FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Erholung zum Wochenauftakt hat der Dax am Dienstag keine klare Richtung gefunden. Der deutsche Leitindex pendelte um seinen Vortagesschluss und gab zuletzt um 0,04 Prozent auf 18.436,35 Punkte nach. Bereits am Vortag hatte die Erholung nahe 18.500 Zählern und am 21-Tage-Durchschnitt geendet. Letzterer ist ein Maß für den kurzfristigen Trend.

Eine spürbare Erholung im Dax scheitere an der massiven Widerstandszone zwischen 18.450 und 18.500 Punkten, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Nach dem deutlichen Rutsch vom Rekordhoch seien die Anleger verunsichert und hielten ihr Pulver im saisonal schwachen September eher trocken.

Laut der Commerzbank richtet sich der Fokus bereits auf die Verbraucherpreise aus den USA, die am Mittwoch auf der Agenda stehen, und die US-Erzeugerpreise am Donnerstag. Diesen Daten wird einmal mehr entscheidender Charakter beigemessen vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am 18. September. Dreh- und Angelpunkt der Diskussion ist, wie umfangreich deren erste Zinssenkung ausfallen wird.

Mit Blick auf die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag sind sich die Anleger recht sicher über eine weitere Zinssenkung. Vor der EZB-Ratssitzung seien die Inflationserwartungen in der Eurozone weiter gesunken, hoben die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen hervor. Die im Trend rückläufigen Teuerungsraten in Europa hätten ihren Teil dazu beigetragen, aber auch der jüngste Preisverfall an den Ölmärkten.

Nach wie vor werden die Ölpreise von der Befürchtung belastet, dass eine eher schwache konjunkturelle Entwicklung in den USA und China die Nachfrage bremst. Zuletzt waren Konjunkturdaten aus den beiden größten Volkswirtschaften der Welt enttäuschend ausgefallen.

Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen notierte 0,25 Prozent höher bei 25.264,41 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte in ähnlichem Umfang zu.

Unter den besten Werten im Dax profitierten RWE und DHL Group mit Gewinnen von 1,4 beziehungsweise 1,6 Prozent von positiven Analystenkommentaren. So sind die Aktien des Logistikkonzerns DHL nun der Favorit der JPMorgan-Analystin Alexia Dogani in der europäischen Branche. Dort setzt sie auf Unternehmen mit starken Wettbewerbspositionen bei hohen Eintrittsbarrieren und deutlicher Preissetzungsmacht wie DHL.

Analyst Piotr Dzieciolowski von der US-Bank Citigroup betonte das Potenzial der Papiere des Versorgers RWE in den kommenden 90 Tagen. Angesichts wohl sinkender Zinsen dürfte sich die Anlegerstimmung für den kapitalintensiven Bereich Erneuerbare Energie aufhellen.

Nach einer Kaufempfehlung durch Goldman Sachs schnellten die Anteilsscheine von Aroundtown an der MDax-Spitze um elf Prozent in die Höhe und erreichten damit das Niveau von Februar 2023. Refinanzierungen verringerten bei dem Gewerbeimmobilien-Spezialisten die Bilanzrisiken, schrieb Analyst Jonathan Kownator. Angesichts wohl weiter sinkender Zinsen hellten sich die Aussichten in der Branche insgesamt auf. Damit waren Immobilenwerte auch europaweit gefragt.

Als klares Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax büßten die Papiere von Renk mehr als sechs Prozent ein. Sie erreichten damit das Niveau der Frühphase der Börsennotierung im Februar. Anleger werteten negativ, dass der Panzergetriebe-Hersteller in den kommenden Jahren Unternehmenszukäufe plant. Der Fokus liegt dabei auf dem Verteidigungsbereich./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---