FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt hat sich nach dem guten Wochenstart wieder ein Stück weit Ernüchterung breit gemacht. Der Leitindex Dax machte am Dienstag anfängliche Verluste von 0,6 Prozent mit Mühe wett und notierte am Mittag geringfügig im Plus bei 15 390,53 Punkten. Ein Kursrutsch bei den Aktien von Bayer und wieder aufgeflammte Inflationssorgen trübten die Stimmung. Gleichwohl deutet sich an, dass das Börsenbarometer den Monat Februar mit einem Plus von rund zwei Prozent beenden könnte und damit an den starken Januar anknüpft.

Der MDax der mittelgroßen Werte fiel um 0,21 Prozent auf 28 619,42 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,13 Prozent nach oben.

Inflationsdaten aus wichtigen europäischen Ländern für den laufenden Monat weckten die Furcht vor weiter steigenden Zinsen um Euroraum: In Frankreich erreichte die Teuerung überraschend ein Rekordhoch und in Spanien stieg die Inflation unerwartet. Die steigende Inflation ist keine gute Nachricht für die Europäische Zentralbank, die seit Monaten mit höheren Zinsen gegen die Teuerung ankämpft. Im März wird mit einer weiteren deutlichen Erhöhung des Leitzinses um 0,50 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent gerechnet. Inzwischen gehen Börsianer davon aus, dass dieser bis auf 4 Prozent steigen könnte, wie sich aus speziellen Terminkontrakten am Geldmarkt ablesen lässt.

Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG schrieb vor diesem Hintergrund zum Dax: "Bei dem freundlichen Wochenauftakt dürfte es sich lediglich um eine technische Gegenreaktion gehandelt haben. Angesichts der weiterhin über den Köpfen der Anleger schwebenden Zinsangst scheint die Risikobereitschaft gering zu sein."

Die Aktien von Bayer büßten am Dax-Ende 3,9 Prozent ein. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern hatte mit seinem Gewinnausblick enttäuscht. Das Unternehmen stellte die Anleger auf weniger schwungvolle Geschäfte ein. Das Wachstum dürfte sich 2023 verlangsamen. Der kräftige Rückenwind durch außergewöhnlich hohe Preise für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat lässt weiter nach. Hinzu kommen höhere Kosten und Preisdruck bei einigen Medikamenten.

Die Anteilscheine von Adidas profitierten mit plus 1,4 Prozent von Analystenlob: Zwei Banken hatten sich positiv zu dem Sportartikelhersteller geäußert. Der Markt sei mit Blick auf die Profitabilität des Unternehmens zu vorsichtig geworden, schrieb etwa Analyst Graham Renwick von Berenberg. 2023 sollte es zwar noch Gegenwind geben, aber der neue Chef Björn Gulden habe mit dem neuen Ausblick reinen Tisch gemacht. Mit der richtigen Strategie und deren Umsetzung sowie Investitionen sei Adidas in einer guten Ausgangsposition für das wichtige Sportjahr 2024.

Im MDax waren die Papiere von Aixtron mit einem Plus von gut zehn Prozent der klare Favorit. Der Halbleiter-Ausrüster will nach Belastungen durch Lieferverzögerungen das Wachstum im neuen Jahr beschleunigen.

Positive Nachrichten kamen auch von PVA Tepla : Das Technologieunternehmen rechnet nach einem erfolgreichen Jahr mit weiteren Zuwächsen in 2023. Das Schlussquartal 2022 sei sehr stark gewesen, schrieb der Fachmann Constantin Hesse vom Analysehaus Jefferies. Der Ausblick auf 2023 liege über den Erwartungen. Die Aktien schnellten um zwölf Prozent in die Höhe, was den ersten Platz im Nebenwerteindex SDax bedeutete.

Die Papiere des Onlinebrokers Flatexdegiro setzten ihre Stabilisierung nach dem Kursrutsch am Freitag fort und stiegen um fast sieben Prozent. Der Experte Marius Fuhrberg vom Analysehaus Warburg Research sah die nun vorgelegten Eckdaten für 2022 leicht über den Erwartungen. Den Ausblick hält er zwar für vorsichtig. Jede Belebung der Handelsaktivitäten aber könnte zu höheren Zielen und steigenden Markterwartungen führen, betonte der Fachmann./la/tih

- Von Lutz Alexander, dpa-AFX -