FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat zum Wochenausklang an seine deutlichen Vortagesverluste angeknüpft. Der zunächst noch recht stabile Dax bröckelte am späten Vormittag merklich ab und fiel auf den tiefsten Stand seit fast sechs Wochen. Zuletzt notierte der Leitindex 0,94 Prozent im Minus bei 18 094,27 Punkten und steuert damit auf einen Wochenverlust von rund zweieinhalb Prozent zu.

Der MDax mit den mittelgroßen Werten fiel am Freitag zuletzt um 1,02 Prozent auf 25 810,08 Zähler. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone ging es um rund 1,3 Prozent nach unten.

Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets sieht den Dax technisch angeschlagen. Viele Anleger nützten dies als willkommene Gelegenheit, weitere Gewinne mitzunehmen. "Aktuell ist die Chance für eine erfolgreiche Vorrunde der deutschen Fußball-Nationalmannschaft höher als für einen positiven Stimmungsumschwung an der Frankfurter Börse", urteilte der Experte mit Verweis auf die an diesem Freitag beginnende Europameisterschaft.

Neben der politischen Unsicherheit in Frankreich und der Diskussion über einen Zollstreit mit China hält auch die Zurückhaltung der US-Notenbank Fed mit Blick auf Zinssenkungen derzeit die Anleger davon ab, Risiken einzugehen. Nehme man die bereits wieder erloschene Zinsfantasie in Europa und die geopolitischen Krisenherde hinzu, "gibt es derzeit nicht wirklich einen triftigen Grund, Aktien zu kaufen", betonte Molnar.

Über die Aktien von Rheinmetall und andere deutsche Rüstungswerte schwappte wieder einmal eine Welle von Gewinnmitnahmen. Bis zu neun Prozent verlor der Rheinmetall-Kurs zwischenzeitlich. Zuletzt relativierte sich der Kursverlust zwar wieder etwas auf 4,0 Prozent. Hensoldt-Papiere setzten die jüngste Korrektur mit 2,2 Prozent fort. Bei Renk betrug das Minus zuletzt 5,8 Prozent nach einem Spitzen-Tagesverlust von neun Prozent. Seit dem Rekordhoch von Anfang April ist der Kurs des Panzergetriebe-Spezialisten nun schon um mehr als 40 Prozent abgesackt.

Die Aktien von Thyssenkrupp zeigten sich mit plus 0,1 Prozent minimal erholt vom Fall auf ein Dreieinhalbjahrestief am Vortag. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters verstärkt der US-Investor Carlyle seine Bemühungen um die Rüstungstochter Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS). Demnach könnte Carlyle die Mehrheit an TKMS erwerben und die deutsche Staatsbank KfW eine Sperrminorität. Thyssenkrupp würde dann nur noch eine Minderheitsbeteiligung halten. Thyssenkrupp ist seit längerem auf der Suche nach Partnerschaften für TKMS.

Die Papiere der Volkswagen-Lkw-Tochter Traton werden an diesem Freitag mit einem Dividendenabschlag gehandelt und bewegten sich deshalb optisch deutlich im Minus./edh/stk

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---