Der Dax hat am Dienstag seiner jüngsten Rekordjagd sichtbar Tribut gezollt. Nach den Hochs des deutschen Leitindex und anderer Börsenbarometer sowie angesichts der durchwachsenen Entwicklung an Asiens Märkten sei es wohl zu Gewinnmitnahmen gekommen, konstatierte Analyst Pierre Veryret vom Handelshaus ActivTrades.

Nach einem schwachen Start weitete der Dax sein Minus aus und verlor gegen Mittag 0,94 Prozent auf 16 292,33 Punkte. Der MDax der mittelgroßen börsennotierten Unternehmen sank um 0,43 Prozent auf 28 712,91 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1,01 Prozent auf 4425,93 Punkte nach unten.

Am Montag hatte der Dax ein weiteres Rekordhoch erreicht und den Monat Juli mit einem Gewinn von rund 1,9 Prozent abgeschlossen. Die Chance auf ein Ende der Zinsanhebungen der Notenbanken in den USA und der Eurozone nährt die Hausse am Aktienmarkt. Das charttechnische Bild spreche nicht gegen einen weiteren Kursanstieg, nährten die Experten der Landesbank Helaba Hoffnungen, dass der Trend sich wieder umkehren könnte.

Im Fokus bleibt die Berichtssaison der Unternehmen. Am Dienstag legten unter anderem die Dax-Konzerne Covestro , DHL Group und Daimler Truck ihre Quartalszahlen vor, wobei letzterer schon vorab Eckdaten veröffentlicht hatte. Zudem äußerte sich BMW überraschend zur Geschäftsentwicklung. Klar unter Druck gerieten DHL und BMW.

Noch deutlichere Kursbewegungen gab es allerdings in den anderen Indizes. Nach einer Gewinnwarnung sackten die gut gelaufenen Hypoport -Titel als Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax um knapp 17 Prozent ab. Im Juli hatte der Finanzdienstleister noch von ersten Stabilisierungszeichen am Immobilienmarkt gesprochen. Nun aber wird er wegen einer schwachen Entwicklung des wichtigen Immobiliensegments deutlich pessimistischer für das laufende Jahr. Bei der Hypothekennachfrage zeichne sich keine Erholung ab und das zweite Quartal sei schwach ausgefallen, kommentierte ein Börsianer.

Die Aktien von MDax-Schlusslicht Krones büßten 5,3 Prozent ein und rutschten zeitweise auf ein Tief seit November. Einschätzungen von Marktteilnehmern zu den Quartalszahlen des Herstellers von Getränkeabfüllanlagen fielen unterschiedlich aus.

Dagegen überzeugten die Indexnachbarn Redcare Pharmacy und Teamviewer die Anleger. Eine Ausblicksanhebung bescherte der Online-Apotheke einen Kurssprung von 7,7 Prozent. Die Aktien bauten damit ihre Führungsstellung im MDax im bisherigen Jahresverlauf aus - mit plus 158 Prozent haben sie schon mehr als doppelt so stark zugelegt wie der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer auf Platz zwei der Gewinnerliste.

Dem Fernwartungssoftware-Spezialisten Teamviewer attestierten Händler sowie Analysten gute Quartalszahlen, was die Anteilsscheine um gut acht Prozent steigen ließ. Damit brachen sie aus der Handelsspanne der vergangenen Tage nach oben aus und kosteten so viel wie zuletzt Anfang Mai.

Der Logistikkonzern DHL Group hob zwar mit der Zahlenvorlage das untere Ende der Jahreszielspanne für den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) an. Am Markt sei aber mit einer deutlicheren Anhebung gerechnet worden, kommentierte ein Händler. Er sprach zudem von einem durchwachsenen Zwischenbericht. Die gut gelaufenen Aktien büßten 4,5 Prozent ein. Seit Jahresbeginn hatten sie zuvor fast ein Drittel an Wert gewonnen und am Montag bei rund 47 Euro den höchsten Stand seit März 2022 markiert.

Mit minus 6,1 Prozent noch schwächer schnitt Dax-Schlusslicht BMW ab. Der Autobauer hob zwar den Ergebnisausblick an. Doch beim Ausblick für den Barmittelzufluss wird der Konzern vorsichtiger, weil die Münchener voraussichtlich dieses Jahr mehr Kapital für Investitionen in Elektroantriebe sowie wegen wackliger Lieferketten benötigen.

Bei den Papieren von Daimler Truck kam es nach der zuletzt erfreulichen Entwicklung ähnlich wie bei DHL zu Gewinnmitnahmen, wie der Kursrückgang um 2,2 Prozent zeigte. Der Nutzfahrzeughersteller hatte im Rahmen von Eckdaten für ein gut verlaufenes Quartal bereits den Ausblick angehoben. Analyst Jose Asumendi von JPMorgan verwies auf prozentual zweistellige Gewinnspannen und deutliche Fortschritte bei der Rentabilität auf bereinigter Basis.

Der Kunststoffkonzern Covestro litt weiter unter der Schwäche der Bauwirtschaft sowie der Zurückhaltung vieler Menschen beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Möbeln. Börsianer sprachen von einem durchwachsenen Zahlenwerk. Im Fokus der Anleger stehen derzeit wohl aber mehr Spekulationen über ein Übernahmeinteresse des Ölkonzerns Abu Dhabi National Oil (Adnoc). Die Aktien gewannen zuletzt 1,3 Prozent./gl/mis

- Von Gerold Löhle, dpa-AFX -