahresverlauf auf weitere Hinweise, wie wahrscheinlich diese straffe Vorgehensweise der Fed wirklich ist, heißt es von der Commerzbank.

Entsprechend blieben die besonders zinssensiblen Immobilienwerte europaweit unter Druck. Zur negativen Stimmung für die Branche trugen auch britische Inflationsdaten für Mai bei. Im Dax büßten Vonovia 1,6 Prozent ein. Auch im MDax sowie im Nebenwerte-Index SDax machten Anleger um Titel wie LEG , Aroundtown und Grand City Properties einen großen Bogen.

Dax-Schlusslicht waren indes die Titel der Deutschen Post , die nach einem enttäuschenden Ergebnisausblick des US-Konkurrenten Fedex mehr als drei Prozent einbüßten. Der Logistikkonzern hatte am Dienstag nach dem Handelsende in New York zudem einen Gewinnrückgang für das Schlussquartal 2022/23 berichtet und die Aktien waren nachbörslich deutlich unter Druck geraten. Die Ergebnisse seien durch eine schwächere Nachfrage belastet worden, was geplante Kostensenkungen überlagere, hieß es am Markt. Für die Konkurrenz aus Europa sei die Entwicklung bei Fedex ein schlechtes Signal, sagte ein Händler.

Für Lanxess ging es am Mittwoch im MDax um weitere 0,6 Prozent nach unten. Die Aktien des Spezialchemiekonzerns hatten schon am Vortag deutlich unter der Senkung der Unternehmensziele gelitten. Nun reagierten mit der HSBC, Jefferies und Stifel weitere Häuser negativ auf die Nachricht, indem sie ihre Kaufempfehlungen strichen.

Eine neue Wandelanleihe ließ die Anteilsscheine von SGL Carbon um 8,2 Prozent absacken, womit sie größter Verlierer im SDax waren. Unter anderem will der Kohlefaserspezialist aus dem Erlös eine bestehende Anleihe refinanzieren, die im kommenden Jahr fällig wird. Zudem solle die Bruttoverschuldung des Konzerns gesenkt werden. Die neuen Schuldverschreibungen sollen in bis zu 12,2 Millionen nennwertlose Stückaktien wandelbar sein, was rechnerisch in etwa einer Kapitalerhöhung von rund zehn Prozent entspricht. Die Großaktionärin Skion, Beteiligungsgesellschaft der Unternehmerin Susanne Klatten, habe bereits Interesse an den Anleihen bekundet, hieß es. Sie hält aktuell 28,5 Prozent an SGL.

Dagegen half der Verkauf des Geschäftsreisedienstleisters Airplus den Papieren der Lufthansa , die um 1,5 Prozent zulegten. Die 450 Millionen Euro, die die Stockholmer SEB Kort Bank der Fluggesellschaft dafür zahle, schienen ein recht guter Preis zu sein, kommentierten Börsianer in einer ersten Einschätzung. Nach dem Caterer LSG und nun Airplus stehe jetzt mit der Minderheitsbeteiligung an Lufthansa Technik noch der schwierigste Verkauf auf der Agenda, ergänzte Bernstein-Analyst Alexander Irving. Damit rechnet er zwar nicht vor 2024. Aber die Vereinfachung der Konzernstruktur dürfte den Marktteilnehmern gefallen.

Adidas führte mit einem Kursplus von 3,2 Prozent auf 174,80 Euro die Gewinnerliste im Dax an, nachdem die HSBC die Aktien des Sportartikelherstellers hochgestuft hatte und nun zum Kauf rät. Zudem hob Analystin Zuzanna Pusz das Kursziel von 148,40 auf 216,00 Euro an. Die ersten Anzeichen für mehr Markendynamik seien da, begründete sie ihre positivere Einschätzung. Die neue Strategie dürfte ab 2024 zusätzlich Schub geben. Zudem schwinde der hohe Margendruck in der Branche.

Volkswagen -Aktien konnten sich nach den jüngsten Verlusten mit plus 1,2 Prozent etwas stabilisieren. Die Autobranche insgesamt profitierte von der Nachricht, dass China die Steuererleichterungen für Verbraucher für den Kauf neuer Elektroautos teils bis 2027 verlängert.

Volkswagen-Chef Oliver Blume stellt zudem am Nachmittag Investoren und Analysten erstmals im Detail vor, wie er sich die kommenden Jahre im Hinblick auf Finanzen und Strategie vorstellt. Nach den jüngsten, recht detaillierten Spekulationen über Kostensenkungsmaßnahmen könnte sich das Überraschungspotenzial aber in Grenzen halten, heißt es aus dem Markt./gl/jha/

- Von Gerold Löhle, dpa-AFX -