FRANKFURT (dpa-AFX) - Zunehmende Konjunktursorgen sowie Kursverluste im Banken- und Rüstungssektor haben den deutschen Aktienmarkt am Montag weiter belastet. Der Dax verlor nach der sehr schwachen Vorwoche gegen Mittag 0,30 Prozent auf 15 782,27 Punkte.

Unter 16 000 Punkten bleibe der deutsche Leitindex angezählt, schrieb der Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Das Niveau um das Tief vom Freitag bei 15 733 Zählern müsse der Markt halten, um eine Korrektur bis in Richtung der 200-Tage-Linie 1000 Punkte tiefer zu verhindern. Am Montag erreichte der Dax sein Tagestief bei knapp über 15 713 Zählern und drehte von dort wieder etwas nach oben.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen notierte zuletzt mit minus 0,05 Prozent auf 26 775,65 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,2 Prozent.

Zins- und Konjunktursorgen, Gewinnwarnungen und der Kurseinbruch von Siemens Energy hatten den Dax in der Vorwoche zurückgeworfen und damit das Chartbild eingetrübt. Auf die Nachrichten vom Wochenende aus Russland reagierten die Märkte derweil recht gelassen.

Die Sorgen vor einer schwachen Konjunktur wurden am Montag nach dem Ifo-Geschäftsklima, dem wichtigsten Frühindikator für Deutschland, größer. Denn die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechterte sich im Juni deutlich und noch dazu stärker als von Analysten im Schnitt erwartet.

"Ein Rückgang hatte sich ja schon abgezeichnet, aber dass es so deutlich abwärts ging, schockiert dann doch", erläuterte Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Sein Fazit klingt ernüchternd: "Wir stecken mitten in einer Rezession. Auch im zweiten Quartal dürfte es mit der Wirtschaftsleistung insgesamt spürbar bergab gehen. Eine Konjunkturerholung rückt einstweilen in weite Ferne."

Für die Aktienkurse von Banken ging es daher weiter bergab. Mögliche Kreditausfälle und höhere Rückstellungen trüben die Lage. Die für Banken eigentlich positive Entwicklung steigender Zinsen, wodurch die Einnahmen der Kredithäuser steigen, trete derzeit angesichts der Wirtschaftsabkühlung in den Hintergrund, hieß es aus dem Handel.

Zu den allgemeinen Wirtschaftssorgen als Belastung für den Bankensektor kommen bei der Commerzbank aktuell eigene Probleme hinzu, weshalb sich deren Aktien am Montag mit minus 2,1 Prozent noch schwächer entwickelten als der Sektor. Das Frankfurter Institut muss für seine polnische Tochter mBank weitere millionenschwere Belastungen stemmen, die Rückstellungen steigen.

Nach den Wirren in Russland am Wochenende fielen Rüstungswerte am Montag europaweit mit deutlichen Abgaben auf. In Frankfurt sanken Rheinmetall und Hensoldt um 4,7 beziehungsweise 2,3 Prozent. Börsianer taten sich hier aber ähnlich schwer mit einer Interpretation der Kursverluste, wie die politischen Kommentatoren beim offenbar gescheiterten Putsch-Versuch durch die Söldnergruppe Wagner am Wochenende in Russland. Einige Anleger rechneten nun offenbar mit einer Entspannung, aber fundamental untermauern lasse sich das kaum, hieß es aus dem Handel.

Siemens Energy verloren weitere 4,7 Prozent, nachdem die Titel des Energietechnikkonzerns am Freitag nach zurückgezogenen Prognosen um mehr als 37 Prozent eingebrochen waren und damit einen der größten Tagesverluste im Dax erlitten hatten. Weitere Analysten äußerten sich am Montag pessimistisch. "Die Berechenbarkeit ist zu schlecht", begründete etwa Vivek Midha von der Citigroup die Rücknahme seiner Kaufempfehlung. Die Einschätzung der Lage beim Sorgenkind, der spanischen Tochter Siemens Gamesa, habe sich gegenüber seiner "Buy"-Einstufung im Mai grundlegend geändert./ajx/jha/

- Von Achim Jüngling, dpa-AFX -