FRANKFURT (dpa-AFX) - Für den Dax ist es zum Ausklang einer schwachen Woche weiter bergab gegangen. Nach den Gewinnwarnungen der vergangenen Tage sorgte Siemens Energy am Freitag mit einer kassierten Ergebnisprognose für die nächste Hiobsbotschaft. Zudem trübten neben schwachen Konjunkturdaten die jüngst aufgeflammten Zinssorgen weiter die Stimmung. Die moderat im Minus erwarteten US-Börsen sorgten zusätzlich für Druck.

Der deutsche Leitindex rutschte am Nachmittag auf sein Tagestief und gab zuletzt 1,27 Prozent auf 15 784,95 Punkte ab. Auf Wochensicht droht ihm ein Kursrückgang von 3,5 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um 0,64 Prozent auf 26 725,45 Punkte und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,88 Prozent auf 4266,77 Punkte.

Nach dem Rekordhoch von 16 427 Punkten vor einer Woche war der Dax am Donnerstag wieder unter 16 000 Punkte gerutscht und darunter geblieben, obwohl er sich bis zum Handelsende etwas berappelt hatte. Charttechniker sehen noch keine allzu große Gefahr. Unterstützungen für den Dax lägen noch etwas tiefer, so der Tenor.

Entscheidend bleibe die Zone bei 15 600 bis 15 700 Punkten, wo auch die für den mittelfristigen Trend wichtige 100-Tage-Linie verlaufe, schreiben etwa die Experten der Landesbank Helaba. Allerdings habe sich die technische Verfassung des Dax eingetrübt. Laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets dürfte es dem Index schwerfallen, die psychologisch wichtige 16 000-Punkte-Marke wieder zu knacken.

Zuletzt waren von der US-Notenbank Fed wegen der hartnäckigen Inflation Signale für weitere Zinserhöhungen nach der Pause im Juni gekommen. Am Donnerstag hatten zudem die Bank of England und die norwegische Zentralbank ihre Leitzinsen stärker als von Experten mehrheitlich erwartet angehoben. Die Schweizer Währungshüter hatten wie prognostiziert nur einen kleinen Zinsschritt gemacht, aber ebenso wie die Norweger weitere Anhebungen signalisiert.

Am Freitag belasteten zudem Inflationsdaten aus Japan den dortigen Aktienmarkt. Die Teuerung fiel höher als erwartet aus, so dass Marktteilnehmer nun auch bei der bisher sehr expansiven japanischen Zentralbank vermehrt ein Umdenken befürchten.

Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus Europa trugen zum trüben Konjunkturbild bei. So hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im Juni deutlicher als erwartet verschlechtert, wie der Einkaufsmanagerindex von S&P Global belegt. In Großbritannien sieht die Entwicklung nicht besser aus.

Am Dax-Ende brachen Siemens Energy um über ein Drittel ein, nachdem der Energietechnikkonzern wegen anhaltender Probleme bei der Windturbinentochter Siemens Gamesa die Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022/23 zurückgezogen hatte. Erst im Mai hatte das Management zum zweiten Mal in diesem Geschäftsjahr die Ergebnisprognose wegen der Schwäche im Windgeschäft gesenkt und höhere Verluste in Aussicht gestellt.

Ein Händler sprach von einer sehr schlechten Nachricht für Siemens Energy, die auch Siemens belaste. Die Papiere des Technologiekonzerns, der zu mehr als einem Drittel an Siemens Energy beteiligt ist, verloren 3,6 Prozent. Im MDax wurden die Aktien des Windturbinenherstellers Nordex mit minus 3,6 Prozent in Mitleidenschaft gezogen.

Derweil stemmte sich Hornbach Holding nach Zahlen gegen den Markt. Mit einem Kursplus von 1,3 Prozent zählten die Aktien des Baumarkt- und Baustoffkonzern zu den besten Titeln im Nebenwerte-Index SDax . Schlechtes Wetter zum Start in die Gartensaison und der anhaltende Kostendruck sorgten zwar im ersten Geschäftsquartal für einen Gewinneinbruch. Das Unternehmen habe aber bereits vor schwachen Zahlen gewarnt, so dass die Nachricht kein Desaster für die Aktie sei, kommentierten Börsianer.

Beim Versicherer Talanx sorgte eine gestrichene Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg für Kursverluste von 2,6 Prozent, was einen der hinteren Plätze im MDax bedeutete.

Der Pharma-Wirkstoffforscher Evotec profitierte hingegen mit plus 3,3 Prozent von einer Hochstufung durch Morgan Stanley. Die US-Bank empfiehlt die Aktien nun mit "Overweight" und schraubte das Kursziel von 22 auf 29 Euro hoch - damit liegt es mehr als ein Drittel über dem aktuellen Niveau. Zudem waren die Evotec-Titel zuletzt schwach gelaufen.

Der Euro knüpfte bei 1,0886 US-Dollar an seine Vortagsschwäche an. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0985 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,53 Prozent am Vortag auf 2,45 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,39 Prozent auf 125,01 Punkte. Der Bund-Future gewann 1,11 Prozent auf 134,26 Punkte./gl/stk

- Von Gerold Löhle, dpa-AFX -