FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich nach den jüngsten Verlusten am Freitag mit Mühe etwas stabilisiert. Nachdem er zunächst unter die 19.000-Punkte-Marke gerutscht war, konnte er sich wieder etwas berappeln - um die Mittagszeit stand ein Plus von 0,11 Prozent auf 19.037,21 Punkte zu Buche. Für die laufende Woche zeichnet sich indes ein Minus von 2,2 Prozent ab.

Angesichts des anstehenden US-Arbeitsmarktberichts und dessen Bedeutung für die US-Geldpolitik sowie der weiter angespannten Lage im Nahen Osten blieben die Anleger vorsichtig. Vor einer Woche hatte der Dax mit knapp 19.492 Punkten ein Rekordhoch erreicht.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann am Freitag 1,02 Prozent auf 26.846,43 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um knapp 0,2 Prozent hoch.

"Da der Konflikt im Nahen Osten nicht weiter eskaliert, beruhigen sich zunächst auch die Gemüter an der Börse etwas", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Der US-Arbeitsmarktbericht am frühen Nachmittag "dürfte die Entscheidung herbeiführen, ob der Dax diese Woche über der Unterstützung von 19.000 Punkten beendet oder ob sich das technische Bild darunter verschlechtert".

Skeptischer ist Marktbeobachter Stephen Innes von SPI Asset Management mit Blick auf den Nahost-Konflikt. "Die Märkte halten sich stabil, aber in der geopolitischen Landschaft brodelt es", warnte er mit Blick auf eine befürchtete Reaktion Israels auf den jüngsten, massiven iranischen Raketenangriff.

Innes zufolge ist es zunächst positiv, dass die US-Wirtschaft weiter ihre Widerstandsfähigkeit beweist. Diese Medaille habe aber eine Kehrseite: "Angesichts der so guten Wirtschaftsentwicklung hat die US-Notenbank Fed möglicherweise keine überzeugenden Argumente für eine massive Zinssenkung im November."

Am deutschen Aktienmarkt stach vor dem Wochenende Hapag-Lloyd negativ heraus. Die in keinem wichtigen Index gelisteten Anteilsscheine der Großreederei sackten um gut 12 Prozent ab, nachdem Hafenarbeiter an der US-Ostküste ihren Streik nach wenigen Tagen gestoppt haben.

Im Fokus stand zudem Redcare Pharmacy . Die Online-Apotheke hatte am Vorabend Eckdaten für das vergangene Quartal vorgelegt und rechnet 2024 wegen höherer Werbeausgaben für das E-Rezept mit einem geringeren Gewinn als bisher. Daher halbierte sie ihre Prognose für die bereinigte Ergebnismarge fast. Während Optimisten die überzeugende Umsatzentwicklung mit dem E-Rezept hervorhoben, betonten Pessimisten die Belastung für die Profitabilität. Am Markt überwog eine positive Interpretation: Die Aktien, die seit Mitte September um bis zu 19 Prozent zugelegt und zuletzt stagniert hatten, stiegen um weitere 2,4 Prozent.

Autoaktien trotzten der Entscheidung der EU, Zusatzzölle auf Elektroautos aus China zu ermöglichen. Obwohl die deutsche Branche mehr Nachteile als Vorteile sieht und Gegenmaßnahmen Chinas befürchtet, blieb es bei der vorherigen Kursstabilisierung: Für Volkswagen , dessen Sportwagentochter Porsche AG , BMW und Mercedes-Benz standen nach den jüngsten Verlusten Kursgewinne von bis zu 1,5 Prozent zu Buche. Die Anleger hoffen offenbar, dass Brüssel mit China am Verhandlungstisch noch eine Lösung erreicht. In diesem Fall können die Zölle von der EU-Kommission wieder gestoppt werden.

Derweil wagte der Wissenschaftsverlag Springer Nature am Freitag den Sprung auf das Börsenparkett. Nach einem ersten Kurs von 24 Euro kosteten die Aktien zuletzt 24,56 Euro - damit notierten sie gut 9 Prozent über dem Ausgabepreis von 22,50 Euro./gl/men

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---