FRANKFURT (dpa-AFX) - Die endgültige Abwendung der Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung hat dem deutschen Aktienmarkt am Freitag weiteren Auftrieb gegeben. Nach dem Repräsentantenhaus billigte auch der Senat in Washington einen Gesetzentwurf, mit dem die staatliche Schuldenobergrenze in den USA vorerst ausgesetzt wird. Nun richten sich die Blicke der Anleger auf die am Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten.

Der Dax überwand wieder die viel beachtete Marke von 16 000 Punkten und gewann zuletzt 1,02 Prozent auf 16 015,38 Punkte. Bereits am Donnerstag hatte sich der Leitindex von seinen klaren Verlusten der vergangenen Tage ein Stück weit erholt. Damit deutet sich für den Dax eine leicht positive Wochenbilanz an. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Freitagmittag um 1,5 Prozent auf 27 150,72 Zähler. Für den EuroStoxx 50 ging es um 1,1 Prozent aufwärts.

"Es ist der Tag, an dem wir endlich einen Haken an den US-Schuldenstreit machen können. Der Deal war an den Börsen zwar im Vorfeld schon eingepreist worden. Trotzdem sehen wir ein erleichtertes Aufatmen bei den Börsianern", kommentierte Marktexperte Thomas Altmann von QC Partners. Nun steige so mancher Anleger wieder ein, der sich aus Angst vor einem Scheitern zurückgezogen habe. "Allerdings ist fraglich, ob dieser Effekt lange anhalten wird. Denn ab jetzt wenden sich die Börsen wieder den klassischen Themen Konjunktur, Geldpolitik und Unternehmensgewinne zu. Und da glänzt im Moment eben nicht alles", erklärte Altmann.

Der am Nachmittag anstehende US-Arbeitsmarktbericht gilt im Kampf gegen die hohe Inflation als wichtig für den geldpolitischen Spielraum der US-Notenbank Fed. "Für weitere Kursgewinne braucht es sicherlich einen Mix aus einem stabilen Arbeitsmarkt und einer US-Notenbank, die sich auf ihrer nächsten Sitzung in nicht mehr ganz zwei Wochen in die Beobachterrolle verabschiedet", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. In den vergangenen Tagen hätten einige Notenbank-Vertreter die Absicht signalisiert, die Zinssätze im Juni zunächst unverändert zu lassen.

Positive Impulse kommen am Freitag auch aus China. Medienberichten zufolge wird dort an einem neuen Maßnahmenbündel gearbeitet, um den Immobilienmarkt zu stützen. Die bisherigen Schritte hätten nicht ausgereicht, um einen Aufschwung des angeschlagenen Sektors zu bewirken, hieß es. Von offizieller chinesischer Seite wurde dies allerdings noch nicht bestätigt.

Der deutsche Immobiliensektor erholte sich am Freitag deutlich von seinen klaren Verlusten tags zuvor. Die Aktien von Vonovia waren mit einem Plus von 5,3 Prozent Spitzenreiter im Dax. Die Papiere von LEG , TAG und Aroundtown gehörten mit Kursaufschlägen zwischen 3,4 und 5,5 Prozent zu den top-Werten im MDax.

Die Aktien von Adidas und Puma profitierten von unerwartet starken Quartalszahlen sowie einem besseren Ausblick des US-Sportartikelanbieters Lululemon . Die Adidas-Papiere stiegen um 4,1 Prozent und die Puma-Titel um 4,2 Prozent. Der Lululemon-Aktienkurs schnellte am Donnerstag nach Börsenschluss in den USA um mehr als 13 Prozent nach oben.

Bei Thyssenkrupp griffen die Anleger nach der jüngsten Kursflaute wieder zu und beförderten die Aktien des Industriekonzerns um 5,7 Prozent aufwärts. Dabei setzen sie offenbar auf frischen Wind durch den neuen Vorstandschef Miguel Lopez: Händler verwiesen auf ein Video, wonach Lopez bei der laufenden Restrukturierung mehr Tempo machen will.

Die Titel von ProSiebenSat.1 verteuerten sich um 2,3 Prozent, nachdem die tschechische Milliardärin Renáta Kellnerová ihre Beteiligung am Medienkonzern aufgestockt hatte. Die von ihr kontrollierte PPF-Gruppe erhöhte ihren Anteil inklusive Finanzinstrumente auf 15,04 Prozent.

Anfängliche Kursgewinne von fast neun Prozent bei Ceconomy schmolzen im Handelsverlauf auf zuletzt 3,6 Prozent zusammen. Die erste Euphorie über die auf einem Kapitalmarkttag vorgestellten mittelfristigen Ziele des Elektronikhändlers schwand damit ein Stück weit. Ceconomy kündigte im Rahmen eines Kapitalmarkttages an, bis zur Mitte des Jahrzehnts profitabler werden und dabei deutlich mehr Umsatz im Online-Handel machen zu wollen. Branchenexperten verwiesen aber darauf, dass Ceconomy schon in der Vergangenheit mittelfristige Ziele dann doch nicht erreicht hatte. Daher warteten Anleger wohl lieber erst einmal ab./edh/mis

- Von Eduard Holetic, dpa-AFX -