FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach zehn Gewinntagen für den Dax in Folge und weiteren Gewinnen am Dienstagmorgen sind die Anleger aktuell etwas vorsichtiger geworden. Das Plus im deutschen Leitindex bröckelte zur Mittagszeit auf 0,10 Prozent und einen Punktestand von 18.440 ab. Der MDax hielt sich am Dienstagmittag stabil bei 24.965 Punkten. Freundlich erwartete US-Börsen stützen aber weiterhin die noch leicht positive Stimmung.

Der jüngste Rücksetzer im Dax von rund 1.500 Punkten scheint fast vergessen, und charttechnisch gesehen nimmt das deutsche Börsenbarometer aktuell sogar die letzte Hürde bei um die 18.450 Punkte. Das könnte den Weg zu einem möglichen neuen Rekordhoch freimachen, wie Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets schreibt. Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst vom Broker CMC Markets spricht angesichts der rasanten Erholung von der "wohl überraschendsten Rally des Jahres". Zurückgerechnet bis ins Jahr 1959 hinein gab es in 65 Jahren Dax-Historie nur sehr wenige noch längere Gewinnserien als die aktuelle.

Mut machen der Commerzbank zufolge die US-Daten zu Inflation und Verbraucherausgaben aus der vergangenen Woche. Diese verstärken die Hoffnung auf eine sanfte Landung der US-Wirtschaft, was die Märkte beruhige. Inzwischen gehen die Blicke aber auch gen Jackson Hole in den USA, wo sich am Ende der Woche die Notenbanker treffen. Anleger hoffen bei dieser Gelegenheit auf Signale über die weitere geldpolitische Richtung in der weltgrößten Volkswirtschaft.

"Noch immer wird marktseitig eine gewisse Wahrscheinlichkeit gehandelt, dass es im kommenden Monat zu einem großen Lockerungsschritt der Fed kommt", gibt die Helaba zu bedenken. Die Experten der Landesbank selbst glauben daran aber nicht, da die Konjunkturdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft "zu uneinheitlich für einen Paukenschlag" der US-Notenbank seien. Und auch Molnar befürchtet, dass Fed-Chef Jerome Powell zu einem möglichen "Spielverderber" werden könnte.

Unternehmensseitig ist es nach der Berichtssaison und am Ende der Sommerurlaubszeit ruhig geworden. Chipwerte zählten hierzulande zu den Favoriten, nachdem die Branche bereits in den USA am Montag besonders gefragt war. Unterstützen dürfte ein Milliarden Dollar schwerer Zukauf des Halbleiterkonzerns AMD , der zum KI-Primus Nvidia aufholen will. Infineon legten im Dax um 1,0 Prozent zu, Aixtron im MDax um 1,3 Prozent und Süss Microtec sowie Elmos gewannen im SDax zwischen 2 und 4 Prozent.

Aus der erneuerbaren Energienbranche gewannen Nordex nach Neuaufträgen zudem 0,9 Prozent. SFC Energy stiegen nach Halbjahreszahlen und bestätigten Jahreszielen um 5,2 Prozent. Warburg-Analyst Malte Schaumann hält es für gut möglich, dass der Brennstoffzellen-Spezialist das obere Ende seiner Gewinnprognose für 2024 leicht übertreffen kann.

Redcare Pharmacy litten dagegen unter den Halbjahreszahlen der Konkurrentin DocMorris und büßten knapp 3 Prozent ein. Die in der Schweiz notierte Online-Apotheke schrieb im ersten Halbjahr wie erwartet tiefrote Zahlen. Zudem senkte sie ihre Jahresziele.

Außerhalb der aus Dax, MDax, SDax und TecDax bestehenden Dax-Familie sackten Varta um weitere 8,5 Prozent ab. Die Aktien des um sein Überleben kämpfenden Batterieherstellers hatten tags zuvor ein Rekordtief von unter einem Euro erreicht und sich dann bis Handelsschluss wieder auf über zwei Euro erholt. Das geplante Sanierungskonzept, das unter anderem den Einstieg des Sportwagenbauers Porsche AG vorsieht, hält für die Anleger eine bittere Pille bereit. Ihnen droht womöglich der Totalverlust./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---