FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Mittwoch trotz verbesserter Konjunkturaussichten im Handelsverlauf unter Druck geraten. Zwar besserte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft zu Jahresbeginn erneut, doch stieg das Ifo-Geschäftsklima im Januar nicht ganz so stark wie erwartet. Die Reaktionen von Experten auf die Daten fielen durchwachsen aus.

Der Dax drehte nach den Ifo-Daten ins Minus und notierte zeitweise wieder unter der vielbeachteten Marke von 15 000 Punkten. Zuletzt verlor der Leitindex 0,51 Prozent auf 15 016,67 Punkte. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,68 Prozent auf 28 373,77 Zähler abwärts. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone sank um rund 0,7 Prozent.

Das Ifo-Geschäftsklima liege noch immer auf einem Niveau, auf dem es in der Vergangenheit regelmäßig Rezessionen gegeben habe, warnte Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank. Sein Kollege Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg kommentierte: "Den Anstieg des Geschäftsklimas kann man schon fast routiniert zur Kenntnis nehmen. Viele Frühindikatoren legen derzeit zu. Dass sich die Lage der Unternehmen eingetrübt hat, passt dagegen nicht ganz ins hoffnungsfrohe Bild der Konjunkturerholung. Man sollte jetzt nicht zu schnell zu optimistisch werden, nur weil der befürchtete Absturz ausgeblieben ist."

Die Aktien von Rheinmetall profitierten von der Panzer-Allianz für die Ukraine, erklommen am Morgen ein Rekordhoch und gewannen zuletzt 1,0 Prozent. Die Zustimmung der Bundesregierung zur Lieferung von Leopard-Panzern habe zwar nur begrenzte unmittelbare finanzielle Auswirkungen auf den Industrie- und Rüstungskonzern, für die Investorenstimmung zur Aktie wäre der Schritt aber ausgesprochen hilfreich, sagte ein Händler. Denn die von Deutschland und anderen Staaten gelieferten Panzer müssten ersetzt werden, was für steigende Aufträge an Rheinmetall spreche.

Überraschend starke Geschäftszahlen des Lkw-Herstellers Paccar in den USA vom Vortag haben auch am Mittwoch den Kurs von Daimler Truck nach oben getrieben. Zuletzt legten sie um 2,3 Prozent zu und waren damit Spitzenreiter im Dax.

Dagegen fielen die Titel von Fresenius um 2,1 Prozent. Der Krankenhaus- und Medizinkonzern steht mitten in seinem strategischen Überprüfungsprozess vor dem Problem einer hohen Verschuldung. Die Verschuldung liege über dem Zielkorridor, weshalb der finanzielle Spielraum nicht so groß sei, "wie wir ihn uns für volle strategische Flexibilität wünschen würden", sagte Finanzchefin Sara Hennicken der "Börsen-Zeitung".

Die Papiere von Jungheinrich verteuerten sich an der MDax-Spitze um 5,0 Prozent und stiegen auf den höchsten Stand seit Februar 2022. Der Gabelstapler-Hersteller baut mit der Übernahme der Storage-Solutions-Gruppe sein Geschäft mit Lagerautomatisierung aus. Der Zukauf sei eine "großartige Ergänzung", kommentierte ein Börsianer.

Die Titel von Aroundtown und Grand City Properties reagierten mit Verlusten von 6,1 beziehungsweise 2,9 Prozent auf Analysten-Abstufungen. Die Societe Generale wird vorsichtiger für bestimmte Immobilienunternehmen und sieht vor allem die erste Jahreshälfte 2023 düsterer. Zudem bremste eine Abstufung der Deutschen Bank den guten Lauf der Aixtron-Aktien . Sie büßten als MDax-Schlusslicht 8,1 Prozent ein, nachdem sie im bisherigen Jahresverlauf gut 16 Prozent gewonnen hatten.

Der Kurs des Euro notierte zuletzt bei 1,0878 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0858 (Montag: 1,0871) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9210 (0,9199) Euro.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,18 Prozent am Vortag auf 2,10 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,30 Prozent auf 127,04 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,50 Prozent auf 139,11 Zähler./edh/jha/

- Von Eduard Holetic, dpa-AFX -