FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor den mit Spannung erwarteten US-Verbraucherpreisdaten am Dienstag hat der deutsche Aktienmarkt seine soliden Anfangsgewinne nicht halten können. Gegen Mittag ist die Tendenz uneinheitlich. Positive Vorgaben lieferten zunächst die US-Börsen vom Vorabend, wo die Anleger vor allem bei Technologiewerten zugegriffen hatten. Frische deutsche Inflations- und Konjunkturdaten zeigten nur wenig Einfluss auf die Kurse.

Der Dax notierte zuletzt 0,2 Prozent höher bei 16 126,80 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen drehte ins Minus und verlor zuletzt 0,2 Prozent auf 27 265,98 Zähler. Für den EuroStoxx 50 ging es um 0,2 Prozent nach oben.

In Deutschland schwächt sich die Inflation weiter ab. Mit 6,1 Prozent sank die jährliche Teuerungsrate im Mai auf den niedrigsten Stand seit März 2022. Damit wurden die vorläufigen Angaben von vor zwei Wochen bestätigt. Die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten in Deutschland hellten sich im Juni etwas auf. Das Stimmungsbarometer des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW stieg zum Vormonat auf minus 8,5 Punkte. Analysten hatten hingegen im Schnitt mit einem Rückgang auf minus 13,5 Punkte gerechnet.

Die für 14.30 Uhr terminierten US-Inflationsdaten sind für den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch von hoher Bedeutung. Da die Inflationsrate im Mai 2022 besonders hoch ausgefallen sei, dürfte der Rückgang der Jahresrate mathematisch bedingt jetzt besonders stark ausfallen, sagte der Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. "Die Inflationsrate ist das letzte Hindernis auf dem Weg zur Zinspause der Fed", so der Experte. Sollte die Inflation wie erwartet in Richtung vier Prozent fallen, dann stehe dieser nichts mehr im Weg.

Im Umfeld teilweise erholter deutscher Internet-Werte fielen die Aktien von Zalando mit einem Kursaufschlag von 2,5 Prozent als Dax-Spitzenreiter auf. Mit einem Abschlag von rund einem Viertel sind die Papiere des Online-Modehändlers in diesem Jahr allerdings der mit Abstand schwächste Dax-Wert. Mit HelloFresh erholte sich auch ein anderer deutscher Internet-Wert, der in diesem Jahr auf eine dürftige Kursentwicklung zurückblickt. Beim Kochboxenlieferanten gab es am Dienstag einen Anstieg von 4,6 Prozent.

Die SAP-Aktien stiegen im Windschatten unerwartet guter Quartalszahlen des US-Rivalen Oracle auf den höchsten Stand seit November 2021 und notierten zuletzt 0,8 Prozent im Plus. Florierende Cloud-Services verhalfen dem US-Softwarekonzern im vergangenen Geschäftsquartal zu mehr Gewinn und Umsatz. Die gute Dynamik bei Oracle und ein großer Tech-Hype seien gute Voraussetzungen für SAP, kommentierte ein Börsianer am Morgen.

Die von Dürr angekündigte Übernahme von BBS Automation bescherte der Aktie des Anlagenbauers ein Kursplus von zuletzt 3,5 Prozent. Dürr will mit dem bis zu 480 Millionen Euro teuren Zukauf von BBS seinen Umsatz in der Automatisierungstechnik 2024 auf rund eine halbe Milliarde Euro mehr als verdoppeln. Die Übernahme sollte als positiver strategischer Schritt betrachtet werden, sagte ein Händler am Morgen. Der Preis scheine in Ordnung zu sein.

Die lange geplante Umbenennung der Shop Apotheke in Redcare Pharmacy wurde am Dienstag vollzogen. Die Titel des Online-Arzneimittelhändlers sind fortan an der Frankfurter Börse unter dem Kürzel "RDC" gelistet. Sie setzten ihren jüngsten Stabilisierungskurs mit einer Erholung um 5,0 Prozent fort.

Was die Einführung von E-Rezepten betrifft, könnte es bald Fortschritte geben. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) soll es zum 1. Juli möglich sein, E-Rezepte in den Apotheken mit der Versichertenkarte abzurufen. "Das E-Rezept ist endlich alltagstauglich", sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bis Ende Juli sollen voraussichtlich schon 80 Prozent der Apotheken in Deutschland an das System angeschlossen sein, ergänzte er./edh/jha/

- Von Eduard Holetic, dpa-AFX -