FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt schwächelt weiter. Nach Gewinnmitnahmen zum Wochenauftakt fehlte es auch am Dienstag an positiven Kurstreibern. Die US-Börsen sind bestenfalls eine kleine Stütze. Sie waren am Vortag feiertagsbedingt geschlossen geblieben und werden nun mit nur leichten Verlusten erwartet.

Der deutsche Leitindex Dax verlor am Nachmittag 0,21 Prozent auf 16 167,86 Punkte, womit er sein Minus im Handelsverlauf allerdings deutlich verringern konnte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte 1,25 Prozent auf 26 842,48 Punkte ein. Hier belastete vor allem der Kursrutsch der Lanxess-Aktie . Der Spezialchemiekonzern sorgte zudem zeitweise für einen Stimmungsdämpfer im gesamten deutschen Chemiesektor, bevor am Nachmittag dann Gerüchte über ein Übernahme-Interesse am Kunststoffkonzern Covestro für eine Erholungsbewegung sorgten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab am Nachmittag um 0,06 Prozent nach.

Nach den jüngsten Rekorden am deutschen Aktienmarkt sei "eine kurze Sommerpause der Normalfall", schreiben die Experten vom Börsenbrief Bernecker. Außerdem bereitet den Marktteilnehmern die schleppende Erholung der chinesischen Wirtschaft Sorge. Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners schreibt, dass das Durchatmen am Vortag "notwendig und absolut gesund" gewesen sei. "Jetzt muss sich aber zeigen, wohin die Reise für den Dax geht. Solange die 16 vorne steht, dürfte die Stimmung auf dem Parkett gut bleiben. Bislang denken nur wenige an Gewinnmitnahmen."

Lanxess senkte nach einem schwächer als erwartet laufenden zweiten Quartal das bereinigte operative Jahresgewinnziel. Die Aktien sackten daraufhin am MDax-Ende zeitweise um mehr als 18 Prozent ab und damit so stark wie nie zuvor an einem einzigen Tag. Nachdem sie den tiefsten Stand seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 erreicht hatten, erholten sie sich leicht und gaben zuletzt knapp 13 Prozent ab. Die Papiere der Branchenkollegen wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, erholten sich aber am Nachmittag: Wacker Chemie verloren 3,6 Prozent und Evonik 2,5 Prozent. Im Dax ging es für BASF um 2,1 Prozent abwärts.

Covestro dagegen drehten nach einer fast achtprozentigen Talfahrt ins Plus und legten zuletzt an der Index-Spitze um rund 10 Prozent zu. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus Kreisen berichtete, hat Adnoc, ein staatseigener Ölkonzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, vorläufige Gespräche mit dem Kunststoffhersteller geführt. In der Vergangenheit hatten Analysten Covestro angesichts des stark gefallenen Aktienkurses immer mal wieder als potenziellen Übernahmekandidaten genannt.

Das Ende des Bieterstreits um die Software AG ließ deren Aktien um 1,6 Prozent auf 31,74 Euro sinken. Das Portfoliounternehmen Rocket Software des Finanzinvestors Bain Capital will seine Anteile von rund zehn Prozent an dem Softwarekonzern an den Technologieinvestor Silver Lake veräußern. Dazu sei eine Vereinbarung über den Verkauf und die Übertragung der Beteiligung an Silver Lakes Übernahmevehikel Mosel Bidco für 32 Euro je Aktie geschlossen worden, hieß es.

Im Nebenwerte-Index SDax verloren die schon zuletzt schwachen Aktien des Linux-Spezialisten Suse 3,3 Prozent. Finanzvorstand Andy Myers tritt zum Monatsende zurück. Die Personalie komme angesichts der häufig verpassten Unternehmensziele nicht ganz überraschend, kommentierte Jefferies-Analyst Charles Brennan.

MTU zogen um 1,7 Prozent weiter nach oben und kommen ihrem Jahreshoch vom April damit zusehends näher. Die Triebwerkshersteller und sein französischer Konkurrent Safran wollen gemeinsam den Antrieb für den nächsten europäischen Militärhubschrauber entwickeln.

Der Euro wurde am Nachmittag mit 1,0917 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0922 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,56 Prozent am Vortag auf 2,57 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,11 Prozent auf 124,48 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,63 Prozent auf 133,31 Punkte./ck/men

- Von Claudia Müller, dpa-AFX -