FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax setzt vor dem Wochenende seine Korrektur fort und entfernt sich deutlich von der Marke von 20.000 Punkten. Am Freitagnachmittag sank der deutsche Leitindex um 1,15 Prozent auf 19.739,59 Punkte. US-Daten zur Preisentwicklung und zu den Konsumausgaben brachten keine nennenswerte Entlastung.

Für den Dax zeichnet sich damit nach dem jüngsten Rekord bei 20.522 Punkten der sechste Verlusttag in Folge ab. Das Wochenminus beläuft sich aktuell auf 3,3 Prozent. Der MDax büßte zuletzt 0,48 Prozent auf 25.307,51 Zähler ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,2 Prozent.

An diesem Freitag ist großer Verfallstag an den Termin- und Derivatebörsen, somit sind stärkere Kursschwankungen möglich. Vom "großen Verfall" oder auch "vierfachen Verfall" sprechen Börsianer, wenn Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen. Die plötzliche Rückkehr des Dax unter 20.000 Punkte dürfte viele überrascht haben.

Zur Mittagszeit sind zunächst die Index-Optionen und -Futures von EuroStoxx 50 und Stoxx 50 an der Eurex verfallen, etwas später dann die Futures und Optionen auf Dax und MDax. Gegen Handelsschluss laufen die Optionen und Futures auf einzelne Aktien aus.

Am Mittwochabend hatte die US-Notenbank Fed mit ihrer Zinsprognose die Gewinnmitnahmen der Anleger deutlich befeuert. Dem Kursgewitter in den USA hatten sich die europäischen Börsen am Donnerstag angeschlossen. Wegen der hartnäckig erhöhten Inflation muss man sich in den USA im kommenden Jahr auf weniger Leitzinssenkungen einstellen als bislang erhofft.

Die Fed habe mit ihren restriktiven Tönen viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt, hieß es von Index Radar. "Vor allem der längerfristige Ausblick bis 2026 sowie die steigenden Inflationsprognosen sorgen für Verunsicherung." Allerdings fahre auch die Fed angesichts der unklaren Wirtschaftslage und der Trump-Politik ab Januar nur auf Sicht und werde die Datenabhängigkeit ihrer Entscheidungen noch stärker betonen. Es finde derzeit eine überfällige Abkühlung der vorangegangenen Übertreibungen in einzelnen Marktsegmenten statt.

In den USA rückt zudem ein möglicher "Shutdown" näher, der die Regierungsgeschäfte teilweise lahmlegen würde. Im US-Repräsentantenhaus scheiterte ein neuer Gesetzentwurf für einen Übergangshaushalt. Ob sich Republikaner und Demokraten bis zum Ablauf der Frist in der Nacht zu Samstag (Ortszeit) noch auf eine Lösung einigen werden, ist offen. Sie weisen sich gegenseitig die Schuld für die zugespitzte Lage zu. Auslöser der Turbulenzen ist ein Blockade-Manöver des designierten Präsidenten Donald Trump und des Tech-Milliardärs Elon Musk, der dem Republikaner kaum mehr von der Seite weicht.

Am deutschen Aktienmarkt verloren Gerresheimer am Nachmittag rund 7 Prozent. Grund waren enttäuschende Studiendaten für das Abnehmmittel Cagrisema des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk . Der Kurs des deutschen Spritzen- und Ampullenzulieferers reagiere sehr sensibel auf die Daten des Kunden Novo Nordisk, schrieb Analyst James Vane-Tempest vn Jefferies. Cagrisema sei mit seiner Doppelkammerspritze sehr bedeutend für das Potenzial von Gerresheimer.

Auf den Quartalsbericht des US-Sportartikelherstellers Nike reagierten die Papiere des deutschen Rivalen Adidas mit minus 0,6 Prozent, schlugen sich damit gleichwohl besser als der Dax. Nike hatte im zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten übertroffen. Umsatz und Gewinn waren aber im Jahresvergleich erneut deutlich zurückgegangen. Die Umsatzprognose für das laufende Quartal ist mau. Analystin Olivia Townsend von JPMorgan sieht dies als Chance für Adidas, weitere Marktanteile zu gewinnen.

Schlusslicht im Dax waren Deutsche Bank mit minus 3,4 Prozent. Die Titel des Immobilienkonzerns Vonovia stabilisierten sich an der Index-Spitze mit einem Plus von 2 Prozent, nachdem sie tags zuvor kräftig verloren hatten.

Fraport legten um fast 6 Prozent zu. Die Unsicherheit habe abgenommen, schrieb Analystin Elodie Rall von JPMorgan in Reaktion auf die Entgeltvereinbarung mit Airlines für die kommenden vier Jahre. Rall stufte die Anteile von "Neutral" auf "Overweight" hoch.

Die Aktien des Baumarktkonzerns Hornbach Holding sackten nach Quartalszahlen und gesenkter Umsatzprognose um mehr als 14 Prozent ab. Die Kennziffern lägen deutlich unter den Erwartungen, sagten Börsianer.

Der Euro kostete am Nachmittag nach den US-Konjunkturdaten 1,0406 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0395 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg der Rentenindex Rex um 0,07 Prozent auf 126,52 Punkte. Die Umlaufrendite legte von 2,21 Prozent am Vortag auf 2,22 Prozent zu. Der Bund-Future gewann 0,22 Prozent auf 134,24 Punkte./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---