FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Vortageserholung des Dax haben die Anleger am Freitag angesichts von Konjunktursorgen mit Blick auf China wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Gegen Mittag verlor der deutsche Leitindex 1,09 Prozent auf 19.151,55 Punkte. Auf Wochensicht steht er damit mittlerweile ein halbes Prozent im Minus.

Im Fokus bleiben auch der Wahlsieg von Donald Trump in den USA und das Ende der Ampel-Koalition in Deutschland. "Die Entwicklung in Amerika verschärft die schwierige Lage der deutschen Wirtschaft", sagte LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer. "Der nun freie Weg zu Neuwahlen bietet ihr aber auch neue Chancen."

Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte fiel um 0,30 Prozent auf 26.448,99 Zähler. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stand gut 1,2 Prozent im Minus. An den US-Börsen ging die Kursrally zuletzt dagegen vor allem im Technologiesektor weiter. Die US-Notenbank Fed erfüllte am Vorabend mit einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte die Erwartungen.

"Eine lockerere Geldpolitik gepaart mit der Aussicht auf eine wachstumsstimulierende Politik der mit noch mehr Machtfülle als 2016 ausgestatteten Republikaner - Investorenherz, was willst du mehr", kommentierte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets mit Blick Richtung Wall Street. Hierzulande seien die Anleger dagegen hin- und hergerissen, ob sie nun dem drohenden, protektionistischen Gegenwind aus den USA oder doch eher der Hoffnung auf eine Stimmungswende nach dem Ampel-Aus in Deutschland mehr Beachtung schenken sollen.

Außerdem lasten Sorgen um die schwächelnde Konjunktur im China auf der Stimmung. Marktexperte Stephen Innes vom Vermögensverwalter Spi Asset Management verwies auf Zweifel, ob die Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung ausreichen, um eine härtere Gangart der künftigen US-Regierung unter Trump gegenüber China auszugleichen. Es brauche dafür ein massives Paket. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Erholung der chinesischen Wirtschaft wieder abebbe.

Für viele deutsche Unternehmen ist China ein wichtiger Markt. In der Folge waren Chemiewerte, Autoaktien und andere Zykliker am Freitag nicht gefragt. BASF verloren am Dax-Ende 4,2 Prozent. BMW gaben 3,9 Prozent nach, Siemens wiederum 2,5 Prozent. Europaweit waren die Rohstoffwerte der schwächste Sektor.

Nach spannenden Tagen der Berichtssaison standen vor dem Wochenende deutlich weniger Einzelwerte im Fokus. Der Immobilienkonzern LEG bestätigte sein erst im August erhöhtes Gewinnziel fürs laufende Jahr. Auch 2025 soll der operative Gewinn weiter zulegen, was die Analysten der US-Bank JPMorgan als "Highlight" bezeichneten. Die LEG-Aktien stiegen 1,4 Prozent.

Freenet erhöhte seinen Ausblick für dieses Jahr und will seinen operativen Gewinn bis 2028 um ein Fünftel steigern. Außerdem habe das dritte Quartal erneut positiv überrascht, kommentierte Goldman-Analyst Andrew Lee. Für die Freenet-Papiere ging es 5,1 Prozent aufwärts.

Darüber hinaus bewegten Analystenkommentare. Die Aktien von Redcare Pharmacy stiegen um 5,2 Prozent an die MDax-Spitze, nachdem das Analysehaus Kepler Cheuvreux die Online-Apotheke auf "Hold" hochgestuft und damit die pessimistische Haltung aufgegeben hatte. Das E-Rezept biete praktisch unendliches Potenzial, schrieben die Experten. Dessen Einführung gilt seit Monaten als Kurstreiber für Redcare.

Die Aktien des Flughafenbetreibers Fraport profitierten von einer positiven Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs, die Papiere kletterten 1,6 Prozent höher. Analyst Patrick Creuset sieht in den kommenden Jahren großes Kurspotenzial mit Blick auf sinkende Investitionen. Sein Kursziel von 87 Euro liegt noch fast 80 Prozent über dem aktuellen Kurs./niw/mis

--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---