FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Donnerstagnachmittag nach der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) klar im Plus geblieben. Der deutsche Leitindex gewann vor der Pressekonferenz mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde 1,57 Prozent auf 15 418,53 Punkte. Zuvor hatte ihn bereits die Hoffnung auf eine etwas weniger rigide Geldpolitik in den USA auf den höchsten Stand seit Mitte Februar 2022 getrieben.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen legte zuletzt um 2,67 Prozent auf 29 620,37 Zähler zu. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stieg um 1,2 Prozent.

Mit der fünften Zinserhöhung in Folge stemmen sich die Euro-Währungshüter gegen die nach wie vor hohe Teuerung. Die EZB hob den Leitzins im Euroraum erneut um 0,50 Prozentpunkte auf nun 3,0 Prozent an. Für die nächste geldpolitische Sitzung am 16. März ist bereits eine weitere Zinserhöhung in Aussicht gestellt.

"Es war klar, dass die EZB die Leitzinsen um 50 Basispunkte anhebt. Die viel spannendere Frage ist, wie lange der strenge monetäre Kurs noch weitergeht - weitergehen muss", schrieb der Chefvolkswirt der Targobank, Otmar Lang, nach der Entscheidung. Die Inflationsentwicklung gebe zumindest bisher keinen Anlass zur Entwarnung. Den Preisauftrieb müsse die EZB bekämpfen und daher dürfte sie vorerst ihren Kurs beibehalten. Doch größere Zinssprünge von mehr als 0,50 Punkten wird die EZB aus Sorge um die Konjunktur vermeiden, glaubt Lang.

Neben der Notenbank-Entscheidung setzte am Donnerstag die Berichtssaison in Deutschland Akzente - mit Geschäftszahlen von Dax-Konzernen wie Deutsche Bank , Siemens Healthineers und Infineon . In den Vereinigten Staaten steht nachbörslich zudem "Big Tech" im Mittelpunkt: Amazon , Alphabet und Apple öffnen die Bücher.

Die Aktien der Deutschen Bank gaben als Schlusslicht im Dax um 1,8 Prozent nach. Analystin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC sprach von "durchwachsenen Resultaten" der Frankfurter. Die Deutsche Bank erzielte 2022 den höchsten Gewinn seit 15 Jahren, profitierte aber auch von einem positiven Steuereffekt. Die Aktien der DWS , der Fondstochter der Deutschen Bank, verloren nach Quartalszahlen im SDax der kleineren Börsenwerte über fünf Prozent.

Der Chipkonzern Infineon zehrt im Abschwung der Weltwirtschaft weiter von einer robusten Nachfrage durch die Energiewende und die Elektromobilität. Für die Titel ging es um acht Prozent hoch. Die Tech-Rally in den USA verleiht zusätzlichen Rückenwind und davon profitierten im MDax auch Siltronic mit einem Plus von mehr als acht Prozent. Der Wafer-Hersteller wuchs 2022 stark. Den Ausblick auf 2023 nannte ein Händler "ordentlich".

Bessere Aussichten für Siemens Healthineers honorierten Anleger mit einem Zuwachs von sechs Prozent. Die jüngsten Quartalszahlen des Medizintechnikers spielten für den Kurszuwachs wohl eine etwas geringere Rolle als der Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung. Analyst David Adlington von JPMorgan rechnet mit einer Verbesserung der Lieferkettensituation.

Der Euro notierte zuletzt bei 1,0986 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag noch deutlich tiefer auf 1,0894 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 2,26 Prozent am Vortag auf 2,25 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,02 Prozent auf 125,96 Punkte. Der Bund-Future gewann nach dem Zinsentscheid 1,04 Prozent auf 138,59 Zähler./ajx/jha/

- Von Achim Jüngling, dpa-AFX -