FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf eine Lösung im Zollstreit zwischen der Europäischen Union (EU) und China hat dem Dax zu Wochenbeginn Rückenwind gegeben. Der Leitindex profitierte mit einem Anstieg um 0,50 Prozent auf 18 254,92 Punkte von steigenden Autowerten, auch wenn der am Vormittag vorgestellte Ifo-Geschäftsklimaindex für Juni enttäuschte. Der MDax legte sogar 1,08 Prozent auf 25 568,84 Zähler zu, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,6 Prozent stieg.

In der Vorwoche hatte der Dax schon fast ein Prozent zugelegt und einen Puffer zur 100-Tage-Durchschnittslinie aufgebaut. Laut dem Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets zog die jüngste Stabilisierung des Dax über der Marke von 18 000 Punkten zuletzt spekulative Käufe nach sich.

Bezüglich des Ifo-Index schrieb die Helaba, die Zweifel an einer allmählichen Belebung der wirtschaftlichen Aktivitäten in Deutschland im zweiten Halbjahr nähmen zu. "Die Zinssenkungsspekulationen bezüglich der Europäischen Zentralbank (EZB) im Verlauf des dritten Quartals und auch bis zum Jahresende werden wohl forciert", sagte Ralf Umlauf von der hessisch-thüringischen Landesbank. Eine weitere geldpolitische Lockerung wäre wohl auch nach dem Geschmack der Anleger.

Allerdings schwebt weiter das Damoklesschwert der anstehenden Frankreich-Wahlen über den Märkten. Die Aktienmarktstrategen von JPMorgan befürchten, dass die davon ausgehenden Risiken noch einmal für einen Rückschlag sorgen könnten. Noch schreckt das Team um den Analysten Mislav Matejka deshalb vor einem "Overweight"-Votum für europäische Aktien gegenüber den USA zurück. Die Experten stellen die Anleger aber für das zweite Halbjahr auf eine nahende Chance zum Einstieg in Aktien der Eurozone ein.

Im Dax profitierten die Aktien von Autobauern davon, dass China und die EU im Streit um E-Auto-Zölle miteinander verhandeln wollen. Auch wenn die Chance auf eine Einigung kritisch gesehen wird, reichten die avisierten Gespräche den Anlegern zunächst für etwas Erleichterung. Die Titel von Volkswagen , BMW , Mercedes-Benz sowie der Porsche AG erholten sich um bis zu drei Prozent.

Die Autowerte wurden von Covestro übertrumpft, hier zog der Kurs gegen Mittag auf sechs Prozent Plus an. Auf Basis eines in Aussicht gestellten Angebotspreises von 62 Euro je Aktie bestätigte der Konzern, dass Verhandlungen mit dem staatlichen Ölkonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgenommen werden. Der Kurs blieb mit 55 Euro in der Spitze aber noch etwas auf Abstand zur kolportierten Offerte.

Um 17 Prozent nach oben sprangen die zuletzt gebeutelten Aktien von Deutz wegen der Fantasie der Anleger, dass der Motorenbauer in das Rüstungsgeschäft einsteigen könnte. Das Unternehmen erwäge die Lieferung von Motoren für radgetriebene Rüstungsfahrzeuge, schrieb die "Welt am Sonntag" nach einem Gespräch mit Vorstandschef Sebastian Schulte.

Ansonsten gab es noch Aufmerksamkeit für Analystenkommentare: Die Zalando -Aktien sackten um sieben Prozent ab nach einer Analystenabstufung durch Morgan Stanley. Mit einer weiteren Annäherung an die 20-Euro-Marke rutschten die Papiere des Onlinehändlers in der Jahresbilanz wieder ins Minus. Analyst Luke Holbrook setzte in seiner Studie ein Fragezeichen hinter die mittelfristigen Wachstumsambitionen des Online-Modehändlers.

Kaufempfehlungen gab es dagegen von Warburg Research für die Online-Apotheke Redcare Pharmacy und von Jefferies für Hochtief , woraufhin vor allem letzterer Kurs um 8,4 Prozent hochschnellte. In Anspielung an das Börsenkürzel "HOT" erwartet Analyst Graham Hunt vom Baukonzern "heißes Gewinnwachstum". Er erwähnte das Geschäftspotenzial des Unternehmens durch den steigenden Bedarf für Datenzentren-Infrastruktur.

Am Montag wirksam wurden Indexänderungen. Während der Dax unverändert bleibt, steigt Traton in den MDax auf. Ferner kommen Rational und Tui zurück in den Index mittelgroßer Werte. Tui gelingt damit nach Jahren eine Rückkehr auf die deutsche Index-Bildfläche. Ähnliches gilt für die Parfümeriekette Douglas im SDax . Dort haben nun auch SMA Solar und Sixt ihre neue Heimat./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---